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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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üppiger Vegetation und riesigen Tierherden. Aber alles verseucht. Ich habe mir schon Kaninchen zugelegt und versuche gerade, Schweine zu bekommen; auch ein Grund, das Geld von Onkel Bud zu fordern. Wenn du mich besuchen kommst, kann ich dir bestimmt schon Kotelett aus eigener Zucht anbieten.«
    »Selbst ein taufrisches Filet kann mich nicht nach Tonopah locken«, sagte Timothy. »Ich verlasse das ›Nebraska‹ nur, wenn es absolut nicht zu umgehen ist.«
    »Dann werden wir uns wohl nie mehr sehen«, meinte Huck traurig, »denn ich bin entschlossen, mich so schnell nicht wieder aus Tonopah wegzurühren. Zweimal in den fünfzehn Jahren habe ich meine Einöde verlassen, und jedesmal bekam ich einen Mordstrouble.«
    »Zweimal?« Timothy sah Peaboddy ungläubig an.
    »Zweimal«, bestätigte der, »jetzt und vor fünf Jahren zur Beerdigung meiner Mutter in Columbus, Ohio.«
    »Was gab es da für Ärger, Huck?«
    »Der Leichenzug wurde überfallen und ausgeraubt. Mir klauten sie den Bankcoder; als ich vom Friedhof zurückkam, war mein Konto schon leergemacht; die Polizei hat nie herausbekommen, von wem. Nein, Tiny, ich habe die Schnauze gestrichen voll von Städten.«
    »Und Salt Lake City?«
    »Pah, das ist doch nur noch eine Geisterstadt: ein Flugplatz, eine kleine Garnison und ein paar Dutzend Geschäfte, Bars und Bordelle; das ist selbst für Gangster zu ärmlich. Ich fahr’ auch nur drei- oder viermal im Jahr ’runter, um einzukaufen, und halte mich nie länger als ein paar Stunden auf.«
    Sie tranken bis zum Morgen, dann gab es eine nicht enden wollende Abschiesszene am Helicopter; Smiley drängelte, sie würden die Maschine nach Utah verpassen. Timothy nahm Huck ein letztes Mal das Versprechen ab, sofort aus Salt Lake City anzurufen und in den nächsten Monaten regelmäßig Communics zu senden.
    »Keine Angst, Unkraut vergeht nicht!« grölte Huck vergnügt über das Flugdeck. »Aber du siehst mächtig grau aus, Kleiner. Husch, husch, ins Bettchen!«
    Timothy kam nicht zum Schlafen. Zuerst meldete sich Smiley. »Keine besonderen Vorkommnisse«, berichtete er, »ich habe ihn bis in das Flugzeug begleitet und gewartet, bis die Maschine in den Wolken verschwand.
    Timothy beschloß aufzubleiben, bis Huck aus Salt Lake City anrief. Das einzige, was ihm zugestoßen sei, sagte Peaboddy, sei ein Mordskater. Als Timothy gerade ins Bett steigen wollte, meldete sich der Große Bruder.
    »Es gibt in den ganzen Staaten nicht mal ein Dutzend Peaboddys«, sagte Anne, »und nur einen weißen männlichen Peaboddy zwischen zwanzig und siebzig: Huckleberry Delano, zweiundfünfzig Jahre alt, geboren und aufgewachsen in Chicago, Blackhill Avenue, Agrar-Biologe, Absolvent der ›Ford University of Illinois‹, seit fünfzehn Jahren ansässig in Tonopah, Utah, Züchter der Peaboddy-Gerste, jetzt um den Anbau von Kaffee im Wasatch-Plateau bemüht, nie verheiratet, keine Kinder, auch nie eine Lizenz beantragt – das ist er doch?«
    »Ja«, bestätigte Timothy, »stimmt alles.«
    »Aber daß er seine Berge so gut wie nie verläßt, stimmt nicht. Ich habe hier eine Auflistung seiner Reisen, soweit sie über Utah hinausführten, insgesamt einundachtzig in den letzten drei Jahren, davon allein sechs in diesem Jahr nach Chicago.«
    »Das kann doch nicht wahr sein!« rief Timothy.
    »Es ist wahr, Tiny. Amtliche Angaben aus dem Doc Center für Individualverkehr. Peaboddy hat dich belogen. Ich habe dir die Liste schon zugeschickt, außerdem eine Kopie seines Identicats.«
    Timothy mußte nicht lange warten, bis die Sendung des Großen Bruders eintraf. Die Botin von OLD NEPTUN’S TREASURY brachte eine Packung Schollen. Timothy stürzte sich gleich auf die Augen. Das fünfte war es. Er polkte den Kristall heraus, gab ihn Napoleon und ließ sich die Aufzeichnung ins Mausoleum überspielen. Tatsächlich, einundachtzig Reisen in drei Jahren, vor vierzehn Tagen erst war Huck in Chicago gewesen! Dann starrte Timothy auf die Kopie des Identicats. Die Ähnlichkeit war groß, selbst die Augenfarbe stimmte, und der Mann mochte, wie angegeben, 2,04 m groß und 150 kg schwer sein, doch es war nie im Leben Huck: Trotz seines fast kahlen Schädels war dieser Mann da mindestens fünf Jahre jünger, und die kleine Narbe unter dem linken Auge, wo Timothy Huck beim Spielen mit einem Druckpfeil getroffen hatte, fehlte.
    Timothy saß wie betäubt da. Gedanken schossen wirr durch den Kopf. Er hätte nicht soviel Whisky schlucken sollen. Schließlich rief er bei der

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