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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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dahintersteckt!« Timothy schüttelte traurig den Kopf. »Aber ich soll meine kleinen Finger riskieren. Und ich dachte, Sie seien mein Freund.«
    »Bin ich, Tiny, wirklich! Sie glauben gar nicht, wie oft ich meine Hand schützend über Sie gehalten habe, wie oft Ihre Lizenz schon in Gefahr war.«
    »Ja, in meinem Job macht man sich nicht nur Freunde«, seufzte Timothy. Er hatte den Wink mit der Lizenz wohl verstanden. »Okay. Aber ich brauche einen Klienten als Rückendeckung, in dessen Auftrag ich angeblich recherchiere.«
    »Mister Huxley von der GLOBE INSURANCE wird Sie offiziell beauftragen.«
    »Und auch die Kosten tragen? Ich benötige Hilfskräfte.«
    »Spesen können Sie abrechnen«, sagte die Bachstelze, »im übrigen muß ich Sie um einen Freundschaftsdienst bitten.«
    Timothy gelang es, ein freundliches Gesicht zu machen. Nicht nur, daß er für die Bachstelze arbeiten sollte, nun auch noch umsonst.
    »Dafür werde ich Ihnen wieder einmal behilflich sein«, sagte sie. »Hier ist die Frequenz meines Communicators. Schalten Sie Ihren Napoleon quer, und er kann über meinen Code alle Informationen bekommen, die Sie benötigen. Und nun zeige ich Ihnen meine Gemälde, ja?«
    »Bei meinem nächsten Besuch«, schlug Timothy vor. »Ich muß jetzt schnell einiges organisieren, damit ich alle Zeit für Sie einsetzen kann.« Er war zu aufgebracht, um in Ruhe Gemälde anzusehen, andererseits hatte er schon zuviel von Deborrah Johnsons Sammlung gehört, um sie nicht in Muße genießen zu wollen.
    2.
    »Informiere mich über Wahrsagerei«, forderte Timothy.
    »Würden Sie bitte präzisieren, um welche Form von Wahrsagerei es sich handelt, Sir«, erwiderte Napoleon, »um Äromantie, Alektryomantie, Apantomantie, Kapnomantie, Kausimomantie –«
    »Stopp, stopp! Du weißt, ich kann es nicht ausstehen, wenn du mir Fremdwörter um die Ohren wirfst. Was bedeutet das?«
    »Äromantie ist die Weissagung aus der Form der Wolken, Alektryomantie bedient sich eines Vogels, der Körner von Buchstaben pickt, Apantomantie deutet Begegnung mit Tieren, Kapnomantie die Formen aufsteigenden Rauches, die Kausimomantie dagegen studiert im Feuer liegende Gegenstände, Hippomantie das Stampfen von Pferden –«
    »Ich will keine historische Vorlesung«, unterbrach Timothy, »ich will wissen, was heutzutage Mode ist; wer hat denn noch Pferde oder offenes Feuer!«
    »Heutzutage werden hauptsächlich Hand- und Fußlinien gedeutet, außerdem nutzt man Spielkarten, Symbolwürfel, Cornflakes, manche Wahrsager verwenden auch Computer, Zufallsgeneratoren und fluoreszierende Hologramme, ungeachtet dessen dürfte es sich in allen Fällen um Scharlatanerie handeln.«
    »Ich merke, du weißt auch nicht mehr als ich«, sagte Timothy.
    »Ich möchte Sie trotzdem noch auf eine Form der Wahrsagerei aufmerksam machen, die Ihrem persönlichen Geschmack wohl am nächsten kommen dürfte: die Tiromantie.«
    »Und was ist das?«
    »Weissagung mit Hilfe von Käse, Sir.«
    Kurz darauf rief Huxley an. Er begrüßte Timothy mit säuerlichem Lächeln. Timothy fragte sich, ob das ihm galt oder ob die Bachstelze auch Huxley unter Druck gesetzt hatte. Huxley bestätigte, daß die GLOBE die Spesen übernehmen würde.
    »In vernünftigem Rahmen, versteht sich. Wir sind eine Versicherung und kein Wohlfahrtsinstitut, Mister Truckle.«
    »Ich zuweilen schon«, erwiderte Timothy. Er verkniff sich ein Lächeln. Wie die meisten Mächtigen dieser Welt schien Huxley keinen Spaß zu verstehen, und er hatte offensichtlich die Zwangsspende für den »Truckle-Hilfsfonds« weder vergessen noch akzeptiert. 16 Timothy überlegte, wie groß Huxley wohl sein mochte, dem Schädel nach mußte er ein Koloß sein, der Schulterbreite nach nicht viel größer als er selbst. Huxley war nicht bereit, ihn persönlich zu empfangen. Sie könnten alles per Communicator besprechen.
    Huxley war selbst bei der Queen gewesen. Er wollte nicht in die Details gehen, doch er versicherte Timothy, daß die Wahrsagerin buchstäblich alles über ihn und, was noch schlimmer sei, über die GLOBE zu wissen schien. Huxley hatte ihr – auf Vorschlag der Wahrsagerin übrigens – zuerst einige Fragen über Vergangenes gestellt, bevor er Vorhersagen akzeptierte; Fragen über seine Kindheit, seine Ehe und schließlich über zwei ausgefallene und öffentlich nicht bekannte Versicherungsfälle.
    »Ich weiß nicht, wie sie es macht«, schloß er, »aber es ist gespenstisch. Und beunruhigend. Äußerst beunruhigend.«
    Auch

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