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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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kompliziert mit der Tagesmutter.«
    Fortan beginnen ihre Sätze zu fließen, ohne Punkt und Komma sprudelt es, plätschert dahin, während der Sandner sich wieder zu den Gesichtern auf den Fotos flüchtet. Sie pisst Wörter, schießt es ihm in den Kopf. Verbale Inkontinenz tät der Asche dazu sagen. Pisser. Und er darf grad den Abort geben. Vom Hundertsten ins Tausendste bis hin zu Kevins Neurodermitis. Sauber. Wie er merkt, dass seine Aufmerksamkeit schon ins Polster gerutscht ist, zaubert er ein kleines Notizhefterl samt Stift hervor. Konzentrationstrick.
    »Wie war das mit der Janine, schwierig?« Den Bericht über das vermisste Madl hätte er vorher studieren sollen, wie es sich gehört. Akribisch schaut anders aus. Wegen akuter Bürophobie kann er sich jetzt alles haarklein von den Fendts schildern lassen. Herrschaftszeiten!
    Ein eingespieltes Erzählerduo rückt die Sessel zurecht.
    Eine Stunde später sitzt er wieder im Auto. Der Kopf schwirrt ihm. Der Sandner hat schon ein paar Mal zuschauen dürfen, wie das SEK eine Rauchbombe schmeißt, damit sich die Spitzbuben nicht mehr auskennen. Noch gesünder für alle Beteiligten – sie täten die Frau Fendt einsetzen, die hätte sie gwies in völlige Orientierungslosigkeit hineinpalavert. Leichte Opfer. Dass der Sandner dann doch mir nichts dir nichts verabschiedet worden ist von den Fendts, war dem Umstand zu verdanken, dass er nach dem Beruflichen vom Hausherren gefragt hat. Der Herr Fendt ist ja ein hohes Tier im Baureferat. Dass des gspassig wär, hätte der Sandner vielleicht nicht anmerken sollen, wo der Herr Auerhammer doch ein Bauunternehmer wär.
    Der Fendt ist aufgegangen wie ein Hefeteig und hat sich gegen jedwede Unterstellung ausdrücklich verwahrt, und dass er den Herrn Auerhammer aus anderen Bezügen kennen würde, politischen – und eine lange Freundschaft hätten sie und kein Gemauschel. Eine Frechheit wäre das, hat sich auch die Gemahlin echauffieren müssen. Natürlich sei man auch in der Stiftung engagiert, für den guten Zweck. Der Herr Hauptkommissar solle ja aufpassen, hat der Fendt ihm beim Gartentürl eine Warnung hinterhergeworfen, wie eine faule Tomate, mit seinen haltlosen Spekulationen, das könne bös enden.
    Warum sollte es nicht bös enden, so wie es angefangen hat? Und zum Spekulieren war der Sandner gar nicht aufgelegt gewesen, da haben ihm die Fendts, in vorauseilender Besorgnis, die Wertpapiere in die Hand gedrückt.
    Das Adrenalin hat dem Sandner seine Stimmung aufgehellt und ihn wach gemacht.
    Die Zahnarztstrategie nennt er das. Das ist ihm letzten Herbst plötzlich gekommen, als er beim Dentisten mit aufgerissenem Maul, wie ein gähnender Alligator, auf dem berüchtigten Stuhl gelegen ist. Allerdings haben ihm nicht die Vögelchen die Fleischreste herausgepickt, sondern der Weißkittel hat einen Zahn nach dem anderen abgeklopft, bis der Sandner gezuckt hat.
    So hält es der Sandner auch gern bei einer Befragung, und seit damals hat er einen Terminus dafür. Ein Terminus ist immer wichtig, damit hast du allerweil eine Begründung bei der Hand, noch für den größten Schmarrn, frag nach in der Politik. Mit reinem Bauchgefühl machst du nur den Esoteriker glücklich.
    Apropos Bauchgefühl. Das hat den Sandner arg im Stich gelassen, wie er später seine Wohnungstür aufgesperrt hat. Vielleicht hat es an dem Stück Spinatpizza mit Zwiebeln und Knoblauch gelegen, das er sich im Präsidium vom Kare stibitzt hat. Einem trägen Bauch mangelt es an gefühlvollem Eigenleben, respektive der Neigung zur Alarmanlage. Feierabend, Schicht im Schacht, ein Glas Wein noch zum Ausklang und die Arno-CD, die ihm die Sanne ans Herz gelegt hat. So kann man sich täuschen.
    Aber der Reihe nach: Als er in der Hansastraße angekommen war, ist es noch geschäftig zugegangen.
    Der Hartinger hat einen Almabtrieb organisiert. Die Leute von der Konzertliste der Band wurden in rauen Mengen herbestellt, sodass sie sich am besten einen Nummernautomat geleistet hätten, wie beim Finanzamt. Die Fleißbildl wollte er dem Rückerl wohl nicht gönnen. Am Fließband wurden Aussagen zu Protokoll gegeben, mal haben die Leute monologisiert wie betrunkene Matrosen, mal haben sie einsilbig und mürrisch dagesessen vor dem »Scheißbullen« und herumgezickt.
    »Nix«, hat der Kare resigniert gemeint, »den Sobotnik haben wir noch nicht derwischt, müssen wir morgen auftreiben, bis jetzt stiehlt uns der lustige Gesangsverein bloß die Zeit. Morgen Nachmittag ist die

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