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Der Sandner und die Ringgeister

Der Sandner und die Ringgeister

Titel: Der Sandner und die Ringgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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nur weg vom Präsidium. Die kühle Luft hat sie gebraucht. Durchschnaufen. An den Bürogebäuden vorbei Richtung Westpark. Graue Fassaden. So trist schaut’s in ihr auch grad aus.
    Ruhig werden, Fakten sammeln.
    Acht Silben – acht Schritte.
    Fuchsteufelswild.
    Vier Schritte.
    Sie ist auf dem Rückweg, da fällt ihr ein Wagen am Straßenrand auf. Abgestellt ist er vor den einstelligen Hausnummern in der Hansastraße. Cremefarbiger Mercedes, Ostallgäuer Autonummer, die beiden älteren männlichen Insassen blicken angestrengt umher. Als sie auf Höhe des Wagens ist, wird das Fenster heruntergelassen. Sie kann es nicht fassen. Halten die sie tatsächlich für eine Bordsteinschwalbe? Die ortsansässige Fleischerei ist untertags geschlossen. Offenbar besitzen die notgeilen Dotschen mangelhafte Kenntnisse über die Münchner Anbahnungszonen. Bevor der füllige Fünfziger im rotkarierten Hemd den Mund aufmachen kann, legt sie los.
    »Habts ihr Deppen nix Besseres zu tun? Zum Beispiel Stall ausmisten? Was glaubts ihr eigentlich? Allweil bloß einen Drum Schwanz im Hirn.«
    Der Mann wirkt verstört, sein Doppelkinn zittert. Er zuckt vom Fenster zurück, als stünde der Rahmen unter Starkstrom.
    »Zur A96, da simmer scho richtig, oder?«, wagt der mutige Beifahrer zu rufen.
    Die Wiesner antwortet nicht und geht weiter. Erhobenen Hauptes, stur geradeaus. Sie schüttelt den Kopf über ihren Ausbruch, dann muss sie grinsen. Hat den beiden nichts geschadet, der präventive Smalltalk. Könnten sie zu Hause erzählen, wie derb das bayrische Sodom daherkommt. Im Buchloer Nest drohten weder Schwefel noch Feuer. Für die nächste Expedition bekommen sie von ihren besseren Hälften gewiss ein Navi geschenkt. Das Geplänkel hat die Polizistin abkühlen lassen.
    Sie hätte nicht gleich aus der Haut fahren dürfen gegenüber dem Staatsanwalt samt seiner wirren Thesenonanie.
    Kindischer Trotzanfall. Ein damisches Rädchen schert das Getriebe nicht. Allerhöchstens wird es nachgefeilt oder ersetzt.
    Wie sie wieder ins Büro hereinkommt, sitzen da bloß noch der Hartinger und der Kare. Der Wenzel hat sich zu ihrer großen Erleichterung wieder verdrückt, sie hat ihn schon vergnüglich Pizza essen sehen mit den Kollegen.
    »Bist wieder vernünftig, sag?«, vergewissert sich der Kare, ohne aufzublicken.
    »Was?«
    »Der Wenzel hat gemeint, wir sollen dich zur Vernunft bringen.«
    »Ihr zwei? Ihr könnt mir höchstens einen Kaffee bringen. Und was ist eigentlich aus der Pizza geworden. Bevor ich den Auerhammer vernehm, bräuchte ich eine Unterlage.«
    »Ich vertrau auf dein Gespür.«
    Die Wiesner verdreht die Augen.
    »Mensch, Kare, den hab ich so gefressen, den Gschaftlhuber.«
    »Des geht wieder rum, angesteckt hat dich der Sandner mit einer saubernen Wenzleritis.«
    »Na, die holt man sich von allein, wenn man dem zwei Minuten zuhört. Da krieg ich Wimmerl. Was dem Sandner seine Ex an dem bloß find?«
    »Nach der Pest hat sie halt die Cholera ausgesucht«, sagt der Kare und grinst sie an. »Typisches Krankenschwestersyndrom – mental, mein ich.«
    »Du kennst dich ja bestens aus, bist ein wahrer Frauenflüsterer. Deswegen schläfst du lieber im Büro.«
    Kares Grinsen löst sich in Luft auf. »Wenn du schon so zwider bist und immer umanand schlagen musst, dann such dir dazu ein Gspusi aus. Vielleicht findst du ja amal einen, der dir auch bleibt.«
    »Arschloch, deppertes«, knurrt die Wiesner.
    »Äh, ich frag mich ...«, setzt der Hartinger an.
    »Was?«, keifen seine beiden Kollegen unisono.
    »Ich frag mich halt, was der Wenzel meint, mit diversen Gründen?«
    »Das möcht ich auch gern wissen«, äußert sich die Wiesner, »wenn er die Sache im Hotel meint, das konnt ja keiner ahnen, dass aus van Leydens Zimmer gleich ein Schlägertrupp springt.«
    Vom Hartinger kommt ein entschiedenes Räuspern.
    »Da ist was anderes im Busch. Ich weiß nicht, was es soll, aber der Josef sollt wissen, wie es um seine Urteilsfähigkeit ausschaut. Wissts eh, immer wenn der Sandner eppas Schräges macht, spitzen die ganzen Korinthenkacker hierherin die Löffel. Ich könnt euch Geschichten erzählen, den halben Tag lang.«
    »Was meinst’n du mit schräg?«, fragt der Hartinger.
    »Na gut, kennts zum Beispiel des mit den Briefen?«
    Die Wiesner nickt. Ratschn gibt’s hier wie überall. Der Ruf vom Sandner ist ihm vorausgeeilt, bevor sie in sein Team gekommen ist. Allerweil besser, als wenn sie beim kleinen Muck sitzen tät. Sie schaut den Hartinger

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