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Der Sand der Zeit

Titel: Der Sand der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Yards langen Kampfspeer und in der anderen eine 45er Smith & Wesson Magnum trägt …
    Becker blickte ihn ausdruckslos an, während Crandell ein Gesicht machte, als hätte er unversehens auf eine saure Zitrone gebissen.
    »Was ist passiert?« fragte Havilland leise. Seine Augen waren weit vor Furcht. Der Speer in seiner Hand zitterte. Es war die Waffe, die im Wagendach gesteckt hatte.
    Ich erzählte es ihm. Ich bemühte mich, möglichst sachlich zu bleiben, schmückte nichts aus und fügte nichts hinzu, aber ich ließ auch keine noch so unwichtig erscheinende Kleinigkeit weg. Als ich bei der Stelle angekommen war, an der sich die Zombies vor meinen Augen in lebende, atmende Menschen verwandelt hatten, wurden seine Augen groß vor Unglauben, aber er unterbrach mich auch jetzt nicht, sondern hörte schweigend zu, bis ich mit meinem Bericht zu Ende gekommen war.
    Doch als ich fertig war, sagte er etwas, wofür ich ihm am liebsten an die Kehle gesprungen wäre: »Ich glaube es immer noch nicht.«
    »Was glauben Sie nicht?« brüllte ich unbeherrscht. »Daß Jake um ein Haar geköpft worden wäre? Daß man Crandell entführt und kielgeholt hat? Oder daß Ihr Wagen nur noch ein Blechhaufen ist, zertrümmert von,«
    »Geistern?« unterbrach mich Havilland und schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Craven, das glaube ich nicht. Ich glaube Ihnen, daß all dies passiert ist, aber es … es muß eine natürliche Erklärung geben.«
    Statt einer Antwort riß ich ihm den Speer aus den Fingern und rammte ihn fast handtief in den Holzfußboden. Havilland lächelte nur.
    »Vielleicht hat sich jemand einen Scherz erlaubt«, sagte er.
    »Einen mörderischen Scherz, zugegeben, aber doch nur,«
    »Einen Scherz, aber sicher doch«, unterbrach ich ihn höhnisch. »Und dazu hat er mal eben eine komplette Flotte von Wikingerbooten gebaut, ein Dutzend Statisten in Original-kostüme gesteckt und zwei Menschen fast umgebracht.
    Drei, wenn ich mich mitrechne.« Ich trat erregt auf ihn zu und ergriff seine Schulter. Havilland streifte meine Hand ab.
    »Was ist los mit Ihnen?« fragte ich. »Können Sie mir nicht glauben, oder wollen Sie nicht, Professor Erickson?«
    Havilland erstarrte. Zehn, fünfzehn Sekunden lang blickte er mich aus weit aufgerissenen Augen an, dann fuhr er herum und deutete anklagend auf Becker. »Jake! Sie,«
    »Er hat es mir verraten, ja«, unterbrach ich ihn erneut. »Aber ich wäre früher oder später von selbst draufgekommen, glauben Sie mir.«

    Natürlich glaubte Havilland mir nicht, das sagte sein Blick mir deutlicher, als es Worte gekonnt hätten. Aber er hörte zumindest auf, Becker mit vorwurfsvollen Blicken zu bedenken, und starrte statt dessen den Speer an, der vor seinen Füßen aus den Bodenbrettern ragte.
    »Wie viele Beweise brauchen Sie noch?« fragte ich.
    Havilland lächelte humorlos. »Keine«, sagte er. »Jedenfalls keine weiteren wie die hier.«
    »Was soll das heißen?« erkundigte sich Becker.
    »Das Ding ist eine Fälschung«, antwortete Havilland.
    »Eigentlich hatte ich gehofft, daß Sie es von sich aus merken.«
    »Eine Fälschung?« Ich sah den gewaltigen Speer mißtrauisch an. »Mir kommt er sehr echt vor.«
    »Ist er auch«, sagte Havilland. »Ein bißchen zu echt, Mr.
    Craven. Sehen Sie ihn sich an. Es ist ein Wikingerspeer, bis ins letzte Detail. Das Holz stimmt, das Metall, die Art der Verarbeitung …«
    »Aber?«
    »Er ist nicht alt genug«, sagte Becker.
    Havilland nickte. »Genau. Diese Waffe ist höchstens fünf Jahre alt, vermutlich sehr viel jünger. Ein Speer, der tausend Jahre lang auf dem Meeresgrund gelegen hat, sieht anders aus. Ebenso wie diese Axt da, mit der Sie freundlicherweise meinen Tisch zertrümmert haben.«
    Ich überhörte die Spitze. »Ich habe Ihnen doch erzählt, daß die Krieger vor meinen Augen,«
    »Jünger wurden, ich weiß.« Havilland gab sich keine Mühe, den verächtlichen Ton in seiner Stimme zu verbergen.
    »Möglicherweise sind sie auf dem Weg über den Strand durch einen Jungbrunnen gelaufen«, fügte er hinzu.
    »Sie wollen es einfach nicht wahrhaben, wie?« fragte ich, so ruhig ich konnte, es war nicht sehr ruhig.
    »Was?« erwiderte Havilland.

    »Daß sich Hellmarks Fluch erfüllt«, antwortete Becker an meiner Stelle. »Hier und jetzt, Professor.«
    »Oh doch, sicher«, sagte Havilland spöttisch. Er wedelte mit der gewaltigen Pistole, die er mitgebracht hatte. »Aber ich bin darauf vorbereitet. Sowohl auf Zombies und Nachtgespen-ster aller Art als

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