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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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sie werden nie deutsch aussehen. Und ich finde kaum bessere und ergebenere Leute!«
    »Es gab einmal eine deutsche Kolonie in China«, erwiderte Timothy. »Wenn Sie sich vielleicht im Stil eines deutschen Kolonialbeamten in Kiautschou einrichten? Das würde das Problem lösen, und Sie könnten Ihren wunderschönen Buddha behalten.«
    »Genial, einfach genial!« rief DuMont. »Mister Truckle, Sie sind ein außerordentlich heller Kopf!«
    »Hätten Sie mich sonst zu sich gebeten?«
    DuMont öffnete die Türen der Wandschränke, eine lange Flucht kunstvoll geschnitzter Türen, hinter denen sich nicht nur die angekündigte Flasche »Black Label« befand, sondern die größte Schnapssammlung, die Timothy je gesehen hatte; allein sechs Schränke voller Whisky. DuMont ließ ihm Zeit, die Etiketten zu studieren. Timothys Blick blieb an einer Flasche »Old Salem Devil’s Drink« hängen. Er sah DuMont fragend an.
    »Eine neue Kreation«, erklärte der, »ein wahres Teufelszeug. Kennen Sie nicht die ›Hexen von Salem‹? Das ist doch ein beliebtes Video-Thema. Ende des siebzehnten Jahrhunderts drehte in Salem eine Handvoll junger Mädchen durch. Sie hatten Halluzinationen und beschuldigten Leute aus ihrem Dorf, Hexen zu sein und Umgang mit dem Teufel zu haben. Es kam zu einer Reihe von Hexenprozessen und Hexenverbrennungen, versteht sich. Die Mädchen hatten Mehl aus Mutterkorn zu sich genommen und dadurch Alkaloide geschluckt, so eine Art LSD. Dieser Whisky nun ist aus Mutterkorn gemacht. Er gibt einem unerhörte psychedelische Sensationen und sexuelle Visionen von ungewöhnlicher Intensität, allerdings führt er auch leicht zu Krämpfen und Sprachstörungen. Wollen Sie ihn mal probieren?«
    Timothy bat lieber um Tee und schenkte sich eine Kostprobe »Black Label« ein. Er nahm sich vor, DuMont ein paar Flaschen davon als Prämie abzuluchsen.
    »Setzen wir uns«, sagte DuMont. »Weshalb ich Sie zu mir bat, Mister Truckle –« Er sah Timothy nachdenklich an.
    »Man bedroht Ihr Leben, nicht wahr?«
    »Ach, das ist nicht besonders beunruhigend.« DuMont lächelte. »Leute in meiner Position müssen immer mit dieser Gefahr leben.«
    »Wenn man den Gerüchten glauben darf, häufen sich die Anschläge jedoch in letzter Zeit.«
    »Glauben Sie Gerüchten, Mister Truckle?«
    »Sagen wir es so: Ich glaube ihnen nicht unbesehen, aber ich verwerfe sie auch nicht einfach. Da alle Medien fest in der Hand einiger weniger Leute sind und also nur publiziert wird, was diesen genehm ist, sind Gerüchte oft eine Quelle der Wahrheit, zuweilen die einzige.«
    »Wenn Sie davon absehen, daß Gerüchte leicht zu lancieren sind und noch leichter zu manipulieren als offizielle Veröffentlichungen«, sagte DuMont schmunzelnd. »Nehmen Sie die Gerüchte über die Mordanschläge, sie sind eine Idee meines Public-Relation-Managers, um meinen Namen immer wieder ins Spiel zu bringen. Ich habe ihn allerdings schon angewiesen, damit aufzuhören; ich finde, er hat übertrieben.«
    »Nur er?« Timothy blickte DuMont in die Augen. »Ihr Sicherheitschef nicht auch? Ich will die Maßnahmen in Ihrem Haus nicht überbewerten, sie sind bei allen Bigbossen annähernd gleich; ich nehme auch an, daß die Luft hier ständig überwacht wird und daß alles, was Sie zu sich nehmen, vorher verkostet werden muß –« DuMont nickte. »Aber ich habe gestern sehr wohl bemerkt, daß der größte Teil der Gäste in der ›Stardust‹-Bar zu Ihrem Sicherheitskordon gehörte.«
    DuMont machte eine wegwerfende Handbewegung. »McNamara nimmt seinen Job zu ernst, er war mal Militär. Natürlich habe ich Feinde, Mister Truckle. Sie nicht?«
    »Nicht so mächtige, hoffe ich. Die Struktur Ihres Konzerns bringt es doch mit sich, daß Sie die Interessen einer ganzen Reihe von Monopolen tangieren. Und sicher haben Sie bei Ihrem Lebensstil auch privat reichlich Feinde. Ihre Exfrauen zum Beispiel.«
    DuMont lehnte sich entspannt zurück. »Ach, wissen Sie, Mister Truckle, die machen mir überhaupt keine Sorgen. Meine Frauen hängen geradezu an meinem Leben. Die Geliebtinnen haben feste Verträge mit vierteljährlicher Kündigung, und die Gattinnen sind an meinem Einkommen beteiligt. Auch nach der Scheidung.«
    »Sie vergessen das nicht unbeträchtliche Erbe im Fall Ihres Todes!«
    DuMont lachte laut. »Sie befinden sich in dem weitverbreiteten Irrtum, daß der Herrscher über ein solches Imperium, wie es die NATIONAL darstellt, auch der Eigentümer sein muß. Mir gehört von dem ganzen

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