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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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nicht leisten, hatte sie seine Abneigung bissig kommentiert.
    Die Fendts sind alleinige Besitzer des Hauses.
    Wie er sich nähert, sieht er sie gerade vom Carport kommen. Er bleibt beim schmiedeeisernen Tor stehen.
    Jetzt hat ihn der Mann entdeckt.
    »Wollen Sie zu uns?«
    Der Sandner nickt und zückt seinen Dienstausweis.
    »Das Tor ist offen«, ermuntert ihn der Hausherr.
    Ein Polizeibeamter sollte vorurteilsfrei durchs Leben wandeln, dass Kleider die Leute machen, ist nur ein Gimmick der Gebrüder Grimm. Im nüchternen Alltag könnte sich ein derber Triebtäter durchaus den Hosenstall von seinem Maßanzug aufreißen, und ein Träger der bayrischen Rettungsmedaille trägt Secondhand aus Willis Wühlkiste.
    Jetzt ist der Herr Fendt mutmaßlich keines von beidem. Er zeigt sich im beigen Cordsakko, mit ledernen Ellbogenschonern – da springt dem Sandner sein Hirn an, als nähme eine chemische Reaktion ihren Lauf. Harlaching – Gartenarbeit – Cordsakko. Eine schlüssige, absolut subjektive Assoziationskette. Wenn du die Leute so geschwind in der Schublade verräumst, entgeht dir natürlich die eine oder andere Mutation. Von Vorteil ist, dass nicht alles durcheinanderflackt und eine Ordnung herrscht. Der Sandner macht sich nach all den Dienstjahren keine Illusionen um seine Menschenkenntnis. Aus seinem Schub hüpfen die Menschen rein und raus, wie es ihnen gerade passt. Jedermann, alternativ Frau, ist alles zuzutrauen. Da nimmt er sich nicht aus, der Hauptkommissar.
    Ein Lächeln hat der Fendt im Repertoire, das gleichzeitig Überraschung und Freundlichkeit ausdrücken soll.
    Das hat der Sandner noch nie ausprobiert, Augenbrauen und Mundwinkel synchron in die Höhe zu bringen. Pantomimisches Highlight. Schüttere blonde Haare hat sein Gegenüber und eine Portion Wohlstandsspeck, der gern an den Hüften siedelt, sobald du nicht mehr dich, sondern allerweil den Sharan und dir ergebene Chargen in Bewegung setzt.
    Hinter ihm kommt eine Frau vom Carport, die ein schlafendes Kleinkind in den Armen hält.
    Mit ausgestreckter Hand kommt Herr Fendt auf ihn zu.
    »Hauptkommissar Sandner«, sagt der Ermittler und greift zu.
    »Rainer Fendt«, sagt sein Gegenüber, »was kann ich für Sie tun? Sie haben Glück, wir sind gerade gekommen.«
    Als tät er ein rohes Schnitzel packen, so fühlt sich Fendts Hand an, weich und nachgiebig.
    »Ja, da schau her, heute ist mein Glückstag. Wir ermitteln in einem Mordfall, und ich hätte ein paar Fragen an Sie.«
    »Ein Mordfall?« Das Lächeln wird weggewischt, und am Taferl stehen Besorgnis und Neugier.
    »Ja, aber vielleicht könnten wir rein?«
    »Äh ... natürlich, entschuldigen Sie.«
    Der Sandner schlendert mit dem Hausbesitzer die gekieste Einfahrt entlang bis zur Haustür. Als sein Handy erklingt, bleibt er stehen und wendet sich ab.
    »Moment«, sagt er. Es ist die Wiesner.
    »Pisser sind das, die Fendts«, sagt sie.
    »Sagt wer?« Der Sandner wirft dem Herrn Fendt, der jetzt wieder lächelt, diesmal fragend, einen Blick zu.
    »Der Bruder von der Janine und sie hätten dieselbe Meinung gehabt. Aber nie im Leben wär die einfach so alleine weg, das glaubt er nicht.«
    »Überzeugend?«
    »Hm ... schwer zu sagen – klang ehrlich.«
    »Okay, meld mich später wieder.«
    Der Sandner schiebt sein Handy ein und folgt dem wartenden Mann ins Innere des Hauses. Durch einen langen, holzgetäfelten Flur gelangen sie ins Wohnzimmer.
    »Meine Frau ist gleich da, bringt bloß noch den Kleinen ins Bett, Sie haben ja gesehen ...«
    »Das war der Kevin?«
    »Ja«, Fendt seufzt kurz, schaut dann den Hauptkommissar gespannt an. »Sie sagten Mordfall?«
    »Dennis Weiß ist tot.«
    Während der Sandner bei den Fendts im Wohnzimmer sitzt und den Hausherrn befragt, lässt sich die Wiesner in die Hansastraße chauffieren. Der Einzige, der etwas mitzuteilen hat, ist Jan Delay. Das ist ihr ganz recht, um die Gedanken zu sortieren. Die Fetzners geben keine gescheiten Mordverdächtigen ab, sonst wäre ihr Schauspiel reif für den Komödienstadel gewesen. Beiden war schon zuzutrauen, dass sie ab und an grob austeilten, Impulskontrolle Fehlanzeige. Aber der Fundort und Merkmale der Leiche? Never. Und ein Motiv? Dafür waren sie zu abgebrüht, zu emotionslos dem Treiben ihrer Tochter gegenüber, als dass sie sich die Mühe machen täten, jemanden zu massakrieren, nur wegen lächerlicher Vaterschaft.
    Sie fahren die Hansastraße entlang, und das junge Muskelpaket parkt schwungvoll vor dem

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