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Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Der Samenbankraub: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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ISOLATION kosten, Tiny?« Simon hielt ihm sein Glas hin.
    »Haben sie wenigstens die soziale Ungleichheit beseitigt, oder gibt es noch immer Reiche und Arme, Mächtige und Ohnmächtige, Privilegierte und Masse? Glaubst du wirklich, daß die DRAUSSEN schon dabei sind, die Träume des guten alten Marx zu realisieren?«
    »Ja, das tue ich!« sagte Timothy mit Nachdruck. »Wie sollte ich sonst dieses Leben hier aushalten? Und ich hoffe, daß ich eines Tages nach DRAUSSEN gehen kann.«
    »Da würdest du dich ganz schön umgucken!« Simon lachte. »Und wenn sie wirklich gleiche Rechte und gleiche Chancen für alle eingeführt haben, dann möchte ich mal dein langes Gesicht sehen, mein Lieber, da könntest du nicht so luxuriös leben wie hier! Jedem nach seinen Bedürfnissen? Nimm doch mal deine als Maßstab, stell dir das nur mal vor: Camembert und Moselwein, Whisky und Lammbraten, Austern und Erdbeeren – für zwölf Milliarden! Zwölf Milliarden Urlaubsplätze – natürlich in ruhiger Abgeschiedenheit, zwölf Milliarden Luxusappartements mit Communicatoren, Videowänden und Klimaanlagen, mit Schallschutz und Superbad, Dressomat und einer Küche wie der deinen –, denk nur mal an die ungeheure Menge Energie, die du für dich allein verbrauchst, und multipliziere mit zwölf Milliarden. Nein, Tiny, das ist und bleibt nur ein schöner Traum.«
    »Nein, das ist Realität«, protestierte Timothy, »die tatsächliche Welt von morgen. Ich gebe zu, es wird noch lange nicht alles verwirklicht sein, eines jedoch konnten sie sofort angehen: eine neue, wahrhaft menschliche Moral, Sittlichkeit –«
    »Bei diesem Wort«, warf Simon ein, »packt mich, ehrlich gesagt, ein gelindes Schaudern.«
    »Ich meine nicht Prüderie und Entsagung, ganz im Gegenteil, ich meine Achtung und Ehrfurcht vor jedem Menschen, Toleranz, Ehrlichkeit und Offenheit, Gleichheit und Wahrhaftigkeit.« Timothy hatte sich in Feuer geredet. »Das haben wir sogar hier geschafft, buchstäblich in der finstersten Finsternis: in den Katakomben des UNDERGROUND.«
    »Ich gebe zu, ich bin beeindruckt von eurer Moral, Tiny. Aber der UNDERGROUND ist eine kleine, abgeschlossene Welt, eine Gemeinschaft Verschworener, dazu unter dem zusammenschmiedenden Druck der feindlichen Umwelt. Was aber geschieht, wenn der Druck von außen wegfällt, wenn sich die Kräfte im freien Spiel entfalten, in einer alles umfassenden und nicht mehr im einzelnen, vielleicht nicht einmal im großen zu kontrollierenden Welt? Was haben sich die Urchristen in den Katakomben von Rom erhofft! Und was haben sie bekommen? Das christliche Abendland.« Simon sah Timothy spöttisch an.
    »Ich habe mit Leuten von DRAUSSEN gesprochen.«
    »Waren sie zuverlässig, waren sie wirklich ehrlich, rückhaltlos offen?« Simon machte eine wegwerfende Gebärde. »Ich glaube nur, was ich selbst gesehen habe.«
    »Warum machst du dann diesen lebensgefährlichen Job, wenn du so denkst?«
    »Vielleicht, weil ich ein Narr bin, ein komischer Heiliger – ach, verkneif dir den Gag, Tiny, ich weiß, wie ich aussehe –, weil ich ein Kosmopolit bin, ein Weltenbürger, darum! Ich kämpfe dafür, daß die Erde erhalten und daß sie bewohnbar bleibt. Vielleicht ist sie tatsächlich der einzige Planet im ganzen Universum, auf dem intelligentes Leben entstand?« Simon hob abwehrend die Hände.
    »Ich weiß, die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß es auf den zehn Milliarden Galaxien auch Milliarden von Planeten mit intelligentem Leben gibt, aber noch haben wir keinen Beweis dafür, nicht den kleinsten. Im Umkreis von zwanzig Lichtjahren zumindest – das ist inzwischen sicher – gibt es nicht ein einziges Planetensystem. Und in einer Entfernung bis zu tausend Lichtjahren – höchstens! – eine Chance auf eine Sonne mit Planeten. Doch selbst wenn es Milliarden bewohnter Himmelskörper geben sollte, muß unsere Spezies nicht auf Grund ihrer spezifischen Entwicklungsbedingungen ganz anders sein als die anderen? Selbst wenn wir Menschen nicht die einzigen intelligenten Wesen im Universum sind, so doch bestimmt die einzigen unserer Art. Schon deshalb ist unsere Verantwortung, das Leben auf diesem Planeten zu erhalten, unermeßlich groß!«
    »In dem Punkt gibt es zwischen uns keine Meinungsverschiedenheiten«, sagte Timothy.
    »Ich weiß. Das ist auch der Grund, warum ich mit euch zusammenarbeite. Wenn ihr auch unverbesserliche Träumer seid, so tut ihr doch wenigstens etwas, um der Menschheit eine Chance zu geben.« Simon

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