Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Laden so gut wie nichts.«
»Ich denke, die NATIONAL ist seit Generationen in Familienbesitz?«
»Ich gebe auch eine Menge Geld aus, damit Sie so denken, Mister Truckle. Reichtum gilt ja noch immer als das Maß aller Dinge, obwohl die Geschichte hinlänglich bewiesen hat, daß ein Habenichts unter Umständen viel einflußreicher sein kann als der reichste Nabob, wenn er nur an den Schalthebeln der Macht sitzt. Denken Sie doch mal an Mussolini oder Hitler oder –«
DuMont unterbrach sich, weil der Tee serviert wurde.
»Die meisten Bigbosse besitzen nur einen symbolischen Anteil an ihren Firmen«, fuhr er dann fort, »und in Wirklichkeit ist es auch uninteressant, wem ein Unternehmen gehört, entscheidend ist, wer darüber verfügt: Was produziert wird – und was nicht! In welchen Mengen, zu welchen Preisen und zu welchem Zeitpunkt etwas auf den Markt kommt, wofür der Gewinn benutzt wird, wann wofür investiert wird – das vor allem, denn damit entscheidet man auch über die Zukunft! – und, nicht zuletzt, wer wo unter welchen Bedingungen arbeiten darf. Nicht unser Reichtum macht uns so mächtig, Mister Truckle, sondern die Entscheidungsgewalt. Sehen Sie, meinem Urgroßvater gehörte die NATIONAL noch ganz allein, aber ich habe unendlich mehr zu sagen als er, obwohl die NATIONAL jetzt einem Konsortium von Banken und dem Staat und ein paar tausend Aktionären gehört. Ich beherrsche sie. Unumschränkt. So absolut, wie es die sogenannten absoluten Monarchen nicht einmal zu träumen wagten. Natürlich, ich bin auch reich, ich habe eine Gewinnbeteiligung, und ich habe Aktien. Aber das Wichtigste ist: Ich habe Macht. Und nicht nur über die NATIONAL.«
»Diese unumschränkte Macht dürfte Ihnen auch eine unbeschränkte Zahl von Feinden einbringen.«
»Gegen die weiß ich mich zu wehren, Mister Truckle. Nein, weshalb ich Ihre Hilfe suche – drei meiner Mitarbeiter sind in der letzten Zeit verstorben, vielleicht ermordet worden. Die Details soll McNamara Ihnen geben, jetzt nur soviel: Alle drei haben im Top-Management der IPPI gearbeitet, das ist die ILLINOIS PHARMA PRODUCTIONS INCORPORATED hier in Chicago. Dem Anschein nach sind sie an Krankheiten gestorben; Dave Bennisher bekam es an der Leber, Paul Temple an der Milz, und Humphrey Goodman ist an Nierenversagen eingegangen; das war gestern, und es gibt erst vorläufige Untersuchungsergebnisse, aber sein Tod hat mich veranlaßt, Sie einzuschalten. Sehen Sie, unsere Manager werden selbstverständlich regelmäßig untersucht. Bei keinem hat es zuvor Anzeichen von Erkrankungen gegeben, sie sind plötzlich aufgetreten und sehr schnell verlaufen, was auf Infektionen hinweist, ebenso die Krankheitsbilder, nur, bei keinem der drei ist ein Erreger zu finden!«
DuMont beugte sich vor und blickte Timothy in die Augen. »Ein Zufall? Die Ärzte beteuern, daß es sich um ganz typische Krankheitsverläufe handelt, und sie schieben die Tatsache, daß man keine Erreger fand, auf technisches oder menschliches Versagen. Ich bin da nicht so sicher. Die Leichen von Bennisher und Temple wurden sofort verbrannt, da es sich um äußerst ansteckende Krankheiten handelte, aber Goodmanns Leichnam wird so lange aufgehoben, bis die Sache geklärt ist, dafür habe ich gesorgt.« DuMont schenkte sich Tee nach. Er verrührte nachdenklich den Zucker.
»Ich könnte mich natürlich auf die Expertisen der Mediziner berufen und basta, doch ich will mir nicht eines Tages vorwerfen müssen, daß ich etwas versäumt hätte. Ich denke mir, wenn einer herausfinden kann, ob an der Sache etwas faul ist, dann Sie.«
»Was sagt Ihr Sicherheitschef?« erkundigte sich Timothy.
»McNamara sagt, ich soll das FBI einschalten. Das Bundeskriminalamt habe schließlich alle Arten von Experten an der Hand.«
»Aber das ist doch höchstens ein Fall für die Staatspolizei von Illinois!« sagte Timothy.
»Pah! Wenn ich an einer Sache persönlich interessiert bin, ist es allemal ein Fall für das Bundeskriminalamt. Aber ich will keine Riesenuntersuchung, all den Aufwand, den das FBI treiben würde und der nicht nur die Familien der Toten, sondern auch das Werk in Unruhe brächte.«
»Sie glauben, meine Winzigkeit würde keine Unruhe mit sich bringen?«
»Sie sollen ja nicht mehr, als sich einmal alle Unterlagen ansehen. Wenn Sie mir dann sagen, daß es kein Fall für einen Kriminalisten ist, gebe ich mich zufrieden.«
Timothy griff nach seiner Pfeife. Er setzte sie umständlich paffend in Brand, um Zeit zu
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