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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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worden.
    Ermittlungsgruppe Sisyphus, hat sich der Sandner gedacht, wie allweil, nur dass der alte Grieche sich das Buckeln verdient hatte. Die Spurensicherung hat mit einem halben Gummistiefelabdruck und einem Achselzucken aufgewartet. KTU dito. Jemand hatte im Büro eines kirchlichen Sektenbeauftragten verschiedene Bedeutungen des Pentagramms eruiert, vergleichbare Ritualmorde sind ausgewalzt worden, die Stimmung ist ins Mystische gekippt. Ein Gruseleffekt macht auch vor den Ermittlern nicht halt, so hat sich fiebrige Erregung breitgemacht. Sie haben mit der Aussicht auf etwas Außergewöhnliches geliebäugelt, im Gegensatz zu den brunzdummen Affekt-Totschlägern, ihrem alltäglich Brot.
    Wie in den alten Frankenstein-Filmen, bei denen das ganze Dörflein mit Mistgabeln, Dreschflegeln und Fackeln gegen das Monster zieht. Brennen soll es. Das geständige Pärchen hat, trotz erheblicher Zweifel an ihrer Schuld, noch Öl ins Feuer gegossen. Vornehmen würden sie sich all die aktenkundigen Friedhofsschänder, Katzenquäler, Bondagefreaks und Außenseiter jeder Güteklasse. Sollte dabei etwas herauskommen, würde der Sandner das große Latinum ablegen.
    Da hat sich der Staatsanwalt entspannter zurücklehnen können, wohingegen der Hauptkommissar immer nervöser geworden ist. Sie sollten dran denken, nichts zu übersehen und in alle Richtungen zu denken. »Alle!«, hat er angeschrien gegen das Murmeln.
    Die Wiesner ist auf den Zug mit aufgesprungen und hat angeregt, das Bild von der Janine an die Medien zu geben. Dazu haben sich der Polizeirat und der Staatsanwalt nicht durchringen können, weil ein Zusammenhang derzeit nicht zur Disposition stünde.
    Wie die Messe schon gelesen ist, spielt das Handy vom Sandner auf, und ein wutentbrannter Aschenbrenner ist dran. Der Hauptkommissar ist nur mäßig überrascht.
    »Sag amal, spinnst du jetzt komplett?«, wird er vom Rechtsmediziner angeschrien.
    »Ja?«
    »Mir einen depperten Gockel abzuliefern, bin ich dein Privatmetzger? Warum bringst du den nicht ins veterinärmedizinische Institut?«
    »Weil nur du weißt, worauf es mir ankommt!«
    »Bei einem Huhn? Ich hab mit dem stinkenden Viech geschwind heimfahren müssen, das geht doch nicht im Institut. Bei mir auf dem Küchentisch hab ich es aufschlitzen dürfen! Die Heidrun ist ausgeflippt! Noch einmal so eine Sauerei, und sie ist weg, hat sie geplärrt. Du weißt schon, dass sie Vegetarierin ist?«
    Die Heidrun ist noch viel mehr, sie hat von einer höheren Macht den Auftrag bekommen, die Welt zu retten. Seit dem letzten gemeinsamen Abendessen mit den Aschenbrenners fühlt der Sandner oft den imaginären Blick melancholischer Berggorillas auf sich lasten, wenn er zum Handy greift. Da wäre doch Coltan drin, und mit dessen Abbau in Minen würden die Affen im Kongo ausgerottet. Der Sandner pflegt mit seinem Mobiltelefon keine Liebesbeziehung, er nimmt es nicht mal mit ins Bett, für ihren dynamisch-emotionalen Appell bei, zugegeben, schmackhaften Spinatknödeln mit Steinpilzen war er definitiv die falsche Zielperson gewesen. Er hatte dann auch nicht mehr fragen wollen, ob es Schwammerln aus der Ukraine gewesen waren.
    »Gestern war er noch frisch. Hättest ihr halt gesagt, ich versuch, den brutalen Mord an einem ...«
    »Sei bloß stad! Es ist vorgestern geschlachtet worden, fachmännisch, aber nicht in einer Fabrik. In seinem Magen waren Hopfensamen.«
    »Und was will mir das sagen?«
    »Das heißt – höchstwahrscheinlich ein fränkisches Biohuhn. Das kenn ich mit dem Hopfen vom Altmühltal her ...«
    »Du bist ein Gott, Asche.«
    »Und du ein Depp, ein trauriger – in einer Stunde mach ich mich an euren Musiker, falls es dich noch interessiert. Oder überführst du bloß noch Hühnerdiebe?«
    »Dank dir, du hast was gut.«
    »Das will ich meinen.«
    Nachdem die Aufgaben geklärt sind, gesellt sich der Kare zum Sandner. Der hat schon Hummeln im Hintern.
    »Ich fahr jetzt bei der Therapeutin von dem Madl vorbei«, ... und dann nach Hause, um mir die Lehnharter-Geschichte vom Hals zu schaffen, ergänzt er den Satz gedanklich. Ein Mühlstein ist ein Dreck dagegen.
    Dass die Pressekonferenz der Polizeirat himself abhalten wird, samt Unterstützung vom Kare und dem Sprecher der Staatsanwaltschaft, dafür hätte ihn der Sandner abbusseln können, wäre der Mann für diese Art Dankbarkeit empfänglich. Präsentabel fühlt sich anders an wie der augenblickliche Sandner, und das Gedrängel, angesichts des Opfers und des Hergangs

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