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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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wenn einer auch nur eine Ahnung hätte, er hätte es mir gesagt; schließlich sind sie alle irgendwann einmal auf meine Gunst angewiesen.« Josuah Trevers grinste selbstzufrieden. »Dafür habe ich Snowden angetroffen und ihm den ›Geheimtip‹ gegeben. Da kommt dein Treffen mit DuMont nicht nur auf unserem Kanal, sondern auch bei der CNC 21 ; ich weiß zufällig, daß Snowden Informationen an die Konkurrenz verkauft.« Und an die NSA, dachte Timothy. Aber die würde Joe wohl schon selbst verständigt haben.
    »Danke schön«, sagte er, »du bist halt ein richtiger Freund. Kanntest du nicht einen dieser Couturiers persönlich?«
    »Ja, Sankt Martin.«
    »Ein richtiger Heiliger?«
    »So heilig wie eine Teufelsanbeterin.« Joe lachte dröhnend. »Eigentlich heißt er Stanislaw Morton Wegner, das ist natürlich kein zugkräftiger Name für einen Couturier und Novitätenfax, also hat er seinen ersten Vornamen abgekürzt und den zweiten in Martin umgewandelt und nennt sich nun St. Martin Wegner, was jedermann natürlich als Sankt Martin ausspricht. Wir haben zusammen Videozistik studiert. Wegner hat auch ein paar Jahre bei der ICC gearbeitet, bevor er umstieg, angeblich, weil ihm unser Gewerbe zu dreckig sei. Als ob sein neuer Job nicht noch korrumpierter wäre! Und laß dich nicht anpumpen! Sankt Martin ist das größte Pumpgenie, das ich kenne.«
    Timothy versprach Wegner als erstes Geld. Viel Geld. War Berühmtheit in seinem Job nicht viel Geld wert? Und berühmt würde er ihn machen, behauptete Timothy. Wegner war Feuer und Flamme. Klar, das war schon etwas, wenn der wahrlich nicht unbekannte Gast des allbekannten DuMont öffentlich verkündete, er trüge schon die Mode von morgen, eine Mode, die St. Martin demnächst kreieren würde. Doch was? Wegner gestand, daß er noch nicht einmal eine Idee hatte, was er auf der Supershow zeigen sollte.
    »Das Problem sind die Schuhe«, erklärte er. »Ich kann Ihnen unmöglich in zwei Stunden neue Schuhe anfertigen lassen, Mister Truckle, außer ein paar Plastlatschen, und damit wollen Sie doch wohl nicht DuMont unter die Augen treten?«
    Timothy führte ihm seine Bestände vor. Als er die Kamelhaarpantoffeln zeigte, kreischte Wegner laut auf.
    »Das ist es!« rief er begeistert. »Der Hausanzug des deutschen Spießers aus dem neunzehnten Jahrhundert. Phantastisch! Eine altdeutsche Mode, geradezu wie geschaffen, von mir geschaffen zu werden, bei meinem Namen. Dazu brauchen wir noch eine sehr bequem weite Hose, Hosenträger, ich denke an rotes Leinen, mit Blumen bestickt, dann ein kragenloses weiches Hemd, eine Flanelljacke mit Knebelschnurverzierungen und ein Samtbarett mit Troddel. Mister Truckle, ich könnte Sie umarmen! Rauchen Sie?«
    »Nicht einmal Haschisch. Warum?«
    »Ganz stilecht würde es erst durch eine lange Stielpfeife mit Porzellankopf, aber die würden wir wohl in der kurzen Zeit auch nicht mehr auftreiben. Sie bekommen die Sachen rechtzeitig, Mister Truckle, verlassen Sie sich ganz auf Sankt Martin!«
    DuMont machte große Augen, als Timothy so in die »Stardust«-Bar kam. Er selbst trug ein burmesisches Mönchsgewand, die dazu passende Glatze und im linken Ohrläppchen einen Diamanten von mindestens zwei Karat.
    »Das gefällt mir!« erklärte er begeistert. Er forderte Timothy mit einer Handbewegung auf, sich zu drehen. »Gefällt mir außerordentlich! Was ist das?«
    Timothy sagte es ihm. Zwei Reporter hielten die Szene im Bild fest. Timothy blinzelte in die Videokamera. Er hatte Wegner also nicht zuviel versprochen; morgen würde alle Welt seinen Namen im Munde führen, zumindest die modebewußte Snobiety.
    DuMont stellte die beiden Frauen vor, die an seinem Tisch saßen, die schwarzhaarige als »Maud, meine Ehefrau«, und die tizianrote als »Nicole, meine Geliebte«.
    »Die Geliebte für die Wochentagsabende«, korrigierte Maud DuMont lächelnd. Sie hielt Timothy beide Hände hin, und als er sich über sie beugte, um sie zu küssen, riß sie Timothy an sich und knutschte ihn ungeniert ab.
    »Was machen Sie donnerstags?« fragte sie. »Ich habe die Donnerstagabende gerade frei.«
    Timothy bedauerte. Er sei leider nicht Herr seiner Zeit. »Die Klienten haben immer Vorrang, Sie verstehen?«
    »Dann engagiere ich Sie, Tiny!«
    DuMont räusperte sich. Er schüttelte leicht mit dem Kopf. Timothy nickte ihm zu.
    »Ich werde Napoleon darüber nachdenken lassen«, sagte er. »Napoleon entscheidet weitgehend über meinen Zeitfonds.«
    »Napoleon?« fragte Maud

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