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Der Sand der Zeit

Titel: Der Sand der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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das deiner Brüder.«
    Setchatuatuan ignorierte ihn. Seine Augen schienen zu brennen, während er Lasse anstarrte. Seine Hand schlang sich um den Griff der Feuersteinaxt, der aus seinem Gürtel ragte.
    »Verräter!« sagte Setchatuatuan noch einmal. Sein Blick irrte zwischen Lasses und meinem Gesicht hin und her, und ich sah, wie sich seine Krieger spannten. »Ich wußte, daß ihr es versuchen würdet«, fuhr er mit zornbebender Stimme fort. »Ich wußte, daß du und dieser Narr versuchen würdet, uns aufzuhalten. Aber ich wußte nicht, daß du uns verrätst.«
    »Verrätst?« wiederholte Lasse verständnislos.
    Setchatuatuan lachte schrill und deutete auf Leif Erickson.
    »Spiel nicht den Dummen, Lasse Rotbart. Wir kennen uns zu lange, als daß du mich täuschen könntest. Du hast ihn befreit.
    Ihr,«
    »Du irrst dich, Setchatuatuan«, unterbrach ich ihn. »Wir haben ihn nicht befreit. Er zeigt uns den Weg.«
    Setchatuatuan fuhr mit einem Geräusch herum, das sich fast wie das Zischen einer wütenden Schlange anhörte. Seine Augen blitzten. »Schweig!« schrie er. »Oder ich erschlage dich gleich hier auf der Stelle!«
    »Aber er sagt die Wahrheit, Setchatuatuan«, sagte Lasse.
    »Bitte glaub mir. Ja, wir … wir haben versucht, vor euch in Aztlan zu sein. Aber nicht, um euch zu verraten.«
    »Warum dann?«
    »Aus dem Grund, den ich dir schon ein paarmal genannt habe, Setchatuatuan«, sagte ich. »Um euch zu retten. Dich und deine Brüder. Vielleicht dein ganzes Volk. Ihr alle werdet sterben, wenn ihr Aztlan angreift. Es gibt nur einen Weg, diese Stadt zu erobern, wir müssen das Wesen besiegen, das sie beherrscht.«
    »Und dabei will euch Leif Erickson helfen, wie?« fragte Setchatuatuan höhnisch.
    »Ja, das will ich«, sagte Erickson. »Ich weiß, daß du mir nicht glauben kannst, aber ich sage die Wahrheit. Ich bin der einzige, der es kann. Auf jeden Fall der einzige, der den Weg zu seinem Versteck findet.«
    »Ihr lügt«, sagte Setchatuatuan. »Und selbst wenn ihr die Wahrheit sprechen würdet, ließe ich es nicht zu. Wir brauchen eure Hilfe nicht. Wir sind Tausende. Unser ganzes Volk ist aufgestanden, um gegen Aztlan zu ziehen. Es mag eine Stadt der Dämonen sein, aber wir werden sie zerstören. Mit allem, was darin lebt.«
    »Es sind noch mehr als zweitausend Krieger in der Stadt, Setchatuatuan«, sagte Erickson. »Und Aztlan ist eine Festung.
    Ihr würdet nicht einmal sie besiegen. Geschweige denn die Kreatur, die unter ihr lauert.«
    »Eine Kreatur wie du?« fragte Setchatuatuan. »Oder wie das Ungeheuer, von dem du uns vorgegaukelt hast, es wäre Quetzalcoatl, unser Gott?«
    »Nein«, antwortete Leif Erickson ruhig. »Das Wesen, das all dies hier erschaffen hat. Sieh dich doch um, hitzköpfiger junger Narr! Sieh dich um und sag mir, was du siehst.«
    Setchatuatuan sagte nichts, aber er sah sich in der unheimlichen Halle um; sehr lange und sehr gründlich. Seine Sicherheit war deutlich erschüttert, als er sich nach einer Weile wieder an Erickson wandte.
    »Niemals«, sagte er. »Ich lasse es nicht zu. Ihr werdet mit uns kommen. Und diesmal werdet ihr gebunden und besser bewacht.«
    Lasse Rotbart zog ganz langsam sein Schwert, und auch seine Wikinger packten ihre Waffen fester. Plötzlich war die Spannung beinahe greifbar. Ein einziges falsches Wort, eine unbedachte Bewegung, dachte ich, und die Männer würden übereinander herfallen. Ein Kampf, an dessen Ausgang kein Zweifel bestand, Setchatuatuans Krieger waren zwar in der Überzahl, aber ich hatte Lasses Wikinger bereits im Kampf erlebt. Allein ihre Schwerter und Rüstungen machten die Übermacht der Olmeken mehr als wett. Gegen die relativ moderne Bewaffnung der Wikinger hatten Setchatuatuans Männer mit ihren Keulen und den Äxten aus geschliffenem Feuerstein keine Chance.
    Auch Setchatuatuan schien das genau zu wissen, denn er zögerte, wenngleich sich auf seinem Gesicht nicht die aller-mindeste Spur von Furcht zeigte. Herausfordernd starrte er Lasse an.
    »Tut es nicht, Setchatuatuan«, sagte ich. »Ihr … ihr wart Verbündete. Freunde auf Leben und Tod.«
    »Ihr werdet nicht gehen«, sagte Setchatuatuan stur.
    »Dann wirst du gegen uns kämpfen müssen, Setchatuatuan«, sagte Lasse, leise, in fast bedauerndem Ton, aber sehr entschlossen.
    »Willst du das wirklich?« fragte ich. »Willst du wirklich, daß sich deine Krieger und die Männer, die noch vor einer Stunde eure treuesten Verbündeten waren, gegenseitig umbringen?«
    Setchatuatuan

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