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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Kronprinz Pride hatten ihm versichert, sie und ihre Unternehmen stünden Timothy jederzeit zur Verfügung, doch dann ließ er es: Man soll die Gunst der Bigbosse nicht unnötig in Anspruch nehmen. Wer weiß, wann er die Hilfe der Bentleys dringend benötigen würde.
    Das Puzzle machte seinem Namen alle Ehre. Es war verteufelt verzwickt, dreidimensional, aus Hologrammsteinen, die von allen Seiten verschiedene Bilder zeigten, wenn man sie richtig zu einem Würfel von vierzig Zentimeter Kantenlänge zusammensetzte. Timothy hatte erst eine kleine Ecke geschafft, obwohl er schon über ein Dutzend Stunden darauf verwandt hatte.
    Er war rundum unzufrieden. Der Kaffee war ihm ausgegangen, und es schien zur Zeit in ganz Chicago nur minderwertigen Inlandskaffee zu geben; nicht einmal bei BRIAND hatte er ein paar Bohnen ergattern können. Klienten schien es auch nicht mehr zu geben, seit fast vier Wochen schwieg der Communicator, wenn er von den Routineanrufen Smiley Hepburns und Josuah Trevers absah.
    Timothy haßte die Tage der Untätigkeit zwischen den Aufträgen, in denen er mürrisch, wehleidig und mißtrauisch gegen jedermann wurde. Wie oft hatte er den Großen Bruder gebeten, ihm in diesen Zeiten Kundschafteraufträge zu geben, doch Anne hatte das jedesmal abgelehnt: Seine einmalige Position zwischen den Fronten und seine Beziehungen zu den Bigbossen dürften nicht unnötig in Gefahr gebracht werden. Ein paarmal hatte sie ihm wenigstens ein Problem zugespielt, an dem er zu Hause mit Napoleon knobeln durfte, doch Timothy hatte keine Lust, sie um irgend etwas zu bitten, er hatte überhaupt keine Lust mehr, mit Anne zu sprechen. Wenn er sich pflichtgemäß bei ihr meldete, tat sie, als sei nichts gewesen, und ihre quaserverzerrte Stimme schrillte unerträglich in seinen Ohren. Keine Spur der Zärtlichkeit jener Nacht, im Gegenteil: Selbst die kleinen Späße und Frotzeleien, die sie sich sonst geleistet hatten, waren verschwunden. Bereute sie, daß sie damals bei ihm geblieben war, hatte sie damit ihre Verhaltensnormen verletzt? Aber vielleicht hatte ihr diese Nacht nichts bedeutet, am Ende gehörte es zu den Pflichten der Großen Brüder, auch in solchen Fällen für das Wohl ihrer Kleinen Brüder zu sorgen, notfalls unter Einsatz der eigenen Person? »Scheiße!« schrie Timothy und wühlte mit beiden Händen in den Puzzlesteinen. Napoleon räusperte sich.
    »Sprich schon«, sagte Timothy, »ich erlaube es dir.«
    »Wenn Sie mir eine Frage erlauben, Sir: Warum bemühen Sie sich selbst, dieses, wenn ich es recht verstanden habe, dreidimensionale und Ihre Möglichkeiten offensichtlich überfordernde Problem zu lösen? Warum delegieren Sie es nicht an mich? Bin ich nicht dazu da, Probleme, die Ihre Denkkapazität überschreiten, für Sie zu lösen? Ich bemerke doch, wie Sie sich quälen.«
    Timothy lachte laut auf, dann streichelte er Napoleons stählernen Bauch. »Oh, welch eine Welt«, stöhnte er, »in der ein Computer die einzig menschliche Seele ist, die Mitleid mit einem einsamen, verzweifelten, unglücklich verliebten Mann hat.«
    »Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, Sir, daß ich keine Seele und schon gar nicht eine menschliche besitze?«
    »Manchmal bin ich mir da nicht so sicher«, erwiderte Timothy. »Hör zu, mein Guter, dies ist kein Problem, sondern ein Spiel, und der ganze Spaß wäre dahin, wenn du es für mich tun würdest. Es ist ein Genuß, ein Rätsel zu lösen – aber das verstehst du wohl nicht.«
    »Da nun bin ich mir nicht sicher«, sagte Napoleon, »schließlich –«
    »Pst!« Timothy schnitt ihm das Wort ab. Der Communicator leuchtete. Timothy ließ die Puzzlesteine fallen und drückte die Empfangstaste. Das Gesicht eines Mannes blickte vom Monitor, ein Gesicht, das Timothy bekannt vorkam, das er aber nicht sogleich einordnen konnte. Er gab den Sendeport frei, damit der andere ihn sah.
    »Hallo, Tiny!« begrüßte der ihn. »Erkennst du mich noch?«
    »Ehrlich gesagt –«
    »Schon gut, Tiny, du mußt dich nicht entschuldigen, schließlich haben wir uns fast zehn Jahre nicht mehr gesehen, und ich weiß, ich habe mich nicht gerade zu meinem Vorteil verändert.«
    »Huck!« schrie Timothy. »Huckleberry Peaboddy, bist du es wirklich? Wo steckst du?«
    »In Chicago. Fünf Flugminuten vom ›Nebraska‹.«
    »Sofort kommst du her! Ich will ein Festessen für dich geben. Du frißt hoffentlich immer noch so gerne.«
    »Leider.« Peaboddy rückte ein Stück von seinem Communicator ab, so daß seine

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