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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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behandelst!«
    »Tiny! Es gibt gewisse Regeln und Gebote.«
    »Ja, ich weiß«, sagte Timothy bitter. »Sicher gibt es auch ein Gebot, das es verbietet, daß wir uns sehen. Welches, das elfte:
    Du sollst deinem Nächsten nicht unnütz ins Auge sehen?«
    »Es liegt kein zwingender Grund vor, daß wir uns treffen«, erwiderte Anne. Timothy verfluchte den Quaser, der ihre Stimme verzerrte, so daß er nicht mitbekam, ob sie es wenigstens ein bißchen traurig sagte.
    »Ich liebe dich«, schrie er. »Hörst du, ich liebe dich! Ist das kein hinreichender Grund?«
    Anne schwieg. Timothy glaubte schon, sie habe die Verbindung unterbrochen. »Bist du noch dran?« fragte er schließlich.
    »Ja, Tiny.«
    »Entschuldige, bitte.«
    »Schon gut. Sonst noch was?«
    »Nein, das war schon zuviel.«
    Er fuhr ins Schlafzimmer und füllte es mit Regen. Auf allen Bildwänden nieselte es aus einem trüben Himmel auf eine trostlose, graugrüne Hochebene, die Gipfel am Horizont waren kaum noch zu sehen. Schneewittchen sang leise klagende Melodien. Timothy setzte die Flasche »Queen Anne« an den Mund und nahm einen langen Schluck. Und dann gleich einen zweiten.
    Devlin rief früh am Morgen an. Timothy lag noch im Bett, und er sah keinen Grund, diesen Anblick zu verbergen, ganz im Gegenteil: Was ist harmloser als ein Mann, der in aller Ruhe im Bett frühstückt?
    »Ich wollte Ihnen nur mitteilen, daß sich die Sache erledigt hat, und Sie entpflichten«, sagte Devlin. »Das ganze beruhte auf einem Irrtum.« Er lachte. »Sie sehen, Mister Truckle, auch unsere Computer sind nicht unfehlbar. Ihr Freund kann tun und lassen, was er will. Ich hoffe, Sie sind jetzt beruhigt.«
    »Ganz und gar nicht«, erwiderte Timothy, »ich bin zutiefst beunruhigt, Mister Devlin. Wenn man sich nicht einmal mehr auf die Elektronengehirne der NSA verlassen kann –! Am Ende wird einer Ihrer Computer eines Tages behaupten, ich sei ein Verbrecher oder noch Schlimmeres!«
    Devlin hob besänftigend die Hände. »Ich bin ja auch noch da, Mister Truckle. Ich bin sozusagen Ihr persönlicher – hm – Schutzengel, und ich kenne Sie inzwischen doch recht gut. Hat sich Peaboddy bei Ihnen gemeldet?«
    »Hätte ich Sie dann nicht sofort angerufen?« fragte Timothy zurück.
    »Falls Sie ihn sehen, verraten Sie ihm nichts von meinem Besuch.«
    »Ist das eine Bitte oder –?«
    »Eine Anweisung. Wir wollen ihn nicht unnötig beunruhigen.«
    »Was wird mit den Kidnappern?« erkundigte sich Timothy.
    »Denen bleiben wir auf den Fersen. Im Vertrauen, Mister Truckle, das hat derart überhandgenommen, daß wir uns jetzt damit befassen müssen.« Devlin seufzte. »Als ob wir nicht schon mehr als genug zu tun hätten. Wollen Sie uns nicht helfen?« Er lachte laut. »Okay, okay, sollte nur ein Spaß sein. Guten Appetit!«
    Timothy aß nicht einmal das Ei zu Ende. Devlin hatte ihm den Appetit gründlich verdorben. »Geheimdienst am Morgen bringt Kummer und Sorgen«, murmelte Timothy. Was hatte der Anruf zu bedeuten? Timothy stieg in die Wanne, stellte auf Wellenbad, legte den Kopf in die Halterung und ließ sich von den sanften Wogen schaukeln.
    Wenn Devlin die Wahrheit gesagt hatte, konnte Huck hinfort unbelästigt in seinen Bergen leben; Timothy mußte ihm nur sicheres Geleit zum Flughafen verschaffen, damit er nicht noch einmal überfallen wurde. Das mußte Smiley mit ein paar handfesten Burschen erledigen. Wenn Devlin jedoch gelogen hatte, wenn er Timothy nur in Sicherheit wiegen und als Köder benutzen wollte, um Huck festzunehmen, sobald sie sich trafen? Wenn die NSA Huck noch suchte, würde sie vor allem die Flughäfen überwachen. Timothy ließ sich mit Smiley Hepburn verbinden.
    »Mann, du lebst!« rief Smiley. »Am hellichten Vormittag im Bad!«
    »Ach, mir geht es gar nicht gut«, klagte Timothy, »du weißt doch: meine Halswirbel. Ich habe eine Bitte, Smiley. Ein Freund von mir fliegt heute nach Utah zurück; ich habe ihm Tee versprochen, aber ich kann in diesem Zustand unmöglich zum Flughafen fahren. Kannst du das für mich erledigen, oder hast du zu tun?«
    »Nichts habe ich zu tun«, jammerte Smiley. »Kein Mensch scheint einen Detektiv zu benötigen.«
    »Mir geht es auch nicht besser«, sagte Timothy. »Wenn du vom Flughafen zurückkommst, können wir ja gemeinsam die Zeit totschlagen. Ich hoffe, es geht mir bis dahin wieder so gut, daß ich uns etwas kochen kann.«
    »Crêpe mit Calvados«, schlug Smiley vor.
    »Tut es auch ein einfacher Eierkuchen? Ich habe kein

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