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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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man Bakterienstämme, die gerade in Chlorylpanthenol hervorragend gedeihen, also mühelos jeden Menschen verseuchen können, ja, wenn er versucht, sie durch Gurgeln zu bekämpfen, füttert er sie gerade. Und eines Tages fangen die lieben Tierchen dann gemäß ihrer genetischen Vorprogrammierung an, tödliches Gift abzusondern. Es gibt längst Bakterien, die tausendmal giftiger sind als der japanische Todesfisch.«
    Simon goß sich noch einmal nach. Er kippte den Wodka hinunter, schüttelte sich und sah Timothy mit verkniffenem Gesicht an.
    »Wenn man an genügend vielen Orten solche Stämme in Umlauf setzt, kann man in kürzester Frist ganze Erdteile entvölkern.«
    »Eine Mordwaffe von fast undenkbarer Scheußlichkeit«, sagte Timothy, »aber bis jetzt ist es zum Glück nur eine Spekulation, wir haben kein einziges bewiesenes Indiz.«
    »Mach dir nichts vor, Tiny. Wir sind in den Kern dieses Teufelspuzzles vorgestoßen, und wenn so etwas machbar ist, dann wird es auch gemacht! Wir müssen herausbekommen, wie weit sie schon sind. Wenn sie die Waffe haben, und sei es nur in einem Zwischenstadium, dann haben sie sie auch getestet. Du mußt sofort alle einschlägigen Dateien nach unaufgeklärten Massenvergiftungen, sonderbaren Seuchen und ähnlichem durcharbeiten, und ich werde –«
    »Stopp, stopp!« unterbrach ihn Timothy. »Napoleon kann suchen, wir aber gehen erst einmal ins Bett. Guck mal in den Spiegel!«
    »Was meinst du, wie du aussiehst?« entgegnete Simon grinsend. »Also gut, ich genehmige uns vier Stunden, dann ist es ohnehin Zeit für meine Visite.«
    11.
    »Komm ins Mausoleum«, empfing Timothy Simon. »Der Braten muß noch dreißig Minuten schmoren, und Napoleon ist auch noch nicht fertig. Ihm sind die Sicherungen durchgebrannt, und ich habe so fest geschlafen, daß ich es nicht mitbekam.« Er goß zwei Gläser »Old Finch« ein.
    »Prost, Bruder Simon, trinken wir darauf, daß dies die letzte Runde wird.«
    »Prost, Tiny. Aber ich bin kein Bruder.«
    »Was –?« Timothy blieb der Mund vor Staunen offen. Dann nahm er schnell einen Schluck, um seine Verlegenheit zu überspielen.
    »Weißt du, Tiny, ich halte nichts von ideologischen Wolkenschlössern, mögen sie sich nun sozialistisch, kommunistisch, unionistisch oder wie auch immer nennen, ich bin Realist.«
    »Das bin ich auch, Simon.«
    »Bist du es? Du gehörst doch zu denen, die glauben, DRAUSSEN sei das Paradies auf Erden hereingebrochen, die all ihre Wünsche, Hoffnungen und Sehnsüchte nach DRAUSSEN projizieren – Illusionen, mein Lieber, Illusionen.«
    »Ich glaube«, sagte Timothy heftig, »daß DRAUSSEN –«
    Simon unterbrach ihn. »Das sage ich ja: Du glaubst. Du bist kein Realist, sondern ein Gläubiger. Und alle Glaubensgemeinschaften, alle Religionen und Ideologien, seit Jahrtausenden, haben ihre Sehnsüchte nach draußen projiziert: in eine ferne Zukunft, in das Leben im Jenseits oder, bei euch, jenseits der ISOLATION. Was weißt du denn, wie es da aussieht? Bist du je unter unserer Käseglocke herausgekommen? Kennst du auch nur einen, der mit eigenen Augen gesehen hat, wie es DRAUSSEN zugeht?« Simon schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich bin sicher, sie haben noch nicht einmal die Demokratie verwirklichen können. Fünfhunderttausend Jahre Steinzeit und fünftausend Jahre Ausbeutung – das hat tiefe Spuren im Menschen hinterlassen, die sein Verhalten, sein Denken und Fühlen beeinflussen. Das reicht bis ins Unterbewußtsein und läßt sich nicht in fünfzig, nicht einmal in fünfhundert Jahren beseitigen. Glaube mir, Tiny, die haben DRAUSSEN ganz andere Sorgen als die universelle Entwicklung der Individuen, das Reich der Freiheit und die Gemeinschaft der Gleichen! Sind ihre Luft, ihr Wasser, ihr Boden so viel weniger verseucht? Schwinden ihre Wälder nicht mehr? Wachsen ihre Wüsten nicht? Verpestet ihre Industrie nicht mehr die Umwelt? Gibt es wirklich keine Wasserkriege 39 mehr? Sind sie in den letzten fünfzig Jahren so viel vernünftiger geworden? Vor der Errichtung der ISOLATION waren sie es noch nicht. Können sie es jetzt sein? Zwölf Milliarden Menschen und für jeden Nahrung und Kleidung, Wohnung und Ausbildung, medizinische Betreuung und – und – Sie können stolz sein, wenn sie wenigstens das Notwendigste für alle geschafft haben. Woher denn ›Überfluß für alle‹? Müssen sie nicht noch immer einen Großteil ihrer Produktion unproduktiv vergeuden, noch immer rüsten? Ich hoffe, nur gegen uns! Was mag allein die

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