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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Barhocker herunterzufahren, winkte Timothy ab.
    »Ich möchte mich ans Fenster setzen, Melvin. Das Übliche, ja?«
    »Gut, daß ich Sie sehe, Mister Truckle«, rief Coats. »Darf ich Sie irgendwann heute kurz stören? Es gibt offensichtlich Kummer mit Ihrer Zusatzklimaanlage.«
    »Kommen Sie doch an meinen Tisch, sobald Sie Zeit haben«, antwortete Timothy.
    Die Bar war zu dieser Tageszeit kaum besucht, Timothy hatte die ganze Südseite für sich. Er hielt das Gesicht in die Sonne; trotz der Thermoscheiben sengten die Strahlen. Und irgendwo da unten, hinter der braunen, pappigen Wolkenschicht, kochte die Stadt.
    Nein, dachte Timothy, es ist ja schon Winter. Ob es Schnee gab in diesem Jahr? Weiße Weihnacht ...
    Coats riß Timothy aus seinen Gedanken. Er wollte sich nicht setzen, er breitete Folien auf dem Tisch aus und zeigte auf rot markierte Kurven, dabei raunte er leise.
    »Ich hatte heute Besuch von der NSA, und man hat mich lange über Sie ausgefragt. Ich hoffe, es ist nur eine Routineüberprüfung. Ich weiß ja auch gar nichts über Sie.«
    »Schon gut«, sagte Timothy laut, »wenn die Störfrequenzen von meiner Klimaanlage kommen, wird das schnellstens beseitigt.«
    »Und das Appartement neben Ihrer Wohnung hat neue Mieter«, flüsterte Coats. »Wenn ich mich nicht täusche, sind das Leute vom Geheimdienst.«
    »Ich bestelle gleich nachher einen Techniker«, erklärte Timothy.
    »Und das Penthaus –«
    »Haben Sie davon erzählt?« flüsterte Timothy zurück.
    »Nein. Wissen Sie, ob Frau Magginthy den Vertrag verlängern wird? Er läuft Ende Januar ab, und – ich frage wegen der Provision.«
    »Sie sollen Sie sich verdienen«, sagte Timothy. »Suchen Sie ruhig einen neuen Mieter.«
    »Nach Neujahr«, sagte Coats.
    Timothy war kaum wieder in seiner Wohnung, da grinste die Bachstelze vom Monitor.
    »Tut mir leid«, sagte Timothy, »ich habe noch nichts für Sie.«
    »Ich rufe an, um Ihnen zu sagen, daß Sie sich nicht länger mühen müssen. Die Sache hat sich anderweitig geklärt.«
    »Ja, wirklich?« Timothy brauchte einen Augenblick, bis er verstand, was sie meinte. »Ich darf also gratulieren –?«
    »Pst! Nicht beschreien!« Die Bachstelze drohte ihm neckisch mit dem Zeigefinger. »Im Vertrauen, Tiny, nächste Woche räume ich meinen Schreibtisch im Präsidium. Dann sind Sie endlich sicher vor mir.«
    »Aber, Debby – ich darf doch noch so sagen?«
    »Sie dürfen. Und Sie brauchen mir nichts vorzumachen; ich weiß, wie ungern Sie für mich gearbeitet haben, aber das ist nun vorbei.«
    »Ich hoffe, ich werde Sie trotzdem gelegentlich sehen.« Timothy seufzte. »Ich habe so wenig Freunde, wie Sie wissen.«
    »Rufen Sie ruhig mal an. Und das Material löschen Sie, ja?«
    »Möchten Sie sich selbst davon überzeugen?«
    Doborrah Johnson überlegte einen Augenblick, dann schüttelte sie den Kopf. »Ich vertraue Ihnen, Tiny.«
    Timothy setzte sich zu Napoleon. Die Leitung zum Polizeipräsidium war schon gekappt.
    »Und was nun?« rief Timothy verzweifelt.
    »Was immer das Problem ist«, erwiderte Napoleon, »ich denke, wir werden es lösen.«
    »Aber ich habe keine Ahnung, wo wir ansetzen können!«
    »Wenn ich mir einen Vorschlag erlauben darf, Sir, gehen Sie in die Küche.«
    »Das hat mir heute schon jemand empfohlen«, sagte Timothy grimmig.
    »Tut mir ehrlich leid, ich wäre gerne zum Essen gekommen, aber –« Doc hob verlegen die Hand.
    »Hast du wenigstens Zeit für einen Drink?«
    »Dafür immer. Aber bitte nichts Hartes. Der Wetterumschlag bekommt mir gar nicht.«
    Timothy schob ihn ins Mausoleum und holte seine letzte Flasche Champagner. Doc studierte das Etikett.
    »Mann, Tiny, ein ›Veuve Cliquot‹!«
    »Leider der letzte, und ich weiß nicht, wie ich Brooker noch eine Flasche abluchsen könnte.«
    »Ich habe dir auch etwas mitgebracht.« Doc legte einen Schuhkarton auf den Tisch. »Dein Dope. Aber bitte sei vorsichtig damit, vor allem Mixturen können verhängnisvoll sein.«
    »Ich weiß.« Timothy blickte ihm in die Augen. »Ich denke, ich bin wieder sauber. Zumindest bis zu meinem nächsten Einbruch.« Er lachte, als er Docs verblüfftes Gesicht sah. »Das war im übertragenen Sinn gemeint. – Oder auch nicht?« Timothy versank ins Grübeln, dabei nahm er den Däumling in die Hand und entlockte ihm zarte Melodien. Doc starrte fasziniert auf die Kapsel.
    »Ein neuer Shopenhower?« erkundigte er sich, als Timothy zum Glas griff.
    »Und ich hoffe, daß es nicht seine letzte Arbeit ist«,

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