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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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von Putzfrau entkommen lassen, drittens, du hast Jennifer und Audrey aus dem Bett geworfen, und welcher Mann bringt soviel Charakterstärke auf, selbst wenn er ›frisch verliebt‹ ist? In wen eigentlich, Tiny?«
    »Vielleicht bin ich nur impotent?« meinte Timothy.
    »Das weiß ich besser.« Inger schmunzelte.
    »Sag bloß, du hast mich belauscht!«
    »Ich bin verliebt«, sagte sie, »das heißt, ich bin eifersüchtig.«
    »Wir wären ein komisches Paar«, erklärte Timothy. »Vergiß es.
    »Alles werde ich vergessen«, erwiderte Inger, »sogar, daß du nicht nur deinen ›Monofly‹ eingepackt hast, sondern auch eine Tauchermaske und zwei Dosen Spray, nur dich nicht. Ich besuche dich bald.«
    »Okay, okay«, sagte Timothy, »aber melde dich vorher. Sonst denke ich am Ende, du bist ein Dieb, und empfange dich mit einem Rayvolver in der Hand.«
    »Ich bin ein Dieb«, sagte Inger, »und ich weiß schon, was ich dir stehlen will, deinen –«
    »Pst!« machte Timothy: »Wer weiß, wer hier alles lauscht.«

Das Orakel von Queens
    1.
    Der Notruf gellte wie eine Sirene durch alle Räume, die Lämpchen über den Türen flackerten rot: Polizei. Timothy stürzte auf den Flur. Der Monitor zeigte einen Mann in Zivil, der im Stakkatotempo seinen Polizei-Coder in den Schlitz des Communicators stopfte und wieder herauszog. Timothy warf einen Morgenmantel über und riß die Tür auf, damit endlich dieses entsetzliche Heulen aufhören sollte, das auch einen Toten hätte wecken können. Der Polizist sah ihn nur kurz an, dann nickte er.
    »Sie sind Truckle, was? Timothy Truckle. Ich soll Sie sofort zum Commissioner bringen.«
    »Zu Maroon?« Timothy überlegte krampfhaft, was vorliegen konnte, Momsen Maroon zählte weiß Gott nicht zu seinen Freunden.
    »Nein, zum Commissioner von Illinois«, sagte der Polizist. »Aber dalli!«
    Was hatte er beim Chef der Staatspolizei zu suchen? Einen Klienten bestimmt nicht. Timothy grübelte. Irgendwas war mit Mel Saunders gewesen, doch was? Der Polizist ließ ihm keine Zeit, Napoleon zu fragen, er beobachtete argwöhnisch, wie Timothy sich anzog. Timothy mußte froh sein, daß man ihm Zeit für einen Kaffee ließ.
    »Ich soll Sie nicht verhaften«, erklärte der Polizist, »nur sofort hinbringen, das schließt einen Schluck Kaffee wohl nicht aus. Wenn ich auch einen bekomme.«
    »Was Sie wollen. Wie ist es mit einem Schnaps?«
    »Im Dienst nie«, sagte der Polizist und streckte die Hand aus. Timothy gab ihm eine Flasche »Kansas-Bourbon«, die man ihm aus Versehen geliefert hatte; diesen Rachenputzer konnte man nur einer Bullenkehle zumuten.
    Sie flogen in einem Patrouillencopter, doch nicht zum Hauptquartier in der 37. Straße, sie nahmen Kurs auf eines der Hochhäuser am Südrand der Stadt, und sie landeten nicht auf dem allgemeinen Flugdeck, sondern vor einem Penthaus 13 im Stil der Bergbungalows, wie sie um die Jahrhundertwende von ein paar Superreichen auf den Gipfeln der Rocky Mountains errichtet worden waren, bevor diese unbewohnbar wurden. Das Penthaus mußte ein Vermögen gekostet haben, von der Miete für den Standort ganz zu schweigen; oberhalb der absoluten Smoggrenze war jeder Quadratmeter so teuer, daß man ihn mit Gold hätte pflastern können. Woher hatte ein Polizeibeamter soviel Geld?
    Es war nicht Mel Saunders, der Timothy erwartete, sondern die Bachstelze! Deborrah Johnson trippelte mit geöffneten Armen auf ihn zu, ihr Mund lächelte süß, und ihre Hängebäckchen und das Dreifachkinn wippten. Timothy streckte ihr schnell beide Hände hin, aus Angst, sie könne ihn umarmen und an ihre massigen Brüste drücken.
    »Herzlich willkommen«, sagte sie. »Wie oft habe ich Sie zu mir eingeladen, Tiny, aber ich muß Sie erst von einem Polizisten kidnappen lassen, damit Sie mich besuchen.«
    Timothy lächelte verlegen. Es war entschieden zu früh für ein Kompliment, das von der Bachstelze nicht falsch aufgefaßt werden konnte. Er sagte es ihr.
    »Ich habe Sie nicht zu mir gebeten, damit Sie Süßholz raspeln«, erwiderte sie. »Kommen Sie ’rein. Ich habe Kaffee gemacht, und mein Whisky-Vorrat ist sicher nicht viel schlechter als der Ihre.«
    »Ich wußte, daß Sie reich sind«, sagte Timothy, »aber ich hatte keine Ahnung, daß Sie so reich sind!«
    Die Bachstelze führte ihn vor ein Ölgemälde, das Porträt eines arglos lächelnden Mannes mit einer Kolbennase.
    »Das habe ich alles Big Lyndon B. 14 zu verdanken«, erklärte sie. »Wußten Sie nicht, daß er mein Urgroßvater

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