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Der Samurai von Savannah

Der Samurai von Savannah

Titel: Der Samurai von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Coraghessan Boyle
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polternd auf die verwitterten Bohlen der Veranda fallen. Er nestelte an ihrem Oberteil herum, presste sie gegen den Türrahmen, hob sie ein Stück hoch in die Luft und suchte mit seiner Zunge ihren Mund – alles zur gleichen Zeit.
    »Nein«, sagte sie.
    »Doch«, sagte er.
    »Dann hier draußen. Auf der Veranda.« Er hatte ihr das Oberteil jetzt bis zu den Achseln hochgerollt, eine Hand lag auf ihrer Hüfte; sie spürte seine feuchte Zunge auf den Brustwarzen. »Hier draußen«, sagte sie schwer atmend, »unter dem Sternenhimmel.«
    Schon drehte sie sich um, packte ihn am Gürtel und zerrte ihn von der Tür weg. Im nächsten Augenblick streckte sie sich auf den rauen Brettern des Verandabodens aus, er lag schwer atmend auf ihr, und sie machte ihm Platz, sie war aufgedreht und geil, und ihr war alles egal. Hinter ihnen fiel die Fliegentür mit plötzlichem lautem Schnappen ins Schloss. Er ist da drin , dachte sie, während sie sich unter Saxbys Körper hin und her bewegte, er kann alles hören , und dann überschlug sich alles in ihr und sie dachte nichts mehr, gar nichts mehr.
    Am nächsten Morgen brachte sie ihm Frühstück. Keiner von beiden erwähnte Saxby oder den Vorfall der vergangenen Nacht. Jedenfalls nicht sofort. Er war schon wach, als sie kam, aber er wirkte in sich gekehrt, verschlossen, eingerollt wie eine Katze, und seine Augen blickten stumpf und teilnahmslos. Die leichte Decke, die sie ihm gegeben hatte, lag zerknüllt in der einen Ecke der kleinen Couch, während er sich in der anderen zusammenkauerte, nur mit den bunten Shorts bekleidet – er hatte darauf verzichtet, Socken und Sweatshirt anzuziehen. Und der Raum roch nach ihm – jetzt fiel er ihr zum ersten Mal auf, sein Geruch –, allerdings nicht unangenehm, keineswegs. Nur anders. Das Studio hatte immer nach altem Holz gerochen, nach Schimmel und Moos und Erde – es hatte »nach Wald« geduftet, anders konnte sie es nicht beschreiben –, und nun roch es nach ihm. Jetzt bewohnte ein Körper diesen Raum: sein Körper.
    Während sie im Zimmer umherging, sich um den Kaffee kümmerte und den Tisch deckte, spürte sie, dass er sie ansah. Der Himmel war bedeckt, grau, die Wolken hingen tief. Sie hatte weich gekochte Eier, Weizentoast, Marmelade und Obstsaft mitgebracht. »Hast du Hunger?«, fragte sie, nur um etwas zu sagen. »Ich hab dir Frühstück gebracht.« Er rührte sich nicht. Erst nach einer Weile neigte er kaum merklich den Kopf – die Parodie einer Verbeugung – und stand auf. Er sah aus wie ein elternloses Kind, er sah jung und mürrisch aus, missgelaunt und undankbar. Plötzlich wurde sie zornig. »Was hätte ich denn tun sollen?«, fragte sie. »Ihn zum Dominospielen reinbitten?«
    Hiro ließ die Schultern hängen und musterte sie mit waidwundem Blick.
    »Er ist mein Partner. Mein Liebhaber.« Sie stand einen Meter vor ihm. Die Eier wurden kalt. »Verstehst du das?«
    Es dauerte lange, bis er antwortete. »Ja«, sagte er schließlich, so leise, dass sie es kaum hörte.
    »Du und ich«, fing sie an und gestikulierte dabei emphatisch mit dem ausgestreckten Zeigefinger, »du und ich, wir sind –«, anfangs fehlte ihr das rechte Wort, »– Freunde. Verstehst du?«
    Von draußen ertönte das dumpfe, ferne Hämmern eines Spechts, der auf einen Baum einhackte, dann wurde irgendwo kreischend eine Kettensäge angeworfen. Das Wasser auf der Platte begann zu kochen. Die letzte Seite vom Vortag ringelte sich in der Schreibmaschine.
    »Ja«, sagte Hiro. »Ich verstehe.«
    Die nächste Woche verging ohne Zwischenfälle.
    Hiro verbrachte die Tage damit, die Bücher und Zeitungen zu lesen, die sie ihm brachte, er kippelte auf dem Stuhl und sah ihr dabei zu, wie sie auf die Tastatur einhackte, sich etwas notierte oder auf die Mauer von Grün hinausstarrte und darauf wartete, dass ihr ein Wort oder eine Wendung einfiel. Um die Mittagszeit herum machte er sich rar – sie wusste nicht, wohin er verschwand, und bemerkte es oft gar nicht, so verstohlen waren seine Bewegungen geworden. Aber er tauchte mit hoffnungsfroher Miene wieder auf, sobald Owen sich umdrehte und in den Wald davonschlich. Und dann lief jeden Tag dasselbe Ritual ab – eigentlich war es zum Lachen. Er verbeugte sich und lächelte, er katzbuckelte, schnitt Grimassen, rang die Hände und weigerte sich, den Essensbehälter anzurühren – nicht einmal ansehen wollte er ihn –, bis Ruth ihm zehnmal versichert – und dann nochmals beteuert – hatte, nein, sie habe keinen Hunger,

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