Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
Vom Netzwerk:
sich nicht zu schade dafür, sich an dem Tratsch zu beteiligen. Das war einer der Gründe, warum er sich immer aus der Stadt absetzte, wenn er sich mal mit einer Frau verabredete.
    Fiona stand neben dem Fenster in seinem Büro und sah hinaus. Jack warf einen Blick auf den Himmel und dachte, dass es am späten Nachmittag regnen würde. Da er auf einer Farm aufgewachsen war, kannte er sich mit Wolkenformationen aus, und es erstaunte ihn immer wieder, wie ignorant Städter gegenüber etwas so Grundlegendem wie dem Wetter sein konnten.
    »Mal wieder den Mantel vergessen?«

    Sie drehte sich um. »Wo führst du normalerweise deine Vernehmungen durch?«
    Was für einen Ton sie anschlug. Rein geschäftsmäßig. Als hätte er sie gestern Abend nicht gefragt, ob sie mit ihm schlafen wollte.
    »Normalerweise gehen wir dazu in den Aufenthaltsraum.« Nicht dass sie oft jemanden vernehmen mussten. Meistens hatten sie es nur mit kleinen Fischen zu tun, die es nicht verdienten, vernommen zu werden. Aber wenn tatsächlich einmal eine Vernehmung nötig war, dann war dazu der Aufenthaltsraum am besten geeignet – zumindest solange Jack seine Leute davon abhalten konnte, ständig zum Getränkeautomaten zu rennen.
    Fiona sah sich prüfend um. Ihr Blick blieb kurz an den gerahmten Fotos auf seinem Schreibtisch hängen, dann wanderte er weiter zu der Korkwand neben der Tür.
    »Ich würde es lieber hier machen«, sagte sie. »Das Licht ist gut, und es ist ein angenehmer Raum. Wobei wir die Bilder da natürlich abnehmen müssen.« Sie deutete auf eine Reihe von Fahndungsfotos, die an die Korkwand geheftet waren. Eine Zusammenstellung von Kleinkriminellen hier aus der Gegend und den zehn meistgesuchten Verbrechern, hinter denen das FBI her war. Jack war sich dessen bewusst, dass solche Kaliber kaum in Graingerville auftauchen würden, aber ihre Fotos aufzuhängen war eine Selbstverständlichkeit für ihn. Er hatte einmal für eine der größten Polizeibehörden des Staates gearbeitet und nahm seinen Job sehr ernst, selbst wenn es an seiner neuen Stelle die meiste Zeit um Nachbarschaftsstreitigkeiten und Ladendiebstahl ging.
    »Glaubst du, dass die Fahndungsfotos den Jungen verängstigen könnten?«

    »Nicht unbedingt«, sagte sie. »Er sollte nur nicht mit Abbildungen irgendwelcher Gesichter konfrontiert werden. Ich möchte wissen, woran sich Brady von sich aus erinnert.«
    Jack nickte. »Okay. Sonst noch etwas? Ich hole gleich einen dritten Stuhl, und das Telefon werde ich auf Rufumleitung schalten, damit wir nicht gestört werden.«
    Sie stellte ihre Handtasche neben dem Aktenschrank auf den Boden. Dann legte sie ihre Tasche mit den Utensilien auf seinen Schreibtisch und fing an, sie auszupacken. Ihre Haare fielen ihr in Wellen ums Gesicht, und er fragte sich, warum sie sie die meiste Zeit zu einem Zopf geflochten trug. Offen sah es viel besser aus.
    »Wir brauchen keinen dritten Stuhl.« Sie sah auf. »Es sei denn, seine Mutter besteht darauf, dabei zu sein. Aber vielleicht kannst du sie ja überreden, draußen zu bleiben.«
    Jack lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das sollte zu schaffen sein. Nur wäre ich gern dabei, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Nein.«
    »Nein, es macht dir nichts aus?«
    »Nein, du kannst nicht dabei sein. Dieses Kind hat etwas gesehen, das sehr verstörend ist. Der Junge hat wahrscheinlich Angst, selbst wenn er es nicht zeigt. Was er in einer solchen Situation als Letztes brauchen kann, ist ein aufgeblasener Polizist, der ihn ins Kreuzverhör nimmt.«
    »Was meinst du mit aufgeblasen?«
    Sie seufzte. »Ich will dir ja nicht zu nahe treten, Jack, aber du kommst ein wenig breitbeinig daher. Ich habe genug Zeit mit Polizisten verbracht. Ich kenne euer arrogantes Auftreten, und ich weiß, dass ihr damit einen bestimmten Zweck verfolgt.«

    »Ach ja?«
    »Aber du musst auch sehen, wie dieses Verhalten bei einem Opfer ankommen kann. Es ist einschüchternd. Es verhindert ein offenes Gespräch.«
    Jack presste die Lippen zusammen, er wusste nicht, auf welche ihrer Beleidigungen er zuerst antworten sollte. »Der Junge ist kein Opfer«, erinnerte er sie. »Er ist Zeuge.«
    »Gut, dann ist er eben Zeuge, aber er ist ein traumatisierter Zeuge. Ich möchte nicht, dass du dabei bist und ihn verunsicherst.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich Leute verunsichere?«
    Sie verdrehte die Augen, sichtlich genervt. »Jack, bitte.«
    »Ich bin nett und freundlich. Das wird dir

Weitere Kostenlose Bücher