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Der Sand der Zeit

Titel: Der Sand der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auch auf die kleinen Überraschungen meiner geschätzten Kollegen.« Er starrte mich an. »Wenn Crandell und Jake nicht für Sie ausgesagt hätten, dann wäre ich jetzt endgültig davon überzeugt, daß Lord und der Rest dieser Schweinebande Sie geschickt haben, Craven.«
    »Sie glauben immer noch, daß das alles ein Komplott Ihrer Feinde ist?« fragte ich ungläubig.
    »Mehr denn je«, antwortete Havilland. »Aber so schnell gebe ich nicht auf, Mr. Craven. Die haben einen Fehler gemacht, wissen Sie? Sie haben versucht, Crandell und Jake umzubringen, und das gibt mir das Recht, mich zu wehren.
    Wenn ich jetzt einen von ihnen niederschieße, dann ist das Notwehr.«
    »Sie sind ja verrückt geworden!« sagte Crandell.
    Havilland ignorierte ihn einfach. Seine Augen schienen zu brennen, und sein Gesicht erinnerte mich plötzlich wirklich an das eines Wahnsinnigen. Trotzdem versuchte ich ein letztes Mal, ihn zur Vernunft zu bringen.
    »Mit dieser Waffe werden Sie überhaupt nichts ausrichten«, sagte ich.
    Havilland lachte böse. »Das ist eine Magnum, Craven!«
    sagte er. »Damit töte ich einen Elefanten, wenn es sein muß.«
    »Aber die Wesen, gegen die wir kämpfen, sind bereits tot.«
    »Blödsinn!« fauchte Havilland. »Hören Sie endlich auf mit dem Firlefanz, Sie … Sie Hexenmeister! Ich bin Wissenschaftler, Archäologe, und ich werde meine Theorie gegen Scharlatane wie Sie und Ihre Freunde zu verteidigen wissen!«
    »Und wenn es nun kein Zufall war, daß ausgerechnet Sie auf diese Theorie gestoßen sind?« sagte Becker leise.
    Havilland wirkte irritiert, aber nur für einen Moment. Dann füllten sich seine Augen wieder mit Zorn. »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß dieser Hellmark über tausend Jahre auf mich gewartet hat, oder?«
    »Vielleicht doch«, antwortete Becker, sehr leise, aber auch sehr ernst. »Vielleicht ist es kein Zufall, daß niemand anders als Sie die Schiffe und die Gräber gefunden hat. Vielleicht ist es nicht einmal Zufall, daß Sie danach gesucht haben.«
    »Und warum tauchen sie dann gerade jetzt auf?« brüllte Havilland, außer sich vor Wut. »Warum ist in den letzten drei Jahren nie etwas passiert, bis jetzt, bis dieser … dieser Magier hier aufgetaucht ist?«
    Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
    Es war das zweitemal, daß ich die Wahrheit blitzartig erkannte, aber diesmal entglitt mir der Gedanke nicht sofort wieder. War ich denn blind gewesen?
    »Weil sie noch nie zuvor mit Blut in Berührung gekommen sind«, sagte ich.
    Crandell verschluckte sich an seinem Kaffee und begann zu husten, und Havilland starrte mich aus großen Augen an.
    Becker wurde kreidebleich.
    »Was haben Sie da gesagt?« fragte Havilland.
    »Es war das Blut«, murmelte ich, plötzlich aufgeregt, ja, fast in Panik. »Verstehen Sie doch, Professor, es begann auf dem Schiff draußen im Meer, als ich mich an einem der Schilde verletzte und mein Blut auf das Deck fiel. Und vorhin
    ,«
    »Habe ich mich an meinem Taschenmesser geschnitten, als ich Hendrick befreite, und danach tauchten sie auf«, murmelte Becker. »Wie aus dem Nichts.«
    Und dann wurde er noch blasser, als er es ohnehin schon war, und seine Augen quollen fast aus den Höhlen.

    »Die Mumie!« flüsterte er.
    Und im gleichen Moment fiel es auch mir wieder ein. »Der Keller!«
    »Was?« machte Havilland verständnislos.
    Becker sprang auf. »Der Tote im Keller, Professor!« sagte,
    nein, schrie er.
    »Was ist mit ihm?« fragte Havilland.
    »Ich war heute morgen dort unten«, flüsterte ich, noch immer starr vor Schrecken. »Begreifen Sie doch, Professor, ich habe mich an der Hand verletzt. Die Mumie ist mit meinem Blut in Berührung gekommen!«

    Hintereinander rannten wir in den Keller hinab. Selbst Becker, der sich kaum von der Stelle rühren konnte, folgte uns humpelnd und, wie ich mit einem leisen Gefühl von Verwunderung feststellte, auf den riesigen Kampfspeer gestützt, den er aus dem Boden gezogen hatte.
    Diesmal funktionierte das Licht. Havilland stürmte voraus, seine gewaltige Pistole entsichert und mit beiden Händen haltend wie ein Gunman aus einem schlechten Kriminalfilm, aber es wirkte eher hilflos, irgendwie spürte ich, daß die Waffe nichts ausrichten würde; nicht gegen die Wesen, die hier auf uns lauerten.
    Havilland sprengte die Tür zu dem kleinen Nebenkeller mit der Schulter auf, schaltete das Licht ein, und blieb so abrupt stehen, daß erst ich gegen ihn und dann Crandell gegen mich und schließlich Becker

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