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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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tun.«
    Simon nahm sich eine zweite Avocado. »Auf mich wartet niemand und nichts, vor allem nichts Unerledigtes bis auf die jeweilige Aufgabe, so kann ich jederzeit und überallhin gehen.«
    »So könnte ich nicht leben«, meinte Timothy. »Du mußt sehr einsam sein.«
    »Nicht einsam, nicht einmal allein.«
    »Wie das, Simon? Erkläre mir –«
    »Ich will nicht darüber sprechen, auf keinen Fall jetzt. Bitte respektiere das. Ich lasse mir nie ein Gespräch aufzwingen.«
    »Niemals?« Timothy lächelte. »Hast du nie mit Polizei oder NSA zu tun?«
    Simon lächelte zurück. »Sind das Gespräche?«
    Sie aßen schweigend zu Ende, dann tranken sie Tee und diskutierten den Stand der Ermittlungen. Simon war recht zufrieden.
    »Wir sind zwar noch nicht soweit, zum Kern unseres Teufelspuzzles vorzustoßen«, sagte er, »aber die Grenzflächen stehen bereits. Die Bereiche zeichnen sich ab, der naheliegendste: eine gezielte Mutation von Viren, Bakterien oder gar Pflanzen, ja sogar eine Tiermutante ist nicht auszuschließen. – Darf ich hier rauchen?«
    Timothy nickte. Wenn er gewußt hätte, daß Simon eine Zigarre mit beißend bitterem Qualm anzünden wollte, hätte er wohl abgelehnt.
    »Vor etlichen Jahren hat ein gewisser Harriman Trujillo den japanischen Todesfisch, der so giftig ist, daß du mit einem Gramm des Toxins ein paar tausend Menschen umbringen kannst, mit Goldbarschen gekreuzt – Goldbarschfilet war die Leidenschaft seiner Erbtante. Er wurde wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. Der Prozeßbericht liegt bei deinen Recherchen, Tiny, PRESTON hatte sich für das Verfahren interessiert, und im Umkreis von Pelletier taucht wiederum ein Harriman Trujillo auf – Zufall?«
    »Eine sehr ungewöhnliche Waffe«, meinte Timothy.
    »Weißt du, was alles in den pervertierten Gehirnen unserer Militärs herumspukt? Vielleicht träumt einer von riesigen Schwärmen giftiger Heringe, Dorsche, Barsche – über ein Viertel der Eiweißversorgung der DRAUSSEN kommt aus dem Meer. Aber es müssen ja nicht Fische sein; vielleicht züchten sie Mücken, deren Stich tödlich ist. Mördermücken wären eine durchaus handhabbare Waffe. Man könnte sie gegen alle bekannten Insektizide immun machen und, sobald man in der Lage ist, die ISOLATION zu durchlöchern, zu Myriaden züchten und auf DRAUSSEN loslassen.« Simon paffte dicke Wolken in das Mausoleum.
    »Der Traum der Militärs ist natürlich eine Waffe, die sich relativ einfach durch die ISOLATION schmuggeln ließe. Viren oder Bakterien zum Beispiel sind teuflische Waffen –«
    »Ich weiß«, sagte Timothy, »die Deutschen haben damit angefangen. Vor zweihundert Jahren, mit Pockenviren.« 37
    »Nun, seit langem begnügt man sich nicht mehr mit ›natürlichen‹ Krankheitserregern; die Gefahr ist zu groß, daß der Gegner darauf vorbereitet ist und für alle möglichen Seuchen Impfseren hat. Man versucht zumindest, eine Variante zu züchten, die man allein besitzt. Unser Pelletier hat sich für die Biontogenese in künstlichen Atmosphären interessiert, und ich weiß, daß man daran arbeitet, Bakterien zu züchten, die in einer verfremdeten Atmosphäre harmlos sind, die sich aber, sobald sie an die normale Luft kommen, explosionsartig vermehren und tödliches Gift absondern.«
    »Wahrlich, ein teuflischer Plan«, meinte Timothy.
    »Sei beruhigt, Tiny, die einzige Bakterie, die bislang so reagierte, war eine Abart des als Waffe unbedeutenden Gerstenbrandes.«
    »Ich bin äußerst beunruhigt«, erwiderte Timothy. »Wenn man die Gerste vernichtet, gibt es keinen Whisky mehr!«
    »Dann trinkst du eben Bourbon.«
    »Du Ignorant!«
    »Die absolute Traumwaffe«, fuhr Simon fort, »ist der sogenannte Zeitzündervirus, ein an sich harmloser Virus, der sich viele Generationen hindurch ganz normal verhält und dann – was nach dem Olivettischen Mutationsgesetz möglich wäre – explosionsartig degeneriert, so daß er nach einer ziemlich genau zu berechnenden Frist, in der der Virus sich unbeachtet ausbreiten kann, schlagartig eine tödliche Seuche auslöst. Seit der Jahrhundertwende, als man begann, den genetischen Krieg vorzubereiten, arbeitet man daran. In Davenport haben sich in den letzten Jahren bemerkenswert viele Gen-Chirurgen und Virologen angesiedelt – als Rentner? Sie scheinen nirgends zu arbeiten, und sie publizieren auch nicht mehr. Interessant finde ich, daß auch David Hamilton sich dort zur Ruhe gesetzt hat; er ist die führende Kapazität auf dem Gebiet allergischer

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