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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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kommen.«
    »Wenn es nur das wäre! Nein, ich bin verloren. Es genügt, daß ich versagt habe.« McNamara brach zusammen. Er schluchzte erbärmlich. »Ich kam mit acht Jahren in die Kadettenanstalt. Mutter hat es gut gemeint, sie glaubte, mir so eine Karriere zu sichern; für ein Studium hätte es nie gelangt. Sie wußte nicht, was sie damit anrichtete, und sie weiß es heute noch nicht.«
    McNamara sah Timothy an. Seine Augen waren rot, Tränen liefen über seine Wangen. »Auch in Silver Springs werden Sonden in die Gehirne gepflanzt, Tiny! Hier, greifen Sie in meine Haare, da spüren Sie den Empfangsknopf meines Kommandotumox. Ja, ich bin ein ferngesteuerter menschlicher Roboter! Ein Knopfdruck, und ich berste vor Mut, kenne weder Angst noch Müdigkeit. Wissen Sie, was Hunger ist?« Er lachte bitter. »Nein, Sie wissen es nicht. Hunger ist eine beliebte Strafe in Silver Springs. Sie wissen genau, was mit Ihnen los ist, aber Sie können sich nicht wehren, Sie müssen fressen, fressen, fressen, solange der andere auf den Knopf drückt. Alles. Holz, Papier, Dreck, Scheiße – alles, was Ihnen unter die Finger kommt, stopfen Sie in sich hinein. So steht es mit mir, Tiny. Und nun seien Sie gnädig und drücken Sie ab.«
    Timothy sprang aus dem Sessel und lief unruhig hin und her. Er blieb hinter McNamara stehen und tastete dessen Kopf ab. Er fühlte den glatten, kleinen Knopf unter den Fingern, der aus McNamaras Schädel ragte, und ein Schauer lief ihm über den Rücken.
    »Es hätte wohl wenig Sinn, wenn ich Sie laufenließe und Ihnen ein paar Stunden Vorsprung gäbe, um unterzutauchen?« fragte er.
    »Man hätte mich in wenigen Sekunden angepeilt. Wer weiß, vielleicht hat man mich schon geortet, und ein Kommando von Admiral Stonehedge wartet draußen auf mich? Wissen Sie, wie man bei uns Versager oder Verräter bestraft? Haben Sie eine Ahnung, was ein Sondenschock ist?«
    »Hier sind Sie sicher«, meinte Timothy, »dieser Raum wirkt wie ein Faradayscher Käfig. Sie werden jedoch verstehen, daß ich keine Lust habe, Sie für länger zu beherbergen. Aber ich kann etwas anderes für Sie tun, Vance. Ich werde, obwohl mich allein der Gedanke ekelt, noch einmal zu DuMont gehen.
    Ich werde ihm sagen, Sie seien aus freien Stücken zu mir gekommen und hätten sich mir anvertraut. Weil Sie es nicht übers Herz gebracht hätten, ihn zu ermorden. Ich könnte ihm sogar sagen, daß sein Purple Heart nicht voll funktionstüchtig gewesen sei, daß er Ihnen also im gewissen Maße das Leben verdankt. So paradox und so pervers es klingt, DuMont ist der einzige, der Ihnen noch helfen kann. Er hat die Möglichkeit, die Sonden aus Ihrem Schädel wieder entfernen, zumindest den Sender ausschalten zu lassen, und er kann Ihnen zu einer neuen Identität verhelfen.«
    »Ich will Ihnen sagen, was DuMont tun wird«, erwiderte McNamara verächtlich, »er wird in Zukunft selbst meinen Kommandotumox bedienen, das wird er. Und ich muß alles tun, was er will, schon, damit er mich nicht ausliefert. Lieber will ich sterben. Drücken Sie ab, Tiny. Und wenn Sie nicht den Mut dazu haben, geben Sie mir für einen Augenblick den Rayvolver. Meine Lage ist aussichtslos.«
    »Den Rayvolver werde ich Ihnen lieber nicht geben«, antwortete Timothy. »Wer weiß, was im Gehirn eines Militärs vor sich geht, wenn er eine Waffe in die Hand bekommt. Wenn Sie jedoch wirklich entschlossen sind zu sterben, werde ich Ihnen später eine Pille geben. Nachdem Sie mir ein volles Geständnis mit allen Einzelheiten auf Video gesprochen haben. Und dazu alle Informationen über Silver Springs und über die NATIONAL, die mich interessieren. Wir werden uns Zeit lassen, solange gewähre ich Ihnen gern Obdach. Und für die restlichen Stunden Ihres Lebens verspreche ich Ihnen, all Ihre Lieblingsgerichte noch einmal zu kochen, okay?«
    McNamara nickte, er lächelte sogar. »Danke schön«, flüsterte er. »Sie sind ein guter Mensch.«
    »In meinen Grenzen«, wehrte Timothy ab. »Was möchten Sie als erstes essen, Vance?«
    »Milchbrei mit Zucker und Zimt und viel brauner Butter, so wie Mutter ihn mir früher gemacht hat.«

Teufelspuzzle
    1.
    Timothy fluchte. Wie ein Rohrspatz, fiel ihm ein. Warum sagt man eigentlich »fluchen wie ein Rohrspatz«? Gab es wirklich so einen Vogel, und gab es ihn noch, oder war er wie die Stadtspatzen längst ausgestorben? Einen Augenblick kam er in Versuchung, bei der ALLAMERICAN anzurufen und sich zu erkundigen; sowohl Abraham Bentley als auch

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