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Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Sandmann: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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still.
    »Der Vorstand hat beschlossen, dass unser Sicherheitstrakt unverzüglich zwei neue Patienten aufzunehmen hat«, fährt er fort. »Wir sind ja in der Hinsicht ein wenig verwöhnt, weil wir nur einen einzigen haben … der sowohl alt als auch lammfromm ist.«
    »Weil er wartet«, wirft Brolin ernst ein.
    »Ich habe diese Sitzung einberufen, um von Ihnen zu hören, welche Auswirkungen das Ihrer Meinung nach auf die Sicherheit im Haus und die allgemeine Therapiesituation haben wird«, fährt der Direktor fort, ohne Brolins Einwurf Beachtung zu schenken.
    »Was sind das für Patienten, die sie uns schicken wollen?«, erkundigt sich Anders Rönn.
    »Für beide gilt selbstverständlich die höchste Sicherheitsstufe«, antwortet der Direktor. »Der eine hat in Säter gesessen und die andere in Karsudden, nachdem sie …«
    »Das wird nicht funktionieren«, unterbricht ihn Roland Brolin.
    »Unser Sicherheitstrakt ist nun einmal für drei Patienten ausgelegt«, sagt der Direktor geduldig. »Die Zeiten haben sich geändert, überall muss gespart werden, wir können nicht …«
    »Ja, das mag alles sein, aber Jurek Walter ist …«
    Brolin verstummt.
    »Was wollten Sie sagen?«
    »Wir können keine weitere Patienten aufnehmen«.
    »Aber wir sind dazu verpflichtet, sie aufzunehmen.«
    »Dann lassen Sie sich eben eine Entschuldigung einfallen.«
    Der Direktor lacht und schüttelt den Kopf.
    »Sie haben ihn immer als Monster betrachtet, aber er …«
    »Vor Monstern habe ich keine Angst«, fällt Brolin ihm ins Wort, »aber ich bin schlau genug, vor Jurek Walter Angst zu haben.«
    Der Direktor sieht den Oberarzt lächelnd an und flüstert seiner Sekretärin etwas zu.
    »Ich bin ja noch nicht besonders lange hier«, sagt Anders Rönn, »aber hat Jurek Walter eigentlich jemals irgendwelche Probleme gemacht?«
    »Er hat immerhin dafür gesorgt, dass Susanne Hjälm abgehauen ist«, antwortet Brolin.
    Es wird vollkommen still im Raum. Ein Arzt aus der allgemeinen Psychiatrie zieht nervös seine Brille aus und setzt sie gleich darauf wieder auf.
    »Mir hat man gesagt, sie sei vom Dienst befreit worden … wegen eines Forschungsprojekts, wenn ich mich recht erinnere«, bemerkt Anders Rönn langsam.
    »Wir nennen es eine Befreiung vom Dienst«, sagt Brolin.
    »Ich würde gerne wissen, was passiert ist«, sagt Anders Rönn und spürt eine dumpfe Angst in sich erwachen.
    »Susanne Hjälm hat einen Brief von Jurek Walter aus dem Haus geschmuggelt, es sich dann aber anders überlegt«, erläutert Brolin mit gesenkten Lidern. »Sie rief mich an und erzählte mir alles. Sie war völlig, ich weiß auch nicht … sie weinte und beteuerte, sie habe den Brief verbrannt … Und das glaube ich ihr auch, denn sie hatte große Angst und wiederholte immer wieder, dass sie nie mehr zu Jurek Walter hineingehen werde.«
    »Sie hat sich vom Dienst befreien lassen«, sagt der Direktor und sortiert seine Unterlagen.
    Einige lachen, andere wirken verlegen. Sven Hoffman projiziert ein Bild des Sicherheitstrakts auf die Leinwand.
    »In puncto Sicherheit ist es unproblematisch, weitere Patienten aufzunehmen«, erklärt er mit Nachdruck. »Aber wir werden in der ersten Zeit natürlich trotzdem die Sicherheitsstufe erhöhen.«
    »Jurek Walter soll keinem anderen Menschen begegnen«, betont Brolin.
    »Aber jetzt muss es nun einmal sein … Ihr werdet die Sicherheitsprobleme wohl irgendwie lösen müssen«, sagt der Direktor und sieht die anderen an.
    »Das geht nicht … ich möchte zu Protokoll geben, dass ich unter diesen Umständen jegliche Verantwortung für den Sicherheitstrakt ablehne, dann muss man ihn eben der allgemeinen Psychiatrie unterstellen oder zu einer eigenen Abteilung machen.«
    »Übertreiben Sie jetzt nicht ein bisschen?«
    »Das ist genau die Situation, auf die Jurek Walter all die Jahre gewartet hat«, entgegnet Brolin mit vor Wut atemloser Stimme.
    Er steht auf und verlässt wortlos den Raum. Die Schatten der Schneeflocken fallen langsam über die Wand mit dem Whiteboard.
    »Ich bin mir sicher, dass ich unabhängig von ihrer Diagnose drei Patienten kontrollieren könnte«, sagt Anders Rönn bedächtig und lehnt sich auf seinem Stuhl zurück.
    Die anderen sehen ihn fragend an, der Direktor legt seinen Stift weg und lächelt freundlich.
    »Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, wo das Problem liegen soll«, verkündet er und schaut zu der Tür, hinter der Brolin verschwunden ist.
    »Sprechen Sie weiter«, ermuntert der

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