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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Autoren: Gert Prokop
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Devlin gleich den Befehl zum nächsten Angriff geben. Timothy verwandelte seine Wohnung in eine Festung.
    Er blockierte den Eingang, schaltete die Wasserversorgung über einen Analysator, aktivierte die Drahtnetze unter den Tapeten; die hauseigene Klimaanlage legte er ganz lahm, und zur Sicherheit steckte er die Atemmaske griffbereit in die Tasche. Er hängte Alarmgeräte in die Aquarien, die ihm anzeigen würden, wenn die Goldfische außergewöhnlich unruhig wurden oder die beiden Nilhechte durch verminderte elektrische Impulse Veränderungen des elektrischen Feldes signalisierten. Er machte die Nihilationssicherungen an den Geheimschränken scharf und blockierte Napoleon durch eine Doppelnullschaltung; dann setzte er sich ins Mausoleum und gab eine Botschaft an den Großen Bruder durch, Zahlengruppen, die wiederum für andere Zahlen standen, für Kennziffern des Katalogs der Chicagoer Tiergärten: Nerz – Ratte – Igel – Bernhardiner – Wühlmaus. Das hieß im Klartext: Bin bedroht. Geheimdienstangriff. Ich igle mich ein. Prüfe, ob ich überwacht werde. Bereite mein Untertauchen vor.
    Er musterte seine Weinvorräte, nahm sich eine Flasche »Chateauneuf du Pape«, setzte sich zu Napoleon und wartete.
    15.
    Zwei Tage lang geschah nichts. Kein Angriff, kein Besuch, kein Anruf. Nur der Große Bruder fragte an, ob man Timothy herausholen solle. Noch nicht, antwortete er, noch habe er Hoffnung, daß sich die Situation anders lösen ließe.
    Seine Wohnung wurde bewacht, und die NSA-Leute machten kein Hehl daraus. Wahrscheinlich hatten sie auch den Communicator blockiert; nicht einmal Devlin konnte Timothy erreichen. Um so überraschter war er, als am Vormittag des dritten Tages der Monitor aufleuchtete. Samuel S. Brooker blickte ihn an. Der »Unsterbliche« sah sterbenskrank und todmüde aus.
    »Ich möchte mit Ihnen sprechen, Mister Truckle. Kommen Sie bitte zu mir. Sie wissen ja, ich verlasse Harlington schon lange kaum mehr.«
    »Und Sie wissen, daß ich das ›Nebraska‹ äußerst ungern verlasse. Außerdem habe ich Angst vor Ihren Hunden. Was wollen Sie?«
    »Meinen Sohn, Mister Truckle. Er –«
    »Will er Sie wieder umbringen?« warf Timothy ein. Brooker sah ihn verbissen an.
    »Mister Truckle, Sie wissen, daß ich Earl nicht gerade liebe, und niemand weiß besser als Sie, warum, aber er ist ... Ich will mich mit Ihnen einigen.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie überhaupt sprechen«, erklärte Timothy.
    »Sie haben sich mit der UNITED befaßt. Sie haben Wintrop befragt. Sie haben umfassende Recherchen angestellt –«
    »Das ist längst erledigt«, unterbrach Timothy, »und ich bin sicher, Ihre Freunde von der NSA haben Sie darüber aufgeklärt.«
    »Jemand hat Earl ins ›Nebraska‹ gelockt«, fuhr Brooker fort, »unter dem Vorwand, ihm eine Shopenhower-Sonic zu verkaufen. Sie wohnen im ›Nebraska‹, und Sie sind einer der wenigen, die eine Sonic vom Shopenhower besitzen.«
    »Ich würde mich nie von ihr trennen«, erwiderte Timothy, »und schon gar nicht würde ich sie Ihrem Sohn überlassen. Und er würde mich nie besuchen. Mister Brooker, da will jemand uns beide reinlegen und aufeinanderhetzen.«
    »Haben Sie Erbarmen mit einem alten Mann, der nicht mehr lange zu leben hat«, sagte Brooker, sein Ton war eher drohend als flehend. »Sie müssen mir helfen!«
    »Wollen Sie mich engagieren? Soll ich ihn suchen?«
    »Wenn es darauf hinausläuft –?« Brooker sah Timothy prüfend an. »Gut, ich engagiere Sie. Bestimmen Sie Ihr Honorar selbst.«
    »Tut mir leid, Mister Brooker, ich habe keine Zeit. Ich suche schon meinen Freund Daniel Shopenhower, das nimmt mich völlig in Anspruch.«
    Brooker starrte Timothy einen Augenblick fassungslos an, dann ließ er den Blick sinken. »Ich verstehe«, murmelte er.
    »Ja, so ist es«, sagte Timothy.
    »Wenn Sie Shopenhower gefunden haben, hätten Sie dann Zeit, Earl zu suchen?« fragte Brooker lauernd.
    »Ich denke, ja.«
    »Und Sie würden ihn finden, nicht wahr?«
    »Habe ich nicht auch Ihren Mörder entdeckt?« Timothy lächelte. »Da ist noch ein Problem. Ich kann zur Zeit meine Wohnung nicht verlassen, ohne einen Rattenschwanz von Geheimdienstleuten mit mir herumzuschleppen. Wie soll ich so Ihren Sohn finden?«
    »Das regle ich sofort«, versicherte Brooker. »Wann wollen Sie Ihren Freund abholen?«
    »Wieso, ist er bei Ihnen?« fragte Timothy zurück.
    »Ja. Sie wissen es vielleicht nicht, Mister Truckle, aber auch ich bin ein Freund von Shopenhower, mehr
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