Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
drängte Bones.
Ich verzog das Gesicht, schloss die Lippen um die Öffnung und nippte zögerlich.
Igitt! Als hätte ich an ein paar alten Kupfermünzen gelutscht. Ich spuckte das Zeug aus. »Was hast du mir vorhin gegeben? Das hat super geschmeckt, nicht wie dieser Mist.«
Spade wurde ganz weiß. Bones nahm mir die Blutkonserve ab und leerte sie mit einigen kräftigen Zügen.
»Alles in Ordnung damit«, verkündete er. Dann zog er ein Messer aus der Hosentasche und schlitzte mir ohne Vorwarnung den Arm auf.
»Autsch! Was soll das denn?«
Ich umklammerte meinen verletzten Arm, aber beinahe sofort verwandelte sich der Schmerz in ein juckendes Kribbeln. Bones zog meine Hand weg und enthüllte die blutige aber unversehrte Haut darunter. Die Wunde war verschwunden. Mein Unterarm war komplett verheilt.
Trotz allem begann ich zu grinsen. »Im Kampf wird mir das eine Menge Kummer ersparen.«
»Ist dir eigentlich klar, dass du nicht atmest?«, fragte mich Bones.
Das war mir noch gar nicht aufgefallen! Warum war mir etwas so Wichtiges bloß entgangen? Weil ich es nicht mehr brauchte, deshalb!
»Ihr Herzschlag«, meldete sich schließlich Mencheres zum ersten Mal zu Wort, seit ich die Augen aufgeschlagen hatte, »wird langsamer.«
Ich sah meinen Brustkorb an, als könnte der mir irgendeine Auskunft geben. Was als gleichmäßiges Bubumm, bubumm begonnen hatte, war nun schon nur noch als träges
Bu …bumm ………bu zu hören; die Intervalle zwischen den Tönen wurden immer länger. Es war ein … na ja, ein gottverflucht seltsames Gefühl, genau das war es. Als müsste ich bei dem Geräusch in Panik geraten oder so.
»Das ist doch ein gutes Zeichen, oder? Vielleicht hat mein Herz einfach einen Augenblick gebraucht, um zu kapieren, dass seine Dienste nicht länger benötigt werden.«
Bones legte mir den Arm um die Schultern. »Kätzchen, wie geht es dir?«
»Ganz okay. Sogar richtig gut, eigentlich. Du riechst klasse, weißt du das? Wirklich, wirklich, nnnghghh .«
Als ich kurz darauf erneut zu mir kam, hatte ich wieder diesen wunderbaren Geschmack im Mund. Diesmal allerdings wurde ich festgehalten; jemand hatte einen Arm um meine Taille geschlungen, den anderen spürte ich im Nacken. Da ich Bones und Spade nach wie vor sehen konnte, musste es Mencheres sein, der mich festhielt.
»Was ist passiert?«, fragte ich.
»Du hast mich gebissen«, antwortete Bones.
»Häh?«
Spade nickte bestätigend. Ich war schockiert. »Tut mir leid, ich kann mich an gar nichts erinnern…« Meine Stimme verebbte, und ich schnupperte an Mencheres’ Arm. Dieser Duft. Mmmm.
Dann hatte ich auch schon Mencheres’ Handgelenk zwischen den Zähnen und schüttelte es wild hin und her wie ein Hai seine Beute. Als mir klar wurde, was ich da tat, spuckte ich aus.
»Kann mir mal jemand erklären, was zum Teufel mit mir los ist?«
Selbst während ich schrie, konnte ich nicht aufhören, mir die Lippen zu lecken. Dieses Aroma. So wunderbar. Gott,
noch nie zuvor hatte mir etwas auch nur halb so gut geschmeckt!
»Du willst nur untotes Blut aufnehmen«, verkündete Mencheres in seiner gewohnt undurchschaubaren Art. Bones zog die Augenbrauen hoch. Dann kam er näher, ritzte sich mit einem Fangzahn das Handgelenk auf und wedelte mir damit vor der Nase herum.
»Willst du?«
Der Drang, mich auf ihn zu stürzen war so groß, dass ich nicht einmal Zeit zum Nachdenken hatte. Mencheres machte eine Bewegung mit der freien Hand, und ich stieß unvermittelt gegen eine unsichtbare Mauer.
»Halt still.«
Was blieb mir auch anderes übrig? Ich war mitten im Absprung erstarrt, die Knie gebeugt, die Hände ausgestreckt, den Rachen blutdurstig aufgerissen. Schlimmer war allerdings, dass mir das überhaupt nichts ausmachte.
»Her damit.«
Ich wusste, dass das meine Stimme war, aber ihr raubtierhafter Klang war mir fremd. Der Schmerz stellte sich allmählich wieder ein, dieser schreckliche Schmerz, der mir das Gefühl gab, von innen heraus zu verbrennen.
» Gib her! «
Mencheres hatte mich losgelassen. Mir fiel es erst auf, als ich ihn neben Bones stehen sah, der eine weitere Blutkonserve aus dem Kühlbehälter geholt und sie an einer Ecke aufgerissen hatte. Diesmal schmierte er mir das Blut direkt auf die Lippen.
»Willst du?«, fragte er mich und hielt mir den Beutel vor den Mund.
Ich leckte mir das Blut von den Lippen. »Nein«, knurrte ich zornig.
Die drei Männer sahen sich an. Dann stieß Bones einen Seufzer aus. »Also gut. Versuchen wir es
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