Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
Wirklichkeit Ihr Auftraggeber war?«
»Doch nicht etwa Sie!«
»Niemand anderes, Mister Truckle.« Devlin winkte den Servicewagen herbei und goß sich selbst einen Wodka ein.
»Entschuldigen Sie, daß ich Ihnen nichts angeboten habe«, sagte Timothy, »ich dachte –«
»Schon gut.« Devlin schmunzelte. »Ja, Sie waren sehr hilfreich. In doppelter Hinsicht. Sie haben nicht nur das Geheimnis der Kovacs entlarvt, Sie haben uns auch geholfen, sie unschädlich zu machen. Da die Queen so leichtsinnig war, zu verbreiten, daß auch Sie, Mister Truckle, zu ihren Kunden gehören, haben wir unterderhand verbreitet, daß Sie das Geheimnis der ›Queen of Queens‹ gelöst hätten: daß sie Gedanken lesen könne. So hat sie im Nu alle Kunden verloren. Wer will schon einem anderen Einblick in seine Gedanken geben? Jetzt geht wieder alle Welt zu den Wahrsagern, die mit uns zusammenarbeiten. Außerdem haben wir das Gerücht ausgestreut, daß die Kovacs jetzt unsere Leute trainiert und wir also jedermanns Gedanken lesen können.« Devlin seufzte. »Schade, daß sie es nicht wirklich kann, es würde im Handumdrehen all unsere Probleme lösen.« Er sah Timothy spöttisch an. »Ich würde zum Beispiel gerne wissen, was in diesem Augenblick in Ihrem Kopf vorgeht.«
»Ich schätze, das können Sie sich auch so denken«, sagte Timothy wütend.
Devlin nickte.
»Sie sollten stolz darauf sein, einen wichtigen Beitrag für die Staatssicherheit geleistet zu haben, Mister Truckle. Ich habe vorgeschlagen, daß man Sie für Ihre Dienste belohnt.«
»Ich habe das nicht gewußt«, stieß Timothy hervor, »sonst hätte ich einen großen Bogen um die Kovacs gemacht.«
»... wir könnten Sie öffentlich belobigen«, fuhr Devlin fort. »Wollen Sie mich ruinieren?« schrie Timothy.
»Also«, sagte Devlin hart, »arbeiten Sie mit uns zusammen?«
»Und wenn Sie mich noch so sehr erpressen: Nein! Ich werde nicht so dumm sein, mich selbst um meine Klienten zu bringen. Das war das erste und letzte Mal –«
»Sind Sie sicher, daß es das erste Mal war?« unterbrach Devlin. »Daß Sie nicht schon oft der NSA geholfen haben, ohne es zu ahnen, versteht sich?«
»Wann?«
Devlin ging nicht auf die Frage ein. »Denken Sie an Ihren Freund Stahlheimer: Er erforschte die Schmerzzentren des Gehirns, um eine neue Anästhesie-Methode zu entwickeln, und gab uns dadurch eine Methode, ganz gezielt Schmerzen auszulösen.« Devlin breitete die Hände aus. »Viele arbeiten für uns, ohne es zu ahnen.«
»Ich fürchte wirklich, man kann nichts tun, ohne Ihnen in die Hände zu arbeiten«, sagte Timothy leise.
»Und das ist gut so, Mister Truckle. Jeder Bürger hat seinen Teil zur Sicherheit des Staates beizutragen, notfalls ohne sein Wissen!« Devlin zog einen Stapel Fotos hervor. »Kennen Sie einen dieser Leute?«
Timothy besah sich die Fotos, dann schüttelte er den Kopf. Kannte er etwa den Toten vom Flugdeck? Er wußte nicht einmal den Namen, und es ging Devlin nichts an, daß es Napoleon gelungen war, das Porträt zu rekonstruieren. »Darf ich Napoleon fragen, ob einer dieser Leute bei uns gespeichert ist? Mein Personengedächtnis ist nicht absolut zuverlässig.«
»Ich wollte Sie gerade darum bitten«, antwortete Devlin.
»Nehmen Sie sich inzwischen doch noch einen Drink«, sagte Timothy. Die Zeit, die Devlin brauchte, sein Glas zu füllen, reichte ihm, um mit zwei kurzen Handgriffen Napoleon zu manipulieren. So konnte Devlin, der wie ein Luchs aufpaßte, als Timothy ein Bild nach dem anderen unter Napoleons viertes Auge schob, nicht mitbekommen, daß die Fotos nicht nur abgetastet, sondern zugleich aufgenommen wurden, und Napoleon meldete nur: + + keine angaben zu den personen gespeichert + n. + + +
»Sie sehen selbst, auch Napoleons unfehlbares Gedächtnis kennt keinen dieser Leute.« Timothy gab Devlin die Fotos zurück. »Was sind das für Typen?«
Devlin steckte die Bilder wortlos ein. »Sie haben sich von Chief Monroe Spurenmaterial geben lassen, was haben Sie herausbekommen?«
»So gut wie nichts. Nach den Aufregungen der Nacht habe ich erst einmal gründlich ausgeschlafen; ich hatte gerade begonnen, die Ionenproben zu untersuchen, als Sie anriefen.«
»Da Sie nicht bereit sind, mit uns zusammenzuarbeiten«, sagte Devlin, »muß ich Sie bitten, mir alles Material auszuhändigen und den Fall nicht weiterzuverfolgen.«
»Verraten Sie mir wenigstens, wer hinter meinem Freund her ist?«
»Keine Mitarbeit, keine Informationen«, erwiderte Devlin.
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