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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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aber wir können es uns nicht leisten, eine Gefahr geringzuschätzen, und wenn sie noch so verrückt scheint. Außerdem, wer konnte schon ahnen, daß es in unserer so total von Staatsapparaten, Konzernen und Interessengruppen verwalteten und beherrschten Welt noch einen Einzelgänger gibt, der für niemand anderen arbeitet als für sich selbst? Wer hätte auf eine so absurde Idee kommen sollen?«
    »Napoleon«, sagte Timothy. »Er ist gleich darauf gestoßen, doch ich Trottel habe ihn ausgelacht, als er diesen Gedanken ausspuckte!«
    Der Große Bruder rief zwei Tage später noch einmal wegen der Queen an.
    »Du hast dich doch gefragt, für wen du in Wirklichkeit arbeitest, Tiny, wer hinter der Bachstelze steckt – ich will es dir verraten. Um das Absurde dieses Falles perfekt zu machen. Dein Bericht an die Bachstelze lag eine Stunde später auf einem Schreibtisch in Hollywood 19 , und zwar das Original!«
    »Was?« schrie Timothy. »Ich habe für die NSA gearbeitet? Das ist des Absurden zuviel!«

Der Photonenschrei
    1.
    »Ja, du hast richtig gehört, Joe, es wäre ihm eine Ehre und ein Vergnügen, wenn ich den Sonnenuntergang und eine Flasche Whisky mit ihm teilen würde.«
    Josuah Trevers guckte ungläubig.
    »Soll ich es dir vorspielen?« Timothy hielt das blauschwarze Etui mit dem Wappen der DuMonts dicht vor das Auge des Communicators, damit Joe es genau betrachten konnte. »Das ist nicht etwa Imitat, sondern echt Rindbox, mein Lieber. Er weiß, was er seinem Ruf schuldig ist.«
    Timothy klappte das Etui auf und zeigte den Kristall, einen jener kardinalsroten Rubine, die DuMont, wie alle Welt wußte, für seine privaten Mitteilungen zu benutzen pflegte. »Wenn ich daran denke, was ich alles angestellt habe, um ihm ›ganz unauffällig‹ aufzufallen!«
    »Soll ich die Leute vom Klatschjournal informieren?«
    »Was denn sonst! Eine bessere Reklame kann ich mir nicht wünschen. Aber ich habe dich nicht nur deshalb angerufen; gibt es nicht eine brandneue Mode, mit der ich DuMont überraschen könnte?«
    »Keine Ahnung. Seit wann kümmere ich mich um Mode?«
    »Ich denke, es ist dein Job, allwissend zu sein? Schließlich bist du Hauptarchivar der ICC 20 , Joe.«
    »Ich hör’ mich gleich mal um, Tiny, und ruf’ wieder an.«
    Timothy studierte inzwischen noch einmal die Unterlagen über DuMont, die Joe ihm schon vor Wochen überspielt hatte. Die Aufstellung über die Struktur und die einzelnen Werke der NATIONAL INVESTMENT FUNDS überflog er nur; die NATIONAL umfaßte einen ganzen Katalog unterschiedlichster Produktionen, ein verwirrendes System von Haupt-, Neben- und Zweigwerken, Tochter- und Tochter-Tochter-Gesellschaften, Industrie- und Bankverflechtungen, Vertriebs- und Liegenschaftsgesellschaften; der Schwerpunkt lag aber auf den chemischen und biochemischen Sektoren.
    Sehr aufmerksam dagegen studierte Timothy die Biographie, und er prägte sich für alle Fälle die Namen der Ehefrauen und der Kinder Oliver DuMonts ein, jeweils vier bislang – »Jedem Kind seine eigene Mutter, das ist wahrer Luxus«, war einer von DuMonts bekannten Aussprüchen –, und vertiefte sich dann in die langen Listen der Neigungen und Gewohnheiten, wenn man bei einem Mann wie DuMont überhaupt von Gewohnheiten sprechen konnte, außer der einen: immer an der Spitze der »kreativen Snobs« zu marschieren.
    Das Beständigste an ihm schien seine Unbeständigkeit, und auch dafür hatte DuMont ein vielzitiertes Wort in Umlauf gesetzt: »In einer Welt, in der sich unaufhörlich alles ändert, bleibt einem Mann von Geschmack nur eine Möglichkeit, immer er selbst zu bleiben; er muß sich schneller verändern, als der allgemeine Plebs es nachahmen kann.«
    Über die Mordanschläge auf DuMont gab es erbärmlich wenig Informationen, eigentlich nicht mehr als Andeutungen und Gerüchte. So öffentlichkeitsfreudig, ja geradezu exhibitionistisch DuMont sein Privatleben sonst zur Schau stellte, hier hatte er eine Nebelwand um sich errichtet, die nicht weniger dicht war als der Schleier über den Besitzverhältnissen der NATIONAL; Timothy konnte nicht glauben, daß ein solches Riesenunternehmen ganz und gar das Eigentum eines einzigen Mannes sein sollte.
    Joe kam mit leeren Händen zurück, er zeigte sie sogar vor. Er habe alle einschlägigen Mitarbeiter befragt, nicht die Spur einer neuen Mode; alle Couturiers hielten ihre Ideen für die »Supershow der Novitäten« zurück, die in zwei Wochen stattfinden sollte.
    »Du kannst mir glauben, Tiny,

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