Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)
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»Daß ich nicht darüber gestolpert bin!« Simon raufte sich verzweifelt den Bart. »A-eins, das heißt Primaten.«
Aber warum Gibbons? Warum nicht andere Affen, wo doch Schimpansen oder Rhesusaffen so viel billiger waren? Während Napoleon nach Gemeinsamkeiten zwischen Mensch und Gibbon suchte, die andere Affenarten nicht besaßen, ermittelte Timothy, daß die Gibbons mit 98,8prozentiger Wahrscheinlichkeit für PRESTON gezüchtet wurden. Die tägliche Liefermenge Bananen, die er bei der DAVENPORT FOOD & STUFFS INC. ermittelte, ließen auf einen Bestand von etwa zweihundert Tieren bei der PRESTON-Stiftung schließen. Kurz vor Tagesanbruch lieferte Napoleon drei Ergebnisse. Und den nächsten Anstoß.
+ + besondere gemeinsamkeiten: t.) lymphdrüsenepithel q + 2.) enzym cychotron e-1 + 3.) bakterienstämme der mundflora der gattung cro-4-dyn (weltweite verbreitung bei allen gattungen der spezies homo sapiens) + darf ich sprechen, sir? + + n. + + +
Timothy stellte den Snarr an. »Sprich schon, was gibt es, Napoleon?«
»Gestatten Sie mir eine etwas gewagte und, wie ich gestehen muß, rein spekulative Gedankenkette zu entwickeln, Sir? Der Hinweis auf Bakterien der Mundflora könnte zu der Tatsache in Beziehung stehen, daß auf der Liste der Wissenschaftler von Davenport auch Doktor Ingmar Walley steht, ein Spezialist für Oral-Hygiene, dessen Anwesenheit zumindest verwunderlich erscheint. Das Stichwort Oral-Hygiene wiederum verweist auf die Produktion von Zahnpasta, Mundwasser und Gurgelmitteln, die generell Chlorylpanthenol als antibakterielles Desinfizenz enthalten. Chlorylpanthenol wiederum war der Hauptbestandteil der synthetischen Atmosphäre, in der jener Kidnapper zeitweilig gelebt haben muß, der den Anschlag auf Huckleberry Peaboddy ausführte. Ich räume ein, Sir, daß dies eine vielleicht abwegige Kombination sein mag.«
»Ganz und gar nicht!« rief Timothy. »Ich könnte dich küssen.«
»Wie Sie meinen, Sir.«
»Hast du noch mehr solcher abwegigen Kombinationen?«
»Einstweilen nicht, Sir.«
Jetzt, da sie ungefähr wußten, wonach sie suchen mußten, entdeckten sie einen Puzzlestein nach dem anderen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit existierte auch in Davenport eine Anlage mit Chlorylpanthenol-Atmosphäre, wenn sie auch nirgends ausgewiesen war, aber ein Abfallunternehmen aus Davenport lieferte regelmäßig große Mengen an Panthenoloxydat und Chlorylkarbon, den Zerfallsprodukten einer solchen Atmosphäre, zur Weiterverarbeitung an einen Chemiebetrieb in Des Moines, und diese Lieferungen entsprachen genau der Menge verflüssigten Gases, das einmal wöchentlich mit Tankflugzeugen nach Davenport geliefert wurde, wenn man unterstellte, daß die vier Großtanker, für die jeden Donnerstag zwischen zwei und drei Uhr früh der Flughafen gesperrt wurde, Chlorylpanthenol brachten. Und sie kamen aus Evansville, wo eine der beiden Fabriken der Staaten stand, die dieses Gas herstellten, und wohin Pelletier mehrere Reisen unternommen hatte.
»Nehmen wir es einstweilen als gesichert an«, meinte Simon, als Timothy darauf bestand, wenigstens eine kurze Mittagspause einzulegen. Simons Augen waren klein und rot unterlaufen und von tiefen schwarzblauen Ringen umgeben, doch er wirkte quietschvergnügt.
»Jetzt fehlt eigentlich nur noch Saul Bottenrode, aber wahrscheinlich lebt er schon längst nicht mehr.«
Er lebte noch. Und in Davenport. Auf der SQ-Liste hatte Napoleon ihn nicht finden können, weil er Junggeselle war, aber er stand schon seit Jahren in der Einwohnerdatei.
»Was ist mit diesem Bottenrode?« erkundigte sich Timothy.
»Bottenrode ist der Senior der biologischen Kriegführung, er ist schon seit Jahrzehnten dabei, Bottenrode hatte als erster die Idee, Viren oder Bakterien nach dem Olivettischen Mutationsgesetz als Zeitzünderwaffen zu programmieren; eines seiner Lieblingsprojekte war es, die Bakterien der Darmflora durch weniger friedliche zu verdrängen; vielleicht ist er inzwischen vom Arsch ins Maul gewechselt?« Simon winkte dem Servicewagen, und zum ersten Mal in all diesen Tagen goß er sich einen Schnaps ein.
»Wenn wir zwei und zwei zusammenzählen, zeichnet sich der Umriß einer wahrhaft teuflischen biogenetischen Waffe ab.
Seit nahezu vierzig Jahren benutzt man überall auf der Erde Chlorylpanthenol zur Desinfektion der Mund- und Rachenhöhle. In jeder Zahnpasta, jedem Mundwasser ist es enthalten, denn es gibt nichts Besseres. In Davenport aber züchtet
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