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Der Samurai von Savannah

Der Samurai von Savannah

Titel: Der Samurai von Savannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. Coraghessan Boyle
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der unschuldig in sein Bier gekichert hatte. »Na, Det, hat sich heute irgendwas in euren Schlingen verfangen?«, wollte sie wissen.
    Das Lachen verebbte. Clara schenkte Patsy einen Drink ein. Alle Blicke lagen auf Abercorn.
    Abercorn trieb sich seit etwa einer Woche wieder in der Gegend herum. Manchmal hatte er den anderen Burschen dabei, manchmal auch nicht. Ruths Frage enthielt eine feine Spitze, und Saxby schwenkte das Eis in seinem Drink, während er zusah, wie sich Abercorn wand. Eigentlich mochte er den Mann recht gern – vielleicht tat er ihm aber auch nur leid. Abercorn sah aus seinen großen, gehetzten Kaninchenaugen zu Ruth empor. Die Frage schien ihn traurig zu stimmen. »Nichts«, antwortete er. Er rieb sich die Nasenflügel, kratzte sich am Ohr. »Lewis und ich glauben, dass noch jemand anders im Spiel ist.«
    Ruth blickte weg. Plötzlich war sie aufs heftigste daran interessiert, wie sich das Licht in ihrem Bourbon brach. Zu diesem Zeitpunkt dachte sich Saxby noch nichts dabei – aber an ihren Gesichtsausdruck, an die leicht gespitzten Lippen, den gesenkten, aber höchst wachsamen Blick sollte er sich später erinnern. »Versteh ich nicht«, sagte er. »Wie meinen Sie das? Glauben Sie etwa, jemand auf der Insel versteckt ihn irgendwo oder so?«
    Abercorn nickte, langsam und gravitätisch, sodass sein Kinn in den Kreis der rings um ihn stehenden Künstler hineinstach. Jetzt hörten sie ihm alle zu. »Ich kann es mir nicht anders erklären – er ist jetzt seit fünf Wochen auf der Insel, und außer seiner Aktion unten in Tupelo Shores und dem bisschen Zeug, das er hie und da zusammenstehlen konnte, muss man sich doch fragen: Wovon ernährt der sich eigentlich?«
    Darüber hatte Saxby noch nicht nachgedacht – bis zu diesem Augenblick hatte er den stämmigen, plumpen Japanerburschen, der in jener Nacht damals platschend aus dem Peagler Sound gestiegen und später aus dem Supermarkt vor ihm davongelaufen war, eigentlich nur für eine witzige Anekdote gehalten. Jetzt aber – nur einen Moment lang, so rasch, dass er den Gedanken sofort wieder verwarf, kaum dass er ihn gedacht hatte – fiel ihm eine Antwort auf die Frage ein: von Makrelen in Sojasauce.
    Am nächsten Abend – einem Samstag – erschien Ruth nicht zur Cocktailstunde. Saxby saß mit seiner Mutter auf der Veranda und hielt nach ihr Ausschau. Als Armand den Gong zum Abendessen schlug und sie immer noch nicht aus ihrem Studio zurückgekehrt war, schlenderte er hinüber ins Esszimmer und setzte sich an einen der kleinen Tische weiter hinten zu Septima und Owen. Seine Mutter schwatzte irgend etwas über Interna der Kolonie – wer alles für den nächsten Herbst eingeladen war und wie Soundso von der Yaddo Corporation abgelehnt worden sei und sie selbst ebenfalls nicht im Traum daran denke, diese Frau aufzunehmen –, und er
    verschloss die Ohren, schottete sein Gehirn ab und hob die Gabel zum Mund. Nach dem Essen zog er sich in den hinteren Salon zurück und grübelte vor seinem Aquarium. Am Vormittag hatte er das todbringende Wasser ausgeleert, Pflanzen, Steine und Kies weggeworfen – er wollte das Gefäß ein paar Tage lang ruhen lassen und dann noch einmal ganz von vorn anfangen. Aber er hatte seine Lektion gelernt: Diesmal würde er in ein Aquarium-Zentrum gehen und mehr Geduld haben. Keine Experimente mehr. Er würde Albinos züchten und damit Geld verdienen. Mehr noch, er würde sich einen Platz unter den großen Amateuraquarianern des Jahrhunderts erobern, zusammen mit William Vorderwinkler, Daniel DiCoco und Paul Hähnel, dem Vater des Fächerguppys.
    Er sprach den Titel probeweise aus – Saxby Lights, Ahnherr des Albino-Zwergsonnenbarsches –, dann legte er eine Kassette ein – Albinoni, ein Lieblingsstück seiner Mutter – und machte es sich mit der neuesten Ausgabe des National Geographic im Sessel bequem. Er versuchte, einen Artikel über die abnehmende Spannkraft der Bartfäden bei den Muscheln der Pazifikküsten und die Konsequenzen für die Zukunft der kommerziellen Schalentierzucht zu lesen, konnte sich jedoch nicht konzentrieren. Er war ruhelos. Für den Abend war eine Lesung angesetzt – Bob Penick wollte einen Vorgeschmack auf seinen neuen Gedichtband geben –, aber Saxby hatte für Lyrik nicht viel übrig und wäre nur hingegangen, um Ruth einen Gefallen zu tun – und die war immer noch nicht da. Es wurde dunkler im Haus, er streckte sich zum Schalter der Lampe, allmählich brach die Dämmerung herein.
    Und dann

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