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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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»Seien Sie ganz beruhigt, um die Sicherheit Ihres Freundes kümmern wir uns schon. Sie wissen, wo er sich jetzt befindet?«
    Timothy sah Devlin mit unschuldigen Augen an. »Vielleicht sitzt er in einer Bar und läßt sich vollaufen? Nach so einer Nacht –«
    »Werden Sie ihn noch sehen?« unterbrach Devlin unwillig.
    »Ich hoffe es.«
    »Ich verpflichte Sie hiermit«, sagte Devlin in feierlichem Tonfall, »Huckleberry Peaboddy festzuhalten, wann immer und wo immer Sie ihm begegnen, und unverzüglich die NSA zu benachrichtigen.«
    »Soll ich ihn etwa für Sie verhaften?« stieß Timothy hervor. »Dazu können Sie mich nicht verpflichten!«
    »Ich kann«, sagte Devlin gelassen, »und Sie wissen das. Nach Paragraph siebzehn des Gesetzes zum Schutz des Staates kann jeder Bürger zu jeder Dienstleistung verpflichtet werden, wenn es im Interesse der Staatssicherheit notwendig ist.« Er lächelte Timothy beruhigend zu.
    »Keine Angst, Ihrem Freund wird nichts geschehen. Wir wollen ihn nur auf dem schnellsten und sichersten Weg nach Hause bringen.« Devlin packte die Tracer mit den Tatortspuren ein. »Ich bin wirklich traurig, daß Sie so halsstarrig sind. Wir wären ein gutes Gespann.«
    3.
    Timothy überlegte fieberhaft, wie er es anstellen könnte, Huck unbeobachtet zu sprechen. Er konnte doch unmöglich warten, bis Peaboddy von allein aus der Bar kam, sicher würde die NSA seine Wohnung überwachen, andererseits konnte er ihn auch nicht telefonisch warnen: Sämtliche Anrufe in der »Stardust«-Bar landeten bei Melvin, der wie alle Barkeeper für den Geheimdienst arbeitete, und wenn Devlin nachweisen konnte, daß Timothy gegen seine Verpflichtung gehandelt hatte, konnte das seine Lizenz kosten – oder er behielt sie, was noch schlimmer war, für den Preis der Mitarbeit. Als ihm die rettende Idee kam, mußte er laut lachen. Er hielt sich unwillkürlich die Hand vor den Mund und blickte zu dem Kristallkäfig an der Decke. Mochten sie ihn ruhig lachen hören. Mehr nicht.
    Er ging ins Mausoleum und erkundigte sich, was heute für Veranstaltungen im »Nebraska« stattfanden. Im Kristallsaal begann um acht Uhr eine »Grand Magicshow«. Er schaltete Napoleon auf Translation und rief in der Bar an.
    »Verzeihen Sie, Sir«, hörte Timothy sich mit Napoleons Stimme sagen, »weilt Mister Truckle bei Ihnen? Hier liegt ein dringender Anruf für ihn vor.«
    »Nein«, antwortete Melvin, »ich habe ihn heute noch nicht gesehen.«
    »Das verstehe ich nicht, Sir, er wollte sich mit einem Freund treffen, einem sehr großen und sehr dicken Mann, der –«
    »So einer ist hier«, sagte Melvin, »soll ich ihn dir an den Apparat rufen, Napoleon?«
    »Wenn Sie so freundlich sein wollten, Sir.«
    Kurz darauf meldete sich Peaboddy, Timothy schaltete auf seine Stimme um. »Paß auf, Huck, sag nichts, stell keine Fragen, es brennt. Fahr kurz vor acht in den dreizehnten Stock und geh in den Kristallsaal, dort ist eine Zauberschau. Sobald es dunkel wird, verzieh dich auf die Herrentoilette, in die linke Eckkabine. Paß auf, daß dich niemand sieht, und zieh die Tür gleich hinter dir zu, verstanden? So, und jetzt sage laut: ›Nein, Napoleon, ich habe keine Ahnung.‹ «
    Timothy fand, daß eine Zauberschau gerade das Richtige war; vielleicht hätte er mit seinem Trick »Verschwinden eines Drei-Zentner-Mannes von der offenen Bühne« auch im Saal Erfolg gehabt. Die Show war nicht sonderlich gut besucht, obwohl die Plakate »die drei größten Zauberer aller Zeiten« ankündigten, dergleichen war zu oft im Video zu sehen, dafür herrschte auf der Herrentoilette ein Andrang, als sei sie die einzige in der ganzen Etage. Timothy mußte sich viermal die Hände waschen, bevor er unbemerkt in die Eckkabine schlüpfen konnte. Er brachte ein Haftmikrophon an und verschwand durch die Geheimtür. Er mußte lange warten, bis Huck eintrat und leise »Tiny?« rief. Timothy riß die Geheimtür auf und zog Peaboddy herein.
    »Was ist das?« fragte Huck erstaunt. »Was soll das Ganze?«
    »Ich hoffe, daß du wirklich nicht für die NSA arbeitest!« Timothy sah seinem Freund in die Augen, der wich seinem Blick nicht aus.
    »Ich schwöre es dir, Tiny!«
    »Gut. Dann vergiß, was du soeben gesehen hast. Es ist ein lebensgefährliches Geheimnis, doch ich wußte mir keinen anderen Rat. Ich bin verpflichtet worden, dich unverzüglich der NSA auszuliefern.«
    »Mann, Tiny!« Huck war kreidebleich. »Das wirst du nicht tun, oder?«
    »Keine Angst. Aber ich muß wissen,

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