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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
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Sie doch gar nicht sein! Boone hatte seinerzeit Kerne von Leberzellen in Eizellen transplantiert und auf diese Weise genetische Duplikate der Zellspender bekommen, denen er die Kerne ohne ihr Wissen bei Leberpunktionen entnahm. Erinnern Sie sich jetzt?«
    »Und ob ich mich erinnere. Boone bekam so ideale Einbruchswerkzeuge, die mühelos die Identicat-Sicherung ihrer ahnungslosen Väter knacken konnten; wollen Sie Einbrecher werden?«
    Brooker lachte laut auf. »Natürlich nicht. Aber ich habe gleich erkannt, wozu Klons noch zu gebrauchen wären. Unsere alten Herren waren ja nur darauf aus, diese Schandflecke aus ihrem Fleisch und Blut so schnell wie nur möglich aus der Welt zu schaffen. Sentimentale Narren voller Skrupel!«
    »Sie haben offensichtlich keine Skrupel«, sagte Timothy.
    »Und ich bin auch kein Narr.« Brooker grinste. »Die Idee, Boonesburg mit einer Nihilationsbombe auszulöschen, kam von mir. Ich hatte ja kein Double dort, und unsere ›Unsterblichen‹ werden eh schon entschieden zu alt. Aber ich habe mich gleich darangemacht und eine neue Produktion von Klons aufgezogen. Ein florierendes Unternehmen. Sie würden staunen, Truckle, wer alles Duplikate von sich anfertigen läßt, manche gleich ein Dutzend, dabei bin ich im Dutzend nicht billiger.«
    »Aber wozu denn?« rief Timothy. »Sie wissen doch, daß Klons allesamt Kretins werden, mißgestaltete Idioten, nahezu ohne Gehirn.«
    »Um so besser für sie«, erwiderte Brooker. »Und mißgestaltet sind sie nicht mehr, das haben wir korrigieren können, deshalb sind die Klons ja so wertvoll. Verstehen Sie immer noch nicht? Bei den Transplantationen gibt es doch immer noch Komplikationen. Unverträglichkeitsreaktionen, Abstoßungen – denken Sie nur an Henry Six! Klons sind genetisch absolut identisch, buchstäblich Fleisch vom eigenen Fleische, es ist, als würden Sie sich das eigene Bein wieder ansetzen lassen –«
    »Wollen Sie sagen, daß Sie in York Ersatzteillieferanten züchten?«
    »Eine großartige Idee, nicht wahr? Und Sie haben mich daraufgebracht.«
    Timothy klammerte die Finger um die Stuhllehnen, daß die Knöchel weiß hervortraten. Er brauchte eine Weile, bis er sich wieder in der Gewalt hatte. »Und die Babys im Helicopter?«
    »Eine ganz dumme Panne. Die kamen aus Outridge. Die Embryos werden in Outridge angezüchtet und ausgetragen und kommen nur nach York, wenn sie gelungen sind.« Brooker seufzte. »Peinliche Sache, zumal es sich um Klons der NSA-Spitzen handelte, die –«
    Er schwatzte und schwatzte, Timothy hörte nicht zu. Das ganze Risiko war umsonst gewesen. Er hatte nichts erfahren, was ihm helfen konnte, Daniel zu befreien, und die Aufzeichnungen konnte er wegwerfen. Die Spur der Mutanten war zu Ende. Er wanderte unruhig durch die Etage. Er mußte schnell zu einem Entschluß kommen. Brooker hatte aufgehört zu plappern. Timothy sah auf die Uhr; die Wirkung der Wahrheitsdroge war abgelaufen. Timothy injizierte Brooker Suggestal und wartete, bis er eingedämmert war.
    »Wenn du erwachst, Earl«, sagte Timothy mit eindringlicher Stimme, »wirst du dich nicht mehr erinnern können, was geschah, seit du aus dem Helicopter gestiegen bist. Und jetzt komm mit.«
    Auf halbem Weg kehrte Timothy um und sperrte Brooker in eine geschlossene Zelle. Er holte ein paar Decken und einen Arm voll Dosen aus den NSA-Vorräten, machte die Pritsche fertig und befahl dem völlig apathischen Brooker, sich hinzulegen.
    »Jetzt ist er endlich da, wo er hingehört«, brummte Timothy, als er die Zelle verriegelte, »bei Wasser und Brot, obwohl: ›Kentucky-Vollkorn‹ und ›Arktisschmelzwasser‹ sind entschieden zu gut für dieses Vieh von Vatermörder und Kannibalen.«
    Kurz vor Schluß der Veranstaltung saß Timothy wieder im Saal. Er ließ sich Zeit beim Hinausgehen, so traf er an der Tür auf Chief Monroe. Monroe machte Timothy mit seiner Frau bekannt und ernannte ihn zum Schiedsrichter; er fand, die singenden Vierlinge seien der Höhepunkt der Show gewesen, seine Frau dagegen, das sei der Feuerschlucker. Timothy pflichtete ihr bei.
    »Aber«, so sagte er entschuldigend zu Monroe, »ich bin nicht unparteiisch. Mein Verhältnis zu nackten Mädchen ist, wie Sie sicher verstehen, etwas gebrochen, und ich bin ein fast schon fanatischer Verehrer der alten Artistik.«
    »Okay, okay.« Monroe lachte versöhnlich. »Kommen Sie mit auf einen Drink? Wir wollen noch in die ›Astoria‹-Bar.«
    »Sehr gerne«, antwortete Timothy. »Ich hatte ohnehin vor,
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