Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
Vom Netzwerk:
DuMont verwundert.
    »Mein Computer«, erklärte Timothy. »Geschäftliche Entscheidungen treffe ich nie ohne ihn. Ich war schon in der Schule schwach in Mathematik.«
    »Dann spreche ich eben mit Ihrem Napoleon. Obwohl ich ungern mit Computern verhandle, sie sind einfach zu berechnend!« Maud DuMont lachte noch einmal in die Kamera, sie wußte genau, was die Regisseure liebten, dieses Lachen war eine geradezu ideale Schnittmöglichkeit; dann verscheuchte sie die beiden Reporter mit einer Handbewegung wie lästige Fliegen.
    DuMont war nicht bereit, die versprochene Flasche Whisky mit Timothy zu teilen, er überließ sie ihm ganz und trank ein eigenartig schillerndes Gebräu, das er in einer Silberflasche mitgebracht hatte; die Frauen wollten Wein. Sie sahen zu, wie die Sonne unter die Wolkendecke tauchte, dann schwatzten sie eine Stunde lang über Kunst, vor allem über klassische Gemälde und antike Statuen, und hechelten Skandale und Gesellschaftstratsch durch, als gäbe es nichts sonst, was sie interessieren könne. DuMont drückte Timothys Hand kräftig, als er sich verabschiedete.
    »Ich hatte schon viel von Ihnen gehört, Mister Truckle«, sagte er leise, »aber ich verlasse mich in wichtigen Dingen nur auf meinen persönlichen Eindruck. Sie gefallen mir. Können Sie mich morgen besuchen? Ich lasse Sie abholen. Sagen wir, um drei Uhr nachmittags? Ich habe ein kleines Problem, das ich mit Ihnen erörtern möchte. Und einen vorzüglichen Whisky, einen original irischen ›Black Label‹.«
    »Ich komme«, antwortete Timothy. »Ich habe zwar schon einen Termin für morgen nachmittag, doch nicht mit so wichtigen Klienten.«
    2.
    DuMonts Hubjet landete eine Minute vor drei auf dem Deck des »Nebraska«. Er war nicht zu verkennen. Der Hubjet war nicht nur blauschwarz gestreift, er trug auch weithin sichtbar das Familienwappen mit den verschlungenen Lilien. Die Passagiere des Aerobusses, der gerade angekommen war, gafften herüber. Timothy schritt zu der Maschine, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Er hatte sich entschlossen, auch für den Besuch bei DuMont seine neue altdeutsche Mode zu tragen, hatte nur ein Seidentuch um den Hals gebunden und die Schuhe gewechselt, er trug Stiefel – Stiefel schienen ihm zu jeder deutschen Mode passend –, die Pantoffeln hatte er in einem Beutel aus Bordürenstoff verstaut. In der rechten Hand hielt er eine lange Pfeife aus Weichselholz mit einem buntbemalten Porzellankopf, die Smiley ihm am Vormittag beschafft hatte und aus der er ab und zu einen Paffer in die Luft schickte. Snowden, der sich »ganz zufällig« auf dem Flugdeck herumtrieb, sollte auf seine Kosten kommen.
    Timothy tat, als höre er die lautstarken Kommentare der Buspassagiere nicht, von denen »Zwerg Gernegroß« noch zu den schmeichelhaften gehörte. Der Pilot begrüßte ihn mit einem stummen Nicken, ließ die Tür zugleiten und startete.
    Sie flogen zu DuMonts Landsitz südlich von Chicago. Als der Hubjet zur Landung ansetzte, öffnete sich ein Viereck in der Rasenfläche vor dem Haus, die Maschine sank sanft in den unterirdischen Hangar.
    Zwei Asiaten erwarteten Timothy. Sie verbeugten sich tief, als empfingen sie einen herrschenden Potentaten, was sie nicht davon abhielt, gleich anschließend Timothys Identicat zu verlangen und ihn mit geübten Händen nach Waffen abzutasten und seinen Beutel zu untersuchen. Besonders mißtrauisch betrachteten sie die Pfeife, und sie waren erst beruhigt, als Timothy sie in die Einzelteile zerlegte und ihnen erklärte. Wenn die beiden in ihren bunten Gewändern auch aussahen wie zwei Straßenhändler oder Kartenschläger in Chinatown, ihre Aussprache verriet, daß sie auf einer der besseren Universitäten studiert haben mußten.
    Timothy hatte ein halbes Dutzend unterschiedlicher Sicherheitsschleusen zu passieren, bevor er in DuMonts »Inneres Reich« gelangte; er ließ alle Prozeduren geduldig über sich ergehen, es war immer dasselbe, wenn man einen der Bigbosse besuchte.
    DuMont empfing Timothy in einem fast saalartigen, asiatisch eingerichteten Salon, der von einer goldenen Buddha-Statue beherrscht wurde. DuMont trug einen exakt auf die Farben der Seidentapete abgestimmten Kimono mit Drachenmustern. Timothy kam sich recht deplaziert vor in seiner Aufmachung.
    »Ich habe schon Anweisungen gegeben, daß man mir einen deutschen Salon einrichten soll«, erklärte DuMont. »Nur, was mache ich mit meinen schlitzäugigen Safemen? Die kann ich doch kleiden lassen, wie ich will,

Weitere Kostenlose Bücher