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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Bentley, überweisen Sie es in Gottes Namen.«
    »In meinem Namen! Darf ich Sie jetzt auch einmal auf ein Zitat verweisen, Mister Truckle: ›Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnützlich führen, denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.‹ Sie finden es im Kleinen Katechismus. Ich hoffe doch, Sie haben nicht nur eine Kassette des Alten Testaments?«
    Timothy verriet nicht, daß er nicht nur die ganze Bibel, sondern sogar eine Prachtausgabe aus dem 17. Jahrhundert besaß.
    10.
    Inger erwartete Timothy am Helicopter. Als er die Taschen abstellte, um sie zu begrüßen, nahm sie ihn in die Arme, drückte ihm einen KuB auf den Mund und schwenkte ihn im Kreis.
    »Ach, Tiny«, rief sie, »ich liebe Sie!«
    »Fast möchte ich es glauben«, antwortete Timothy. »Ich wäre Ihnen aber trotzdem sehr verbunden, wenn Sie mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehren ließen.«
    Natürlich wollte Inger sofort und ganz genau informiert werden, und sie zog einen Flunsch, als sie zu hören bekam, daß Timothy nur seinen Klienten das Recht einräume, über die Informationen zu verfügen. Timothy war auch dagegen, Bentley zu wecken. Er wollte erst einmal schwimmen. Und den »Monofly« ausprobieren.
    Er genoß das Meer wie bei seinem ersten Besuch. Schon auf dem Flug nach Chicago hatte er mit sich gehadert, weil er so überstürzt abgereist war. Wenn er alle Orte meiden wollte, an denen einmal Menschen ermordet oder gequält worden waren, wo gab es dann noch einen Platz für ihn? Jeder Zentimeter dieses Planeten war irgendwann einmal mit Blut getränkt worden, und waren nicht die Sklaven des Altertums und die aufständischen Bauern des Mittelalters, die Indianer und Negersklaven und die Ausgebeuteten aller Zeiten ebenso seine Brüder wie die Guerillas des 21. Jahrhunderts?
    Das Fluggerät sah aus wie einer dieser altertümlichen Tornister, und es wurde auch so auf den Rücken geschnallt. Der »Monofly« war kinderleicht zu bedienen. Er arbeitete nach dem alten Prinzip der Luftstaudüsen, nur nahezu lautlos, die Servomotoren wurden von Atombatterien angetrieben. Inger winkte aufgeregt zu Timothy hinauf, er solle wieder zur Erde zurückkommen. Timothy landete vor ihren Füßen.
    »Haben Sie etwa Angst, daß ich Ihnen davonfliege«, fragte er.
    »Das Wetter schlägt um. Horchen Sie, Tiny!«
    Vom Waldrand her klangen spitze, schrille Schreie.
    »Unsere Eichhörnchen«, erklärte Inger. »Sie fühlen Witterungsumschläge und schreien, wenn ein Unwetter bevorsteht.«
    »Hoffentlich keine Sturmflut.« Timothy blickte besorgt aufs Meer.
    »Dann wären sie schon geflüchtet. Eichhörnchen wandern vor einer Überschwemmung in höher gelegene Gebiete ab.
    Während andere Waldtiere vom Wasser überrascht werden, bringen sie sich immer in Sicherheit.« Inger zeigte auf die Wolken über dem Wald. »Es wird Sturm geben, und das heißt hier zumeist Regen, und Regen, der von Land kommt, kann radioaktiv sein.«
    »Was für eine Welt!« seufzte Timothy. »In den guten alten Zeiten mußte man sich in den Paradiesen nur vor Schlangen in acht nehmen!« Er ließ sich ein Stück steigen, so daß er Kopf an Kopf mit Inger zum Cottage schweben konnte. »Ein herrliches Gefühl«, sagte er. »Sie sollten es auch mal probieren.«
    »Ich habe es längst ausprobiert«, gestand sie, »und ich beneide Sie, Tiny. Warum darf nicht jeder so ein Ding haben? Abhauen kann doch dank der ISOLATION ohnehin keiner.«
    »Erstens«, antwortete Timothy, »sind unsere Behörden grundsätzlich mißtrauisch gegenüber jeder Form von individueller Freiheit. Zweitens könnte es ja sein, daß die DRAUSSEN doch diesen oder jenen durch die ISOLATION lassen. Vor allem aber hat man wohl Angst vor einem unkontrollierbaren Luftverkehr.«
    »Unkontrollierbar?« Inger lachte. »Warum, glauben Sie, wurde das Gehäuse nicht aus Plast, sondern aus unnötig schwerem und teurem Metall hergestellt? Doch nur, damit das Gerät auf den Radar- und Sonarschirmen zu erkennen ist.« Timothy nahm sich vor, das sehr schnell zu ändern. Er mußte verdammt aufpassen, daß der böig auffrischende Sturm ihn nicht wegwehte. Das Meer wechselte seine Farbe von Perlmuttgrau zu Quecksilberschwarz. Das Cottage war jetzt hermetisch gegen die Außenwelt abgeschlossen; sie mußten eine Luftschleuse benutzen, um in das Haus zu kommen.
    Bentley erwartete Timothy in seinem Zimmer. Er tat so, als sei er nicht im geringsten neugierig. Er lag in seinem Sessel vor der

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