Der Sandner und die Ringgeister
gesprenkelter Marmorplatte liegt eine mutig designte Karte. Spareribs, Burger, Spaghetti, Sandwiches, innovativ wie ein Ikeamöbel-Bauplan. Essen mit Inbusschlüssel. Der Sandner bestellt sich einen Merlot und sieht sich um.
Prompt wird der Wein serviert. Sympathisch rundgesichtige Kellnerin mit ruhiger Ausstrahlung.
Dem Sandner wird es wärmer. Nach den ersten Schlucken entspannt er sich. Heimisch war er hier einmal, durchwachte Nächte haben ihren Anfang genommen. Grad wollen Bilder und Erinnerungen von ihm Besitz ergreifen, da sieht er den Lucky zur Tür hereinkommen. Wie eh und je. Sein Gewerbe scheint ihn jung zu halten. Ein dürrer Lackel war er schon immer. Die Haar trägt er modisch kurz, ganz in Schwarz gewandet mit Rollkragenpulli und enger Hose.
Souverän schreitet er durch das Lokal, ein Strahlen im Gesicht, wie er den Sandner ausmacht. Der Lucky ist beileibe kein Gangsterboss der höchsten Kategorie. Nicht ChampionsLeague, aber zumindest Bundesliganiveau.
Hinter ihm kommt ein bulliger Mensch herein, der zielstrebig zur Theke durchgeht. Rasierter Schädel, Armeehose, Rambo für Arme.
»Mensch, Jocky, schön, dich zu sehen.« Der Lucky grinst auf ihn herunter, bevor er sich umständlich setzt. Die langen Beine streckt er aus und seufzt. »Da herin, weißt es noch?«
Der Sandner sieht die vielen kleinen Fältchen im Gesicht des anderen. Wie der Mick Jagger, geht es ihm durch den Kopf. Nur dass der Lucky nicht singt, sondern die Leut ausquetscht wie Saftorangen.
»Rest in peace«, sagt er bezüglich der Vergangenheit.
»Da hast recht.«
»Oiso, ich hab ned lang Zeit, es ist scho spät.«
»Findst? Gehst du um neun ins Bett? Früher hat dich des ned interessiert, wie spät es ist.«
»Früher war früher.«
»Gut schaust ned gerade aus, des muss ich dir sagen. Du solltest den Planters Punch probieren, die ham einen neuen Barkeeper, der macht den phantastisch.«
»Lucky, ich bin ned zum Saufen daherin. Weswegen wolltest du mich sprechen?« Der Sandner nippt vom Merlot.
»Na schön.« Sein Ex-Spezl senkt die Stimme. »Ihr seids doch mit dem toten Holländer beschäftigt?«
»Auch – und?«
»Und da gibt’s ja no den Bursch vom Friedhof.«
»Was weißt du drüber?«
»Was die Schmierblattln halt so schreiben.«
»Is des alles?«
»Bleibt des unter uns?«
»Ned wenn du eine Straftat begangen hast.«
»Eine Straftat? Na komm. Des is immer relativ. Vielleicht hat ein Bekannter jemandem das Leben gerettet.«
»Eine Samaritergeschichte. Is jetzt Märchenstunde?«
»Oiso?«
»Fang scho an.«
»Gestern Nachmittag kommen doch zwei Burschen zu einem Bekannten von mir und wollen ihm etwas verkaufen. Eine wilde Geschicht erzählen sie von einem Unfall im Hotel und großen Problemen.«
»Dein Bekannter ... der hat sie ned beauftragt?«
»Ah geh, wo denkst du hin. Der lässt keine harmlosen Leut mit einem Bügeleisen verbrutzeln. Ned sein Stil.«
»Wieso kommen sie ausgerechnet zu deinem Bekannten?«
»Sie wissen natürlich, dass ihr Auftraggeber ned gut auf sie zu sprechen ist. Der Holländer hat ihnen zwanzigtausend Euro versprochen, er wollt seine Schulden zurückzahlen, bis Dienstag. Und dann gab’s das kleine Malheur. Tja, ihr Auftraggeber hätte jetzt einen Toten an der Backe und dazu das Geld verloren. Wenn sie zu dem hingegangen wären, hätte man sie nie wieder gesehen. Zumindest nicht lebend und vollständig. Sie müssen also weg und ham keine Kohle, also verkaufen sie meinem Bekannten etwas. Und weil er ein netter Mensch ist, zahlt er ihnen zwei Zugtickets und eine Gratifikation.«
»Was hat er gekauft?«
»Du musst wissen, der Schurke in der Gschicht ist der Yuran Ilic, der macht keine Gefangenen. Der ist richtig böse.«
»Und wenn der weg wär vom Fenster, wär’s gut für das Gschäft.«
»Er macht es sich schon sehr bequem, das stört viele, weil du mit so einem nicht gepflegt reden kannst. Ein brutaler Prolet halt. Das wär ein Dienst an der Menschheit, wenn der ...«
»Was hat dein Bekannter gekauft?«
Der Lucky reicht ihm ein großes Kuvert. Drin sind zwei Handys und Sandners Polizeiausweis. »Tatatata. The Missing Link.«
Der Sandner schiebt das Kuvert ein. »Von wem sind die Handys?«
»Hast du dich ned gefragt, woher die zwei Grobmotoriker gewusst haben, dass der van Leyden grad im Hotelzimmer ist, und dass sie ihre Ruhe haben werden?«
Der Sandner überlegt. Das Madl von der Rezeption? Er nickt dem Lucky zu.
»Bingo! Weißt, für ein paar Hunderter kaufst
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