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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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warum sie hinter dir her sind.«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du mußt jetzt mit der Wahrheit herausrücken«, sagte Timothy beschwörend, »mit der ganzen Wahrheit. Du darfst mir nichts verschweigen. Ich stecke zu tief mit drin. Ich riskiere Kopf und Kragen für dich.«
    Peaboddy blickte ihn verzweifelt an. »Glaube mir, ich habe keine Ahnung.«
    »Was wolltest du wirklich in Chicago?«
    »Wie ich es dir sagte, Tiny, ich wollte mit meinem Onkel über das Erbe meiner Mutter sprechen.«
    »Erklär es mir noch einmal, vielleicht habe ich nicht richtig zugehört.«
    »Da ist nichts, was die NSA interessieren könnte. Ein paar tausend Dollar, die in Onkel Buds Wäschereien stecken. Bisher habe ich mich mit der Rendite zufriedengegeben, jetzt aber brauche ich das Geld. Für meine Arbeit und für die Forschungen über die Moave-Indianer.«
    »Kann es mit deinem Leben in Tonopah zusammenhängen?«
    »Wie sollte es? Ich lebe wie ein Einsiedler, habe nur Kontakt mit meinen zwei Arbeitern und deren Familien, alle paar Monate fahre ich nach Salt Lake City, um einzukaufen. Und meine Arbeit – was soll die NSA damit anfangen? Ich versuche, auf dem Hochplateau Kaffee anzubauen, und das nimmt niemand ernst.« Huck grinste. »Man hält es in Fachkreisen sogar für verrückt.«
    »Hauptsache, du hast auch Erfolg. Kaffee ist kaum noch zu bekommen.«
    »Ich bin sehr zuversichtlich, Tiny. Das Klima ist geeignet, aber von der Salzwüste wird Staub herübergeweht, der die Pflanzen zerfrißt. Ich hatte eine Bombenidee – du darfst aber mit niemandem darüber sprechen, ja?«
    »Versteht sich«, beteuerte Timothy.
    »Ich kreuze Kaffee mit M’basa. Das ist ein Bäumchen aus den nigerianischen Wäldern, das in seinen Blättern kleine Bläschen hat. Sobald die Pflanze Staub spürt, füllen sich die Bläschen mit Luft, und der Staub wird durch eine Art trockenen Niesens abgeschüttelt.«
    »Klingt phantastisch«, sagte Timothy. »Warum ist noch kein anderer auf diese Idee gekommen, Huck? Staub ist doch überall auf der Welt ein Problem.«
    »M’basa ist selbst in Nigeria längst ausgestorben. Ich bin durch Zufall auf ein paar Exemplare gestoßen. Im Gewächshaus am Krematorium von Columbus. Wo ich meine Mutter beerdigte. Ich dachte erst, ich könnte meinen Augen nicht trauen. Der Besitzer hatte keine Ahnung, welchen Schatz er besaß. Ich habe ihm die Bäumchen für ein Butterbrot abgekauft. Seitdem arbeite ich an der Kreuzung, und die letzten Ergebnisse sind vielversprechend.«
    »Wer außer dir weiß davon?«
    »Niemand.«
    »Was ist mit deiner Gerste?« wollte Timothy wissen.
    »Das ist längst abgeschlossen.«
    »Erzähl es mir trotzdem. Den ganzen Background.«
    »Die meisten Menschen wissen nur, daß eine Unmenge von Tierarten ausgestorben sind. Von den etwa acht Millionen Arten, die man Ende des vorigen Jahrhunderts registriert hatte, rund zehn Prozent: achthunderttausend Arten. Bei den Pflanzen sieht es jedoch nicht besser aus, und das ist viel dramatischer. Gewiß, der Mensch hat von den einst etwa vierhunderttausend Arten nur ein paar hundert systematisch kultiviert; nur dreißig Sorten lieferten fünfundachtzig Prozent aller Nahrungsmittel, und fast drei Viertel des pflanzlichen Eiweißes und der Kohlehydrate auf der ganzen Erde stammen sogar von nur drei Pflanzen: Weizen, Reis und Mais. Durch die Züchtung für die industrielle Produktion in Monokulturen wurden die Getreidearten äußerst anfällig gegen epidemische Krankheiten und Schädlingsbefall. Je ›besser‹ eine Pflanze für die Produktion war, desto größer wurde die Gefahr einer Mißernte. Erinnere dich an die Katastrophe von dreiundzwanzig, als plötzlich überall auf der Welt der Reis erkrankte und Millionen Menschen verhungerten. Die Züchter führen einen verzweifelten Kampf um die Erhaltung der Hauptgetreidearten. Man benötigt unverbrauchte Sorten, um immer wieder neue Stämme zu züchten, die genetischen Ressourcen der Erde sind aber weitgehend vernichtet. Mit der ›Kultivierung‹ der afrikanischen und südamerikanischen Urwälder verschwanden die letzten unberührten Lebensräume unseres Planeten und damit die von der Umweltverschmutzung noch verschonten lokalen Sorten und Abarten. Es war nicht fünf Minuten, es war eine Sekunde vor zwölf, als man zu Beginn des Jahrhunderts daranging, die Erde systematisch nach wildwachsenden Varietäten durchzukämmen, und bei der Gerste schien schon alles verloren, bis ich in Utah unscheinbares Gras entdeckte, das sich als

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