Der sanfte Hauch der Finsternis - Frost, J: Der sanfte Hauch der Finsternis - Destined for an early Grave (Night Huntress/ Cat & Bones 4)
den Scheitel. »Dann versuch zu schlafen, Süße. Bald ist alles vorbei.«
Nein , dachte ich. Es ist erst vorbei, wenn ich Gregor umgebracht habe. Und als Vampirin bin ich meinem Ziel wieder einen Schritt näher.
Als ich wieder aufwachte, war Bones fort. Die Vorhänge waren noch geschlossen, aber meinem Gefühl nach war längst ein Uhr durch. Mein letzter Morgen als Halbmensch war vorbei. So früh würde ich nach meiner Verwandlung vermutlich monatelang nicht aufwachen, es sei denn, die Jahre, die ich als Mischling zugebracht hatte, würden die Zeit etwas verkürzen.
Nun, da der große Tag gekommen war, spürte ich leichte Nervosität in mir aufkommen. Was, wenn ich durch die
Verwandlung nicht stärker, sondern schwächer würde, so als müsste ich noch einmal ganz von vorn anfangen? Gott, wie schrecklich, wenn ich beim Aufwachen feststellen müsste, dass ich ein Schwächling war. Und wie fühlte es sich überhaupt an, nicht zu atmen? Wie würde ich damit klarkommen, meinen Herzschlag nicht mehr zu hören? Wie lange würde meine erste Blutgier anhalten? Ein paar Tage, eine Woche?
Und wie würde ich mich fühlen, wenn ich nicht länger das seltene Mischlingsexemplar war, sondern einfach nur die gute alte Cat, die neu erschaffene Vampirin? Im Grunde gefiel mir der Gedanke. Hier gibt’s nichts Außergewöhnliches zu sehen, Leute. Geht weiter . Ja, danach sehnte ich mich doch schon mein ganzes Leben lang.
Die Tür ging auf, und Spade trat ein. Ich schnappte mir die Bettdecke, weil ich noch nackt war, und warf ihm einen bösen Blick zu.
»Kannst du nicht anklopfen ?«
»Ich konnte hören, dass du wach bist«, antwortete Spade. »Hier. Ich habe dir Frühstück mitgebracht, oder besser gesagt Mittagessen, ist schließlich schon spät.«
Er stellte das Tablett auf einem Tisch ab und grinste mich dann verschmitzt an.
»Wie ich sehe, habt ihr eure Differenzen beigelegt, Crispin und du. Gestern Nacht habt ihr ja das ganze Haus wachgehalten. «
Ich schloss die Augen. Inzwischen hätte ich eigentlich darüber hinweg sein sollen, jedes Mal peinlich berührt zu sein, wenn jemand mit untotem Gehör mich in meinen intimsten Momenten belauschte, aber anscheinend war ich noch nicht so weit.
»Hoffentlich habe ich dir nicht den Schönheitsschlaf geraubt, Spade.«
Mein ätzender Tonfall ließ ihn kalt. Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Überhaupt nicht. Crispin ist jetzt jedenfalls besserer Laune. In letzter Zeit war er wirklich unausstehlich.«
Was eine Frage aufwarf, die mir schon länger im Kopf herumging. »Wo ist Bones?«
»Holt Mencheres. Von wo kann ich dir nicht sagen, für den Fall, dass du vor dem großen Ereignis heute Abend noch einmal einschläfst. Er wird noch ein paar Stunden unterwegs sein.«
Oh. Ich begriff, aber ich wünschte mir, ich hätte ihn noch einmal sehen können, bevor er gegangen war. So schlecht, wie es in letzter Zeit zwischen uns gelaufen war, war ich ganz scharf darauf, so viel wie möglich mit Bones zusammen zu sein.
»Danke für das Frühstück«, sagte ich.
»Keine Ursache. Ich bin jetzt weg, mir mein eigenes Frühstück suchen.«
Als Spade fort war, dachte ich darüber nach, was ich in den nächsten Stunden mit mir anfangen sollte. Essen und Duschen würden schließlich nicht endlos Zeit in Anspruch nehmen. Vielleicht sollte ich ein paar Leute von meinem Vorhaben in Kenntnis setzen.
Denise hätte ich anrufen können. Aber andererseits konnte die in ihrem Leben gerade nichts gebrauchen, was irgendwie mit Vampiren zu tun hatte. Nach Randys schrecklichem Tod war es schon eine Zumutung für sie gewesen, mit ansehen zu müssen, wie Spade in dem Rodeo-Club den Kopf dieses Typen zermatscht hatte. Ich würde es Denise sagen, wenn ich es hinter mich gebracht hatte. Dann musste sie zumindest nicht mehr befürchten, dass etwas schiefging. Ihr diese eine Sorge zu ersparen, war wirklich das Mindeste, was ich als ihre Freundin für sie tun konnte.
Als Nächstes dachte ich darüber nach, meinen Onkel zu informieren, entschloss mich aber dagegen. Don würde mir natürlich nicht unbedingt gratulieren, obwohl er vermutlich wusste, dass der Schritt für mich unvermeidlich gewesen war.
Meine Mutter würde ich bestimmt nicht anrufen. Ich wusste jetzt schon, was sie sagen würde, und die Worte »Tu’s nicht!« würden mehr als einmal darin vorkommen.
Vlad wollte ich allerdings schon anrufen, um ihm zu sagen, dass er mich nicht mehr zu verwandeln brauchte. Irgendwie hatte ich nicht den
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