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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Stiften lagen.
    »Ja.« Lucy folgte Fionas Blick. »Die meisten Mädchen haben irgendwelche Sonderwünsche.«
    Fiona trat an den Tisch und stellte ihre Tasche ab. »Darf ich?«
    Lucy nickte.
    Fiona sah sich die Kleiderentwürfe an, die mit geübter Hand aufs Papier geworfen waren.
    »Hochzeitskleider?«
    » Quinceañera .«
    Fiona nickte. Sie wusste, welche ungeheure Bedeutung dem fünfzehnten Geburtstag eines Mädchens in der mexikanischen
Kultur zukam, ähnlich dem Debütantinnenball in der amerikanischen.
    »Sie sind sehr schön«, sagte sie und musterte die komplizierten Perlstickereien und Faltenwürfe. »Und wahrscheinlich teuer, oder?«
    Lucy zuckte mit den Schultern. »Ich kann davon leben.« Sie ging zu einem kleinen Kühlschrank neben der Hintertür und nahm ein Sunkist heraus. »Wollen Sie auch eins?«
    Fiona nickte, nicht weil sie durstig war, sondern um ihr Gesellschaft zu leisten. Sie mied normalerweise solche überzuckerten Getränke – wenn sie denn leere Kalorien zu sich nahm, dann lieber in Form von Schokolade.
    Lucy reichte ihr eine kalte Dose und setzte sich auf den gepolsterten Bürostuhl, der hinter ihrer Singer 6000 stand. Fiona nahm ihre Tasche und entschied sich für das niedrige beigefarbene Sofa an der gegenüberliegenden Wand. Auf diese Weise saß Lucy höher als sie und hatte hoffentlich das Gefühl, die Situation unter Kontrolle zu haben. Fiona hoffte außerdem, dass Lucy an ihrem Arbeitsplatz irgendetwas fand, um sich abzulenken. Vergewaltigungsopfer vermieden während einer solchen Befragung oft direkten Augenkontakt und suchten etwas, womit sie ihre unruhigen Hände beschäftigen konnten. Auch wenn Fiona die Frauen oder Kinder nie dazu aufforderte, die Tat zu beschreiben – immer nur den Täter -, kamen viele von ihnen von sich aus darauf zu sprechen, und das wühlte sie meistens sehr auf.
    Allerdings bewegte sich Fiona in diesem Fall auf unbekanntem Terrain, da die Vergewaltigung ja elf Jahre zurücklag.
    Sie öffnete das Sunkist und trank einen Schluck. Der Saft war viel zu süß und erinnerte sie an ihre Grundschulzeit und die endlosen Stunden, die sie allein am Mittagstisch
verbracht hatte. Sie stellte die Dose neben ihren Füßen ab.
    Lucy knipste das Licht an ihrer Nähmaschine an und schob den Stuhl näher an den Tisch heran. »Sebastian und Vanessa sind die Kinder meiner Schwester. Ich passe meistens auf sie auf, während sie arbeitet.«
    »Leben Sie mit Ihrer ganzen Familie hier?«
    Lucy nickte. »Meine Schwester, mein Schwager, mein älterer Bruder. Nicht zu vergessen, unsere Eltern. Sie haben alle gerade Schicht.«
    Das Baby brabbelte in seinem Laufstall, und Lucy sagte etwas auf Spanisch zu ihm.
    Dann sah sie wieder zu Fiona, und ihr Gesicht verschloss sich. »Ich habe Jack gesagt, dass er spinnt, als er mich gestern angerufen hat.«
    »Genau das habe ich ihm vor einer Viertelstunde auch gesagt.«
    Fiona hatte beschlossen, mit der Wahrheit nicht hinterm Berg zu halten. Sie hatte den Eindruck, dass Lucy selbst geradeheraus war. Fiona wollte nicht, dass sie sich falsche Hoffnungen darüber machte, was sie erreichen konnten.
    Lucys Mundwinkel zogen sich nach oben. »Dann hat er Ihnen also nicht gesagt, dass die Sache eine Ewigkeit her ist?«
    »Nein, erst vorhin.«
    Lucy schüttelte den Kopf. »Typisch Jack.«
    Die Intimität, die aus diesen Worten herauszuhören war, versetzte Fiona einen Stich. Offenbar standen Jack und Lucy sich näher, als er ihr gegenüber zu erkennen gegeben hatte. Fiona machte sich an ihrer Tasche zu schaffen und holte Zeichenbrett und Stifte heraus. Innerlich fluchte sie, so schlecht war sie noch nie auf einen Job vorbereitet worden.

    Als sie das Brett zusammengebaut hatte, holte sie tief Luft und versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Das war ihr letzter Fall und wahrscheinlich der schwierigste. Sie musste sich konzentrieren.
    »Die Zeichnung damals hat hinten und vorn nicht gestimmt«, sagte Lucy. »Ich habe das den Cops immer wieder gesagt, aber sie wollten mir nicht zuhören.« Sie hob das Kinn und sah Fiona herausfordernd an. »Aber ich hatte ja schließlich auch keine Ahnung, oder? Ich war ja nur die Zeugin.«
    »Ich bin keine Polizistin«, erklärte Fiona. »Ich bin Künstlerin, so wie Sie.«
    Lucy zuckte die Achseln und legte einen weißen Faden in die Nähmaschine ein. Sie befeuchtete das Fadenende mit der Zunge und führte es vorsichtig durch das Nadelöhr. Lucys Hände waren ruhig und bewegten sich sicher, was in einer solchen Situation eher

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