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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Eltern ihre Nächte überstanden, und wusste, dass sie es im Vergleich dazu leicht hatte.
    Sie wandte sich wieder den Seminararbeiten zu und versuchte sich zu konzentrieren.
    »Gute Nachrichten«, Jack steckte den Kopf durch die Tür.
    »Ist Brady aufgetaucht?«
    »Ja.« Er lächelte. »Sharon hat ihn bei den Videospielen in Dot’s Truck Stop entdeckt und in Gewahrsam genommen.«
    »Das hört sich so an, als hätte sie ihn verhaftet. Er soll nicht das Gefühl haben, dass Druck auf ihn ausgeübt wird.«
    Jack schnaubte. »Bei dem Jungen geht es nicht ohne Druck. Aber Sharon tut ihr Bestes. Sie hat ihm bereits einen Hamburger spendiert und versprochen, ihn nicht wegen Schuleschwänzens aufzuschreiben, wenn er folgsam ist.«
    »Schwänzt er oft die Schule?«
    »Seine Klassenlehrerin sagt, dass er die vierte Klasse wiederholen muss, wenn er noch ein einziges Mal fehlt.« Er sah auf die Uhr. »Hey, willst du vielleicht etwas zu essen? Oder eine Cola?«
    »Nein«, sagte sie, obwohl sie halb verhungert war.
    »Gut, aber nicht weglaufen. Sie müssen jeden Moment eintreffen.«
    Eine Viertelstunde später saß Fiona einem mürrischen Neunjährigen gegenüber, der die einzige ihnen bekannte Verbindung zwischen einem nicht identifizierten Mädchen und dem Mann, der sie erwürgt hatte, darstellte.
    Brady hatte seinen Hamburger in Rekordgeschwindigkeit
verputzt und verdrückte gerade die letzten seiner fetttriefenden Pommes frites. Die Dinger rochen himmlisch, und Fiona lief das Wasser im Mund zusammen, während sie ihm zusah.
    »Ich habe deine Zeichnung gesehen«, sagte sie. »Du bist ganz schön gut.«
    Er sah sie misstrauisch an, während er ein Pommes in Ketchup tauchte. Sie hatte ihn aufgefordert, sich auf Jacks bequemen Bürostuhl zu setzen, weil ihm das eine überlegene Position verschaffte. Fiona dagegen hatte auf dem harten Plastikstuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs Platz genommen.
    »Du hast ein gutes Auge für Details.«
    Brady blieb stumm. Er stopfte sich die letzten Pommes in den Mund und schickte einen Schluck Limonade hinterher. Dann schob er den Stuhl vom Schreibtisch weg und wirbelte einmal herum. Zufrieden lehnte er sich zurück und legte die Füße auf Jacks Schreibtischunterlage. Seine Turnschuhe waren mit Symbolen vollgekritzelt, und Fiona stellte mit Bedauern fest, dass es irgendwelche Gangabzeichen waren.
    »Hattest du mal Zeichenunterricht?«, fragte sie.
    Er sah sie unter seinem zotteligen Pony hervor mit zusammengekniffenen Augen an. »Meinen Sie Malen?«
    »Ja, Zeichnen oder Malen.«
    »Nö.«
    »Jedenfalls bist du ziemlich gut.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Ich würde gerne mit dir über das Bild sprechen, das du gemalt hast. Du hast deiner Lehrerin doch erzählt, dass du in deinem Baumhaus warst, als du das Mädchen gesehen hast, oder?«

    Schweigen.
    »Was hast du dort so spät am Abend noch gemacht?«
    Schweigen.
    Fiona stützte sich mit einem Ellbogen auf den Schreibtisch und legte das Kinn in die Hand. »Als ich neun war, haben wir in einer kleinen Mietwohnung gewohnt. Wenn es mir dort nicht passte, habe ich auf der Feuertreppe geschlafen.«
    Brady nahm seine Füße vom Schreibtisch und öffnete eine von Jacks Schubladen. Er holte ein paar Büroklammern heraus und fing an, mit ihnen herumzuspielen.
    »Damals habe ich noch in Los Angeles gewohnt. Da war es nicht ganz so kalt wie hier. Ich hoffe, du hattest einen Schlafsack oder etwas in der Art dabei.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich hatte mein Spurs-Sweatshirt. Und meine Jacke.«
    »Schimpft deine Mutter nicht mit dir, wenn du einfach so abhaust?«
    Brady bog an einer Büroklammer herum und probierte so lange, bis seine Konstruktion unter genügend Spannung stand. »Manchmal.« Er legte sie auf den Tisch, ganz behutsam, und dann ließ er sie mit einem Pling durch die Luft schießen. »Und Ihre?«
    »Sie bekam es oft überhaupt nicht mit, aber wenn, dann hat sie schon geschimpft.«
    Brady machte sich an einer neuen Büroklammer zu schaffen. »Sie sehen überhaupt nicht wie eine Polizistin aus.«
    »Ich bin ja auch keine. Ich bin nur hier, weil ich mit dir über den Mann sprechen möchte, den du von dem Baumhaus aus gesehen hast, und gerne ein Bild von ihm zeichnen würde.«

    Pling – noch eine Büroklammer flog durch die Luft. Brady nahm eine dritte, er vermied es, Fiona in die Augen zu sehen. »Ich habe nicht viel gesehen. Es war ziemlich dunkel.«
    »Aber an das Mädchen erinnerst du dich noch, oder?«
    Er wurde rot, und das erste Mal

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