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Der Sand der Zeit

Titel: Der Sand der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Anblick des kahlen Felsenhügels, der wie ein graues, hartes Geschwür aus dem wuchernden Grün des Dschungels emporwuchs, und ich war fast erleichtert, noch einige Augenblicke gewonnen zu haben, ehe ich mich ihm nähern mußte.
    Auf einen Wink Setchatuatuans hin nahmen vier seiner Krieger mich und den Jaguar in die Mitte, und wir setzten uns am Ende der kleinen Kolonne wieder in Bewegung.
    Je näher wir der Lichtung, auf der der Hügel stand, kamen, desto stärker wurde das ungute Gefühl in mir. Etwas …
    stimmte hier nicht.
    Lasse gab mir mit lautlosen Gesten zu verstehen, daß ich weiter zurückbleiben sollte, hob seinen Schild ein wenig höher und trat neben Setchatuatuan auf die Lichtung hinaus; gleichzeitig zog er sein Schwert.
    Ich spürte, wie der Jaguar neben mir unruhig wurde. Mit seinen feinen tierischen Instinkten witterte er die Gefahr so deutlich wie ich mit meinen überempfindlichen Magiersinnen.
    Wir waren nicht allein. Irgend etwas belauerte uns, etwas Böses und Fremdes, das nur auf eine Gelegenheit zum Zuschlagen wartete. Und als ich in die Gesichter der vier Indios blickte, die bei mir zurückgeblieben waren, sah ich, daß sie es auch spürten.
    Mit einer entschlossenen Bewegung richtete ich mich auf und trat halbwegs aus dem Unterholz heraus. »Lasse!« schrie ich.
    »Setchatuatuan! Kommt zurück! Das ist eine Falle!«
    Meine Warnung kam zu spät.
    Auf der Kuppel des Hügels gerieten die Schatten in Bewegung. Felgen kollerten zu Tal. Plötzlich standen auf dem gerade noch leeren Hügel Krieger, Dutzende, wenn nicht Hunderte von bunt bemalten, federgeschmückten Indianern.
    Und auch aus dem Dschungel traten Indios, sprangen hinter Büschen hervor und ließen sich aus Baumwipfeln und Astga-beln fallen. Das Schweigen des Dschungels wich gellendem Kampfgeschrei und dem Getrappel zahlloser nackter Füße.
    Ein wütendes Fauchen ließ mich herumfahren. Etwas zischte, und einer der Krieger, die Setchatuatuan zu meinem Schutz zurückgelassen hatte, griff sich plötzlich an den Hals und brach zusammen. Der Jaguar verwandelte sich in einen schwarzen Blitz und verschwand mit einem gewaltigen Satz im Unterholz.
    Dafür erschien, wie aus dem Boden gewachsen, plötzlich ein riesenhafter, schreiend bunt bemalter Olmeken-Krieger vor mir. In seiner Hand blitzte eine Axt aus geschliffenem Feuerstein.
    Ich ließ mich im letzten Moment zur Seite kippen. Das Beil verfehlte mein Gesicht um Millimeter und bohrte sich in den Stamm eines Baumes. Der Krieger schrie wütend auf und zerrte am Stiel seiner Waffe, aber die Klinge war so tief in das Holz gefahren, daß seine Kräfte nicht ausreichten, sie auf Anhieb zu befreien.
    Ich zögerte keine Sekunde. Mit einer kraftvollen Bewegung sprang ich wieder auf die Füße, hechtete auf den Olmeken zu und boxte ihn in den Leib. Der Olmeke taumelte zurück, rang nach Atem und brach in die Knie. Sein Gesicht begann sich langsam unter der dicken Farbschicht dunkelrot zu färben.
    Ich beachtete ihn nicht länger. Ich wußte, daß der Mann den Hieb zwar überleben, aber für die nächsten drei oder vier Minuten voll und ganz damit beschäftigt sein würde, das Atmen neu zu erlernen, und ich gedachte nicht so lange zu warten, bis er wieder in der Lage war, sein unfreundliches Verhalten mir gegenüber fortzusetzen.
    Gehetzt blickte ich mich um. Zwei der vier Krieger, die bei mir geblieben waren, lagen reglos am Boden, die anderen beiden waren in einen verzweifelten Kampf gegen eine erdrückende Übermacht von Angreifern verstrickt. Einen Kampf, den sie nicht gewinnen konnten.

    Ich ging geduckt zum Angriff über. Einer der Indios fiel unter einem gezielten Fußtritt, ein zweiter riß im letzten Moment die Arme hoch und fiel gleich darauf unter einem Keulenhieb, den ihm einer von Setchatuatuans Kriegern versetzte. Auf der Lichtung hinter uns waren die Schreckens-in Schmerz- und Kampfschreie übergegangen. Offensichtlich hatte auch dort der Kampf begonnen. Aber mir blieb keine Zeit, auch nur einen Blick zurückzuwerfen.
    Das Unterholz teilte sich und weitere Angreifer tauchten auf.
    Ich brachte mich mit einem verzweifelten Satz in Sicherheit, als gleich sieben oder acht Olmeken-Krieger auf die beiden Männer an meiner Seite eindrangen. Einer der Angreifer änderte im letzten Moment seine Richtung und versuchte nach mir zu greifen. Ich duckte mich unter seiner zupackenden Hand hindurch, packte seinen Arm und verdrehte ihn mit einem kräftigen Ruck. Der Mann starrte mich eine halbe

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