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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Er nahm an, dass Fiona es auf ein separates Blatt gezeichnet hatte, weil es nicht zu dem Gesicht gehörte. »Die Tätowierung wird uns bestimmt weiterbringen. Ich lasse sie durch die verschiedenen Datenbanken laufen. Ist Brady sicher, dass es auf dem Unterarm war? Es hatte an diesem Abend nicht mehr als ein paar Grad. Da ist es doch ziemlich wahrscheinlich, dass der Kerl eine Jacke getragen hat.«
    Sie nickte. »Das habe ich ihn auch gefragt, aber er beharrt darauf. Er sagt, der Mann hat eine Daunenweste und ein Sweatshirt getragen. Er hat die Leiche von der Straße bis zu dem Fundort beim Zaun getragen, und als er dort angekommen ist, hat er ziemlich gekeucht. Laut Brady hat er sie dort abgelegt und dann seine Ärmel hochgeschoben, bevor er sich daranmachte, sie richtig zu drapieren.«
    Jack rief sich das Bild des Opfers ins Gedächtnis, das mit gespreizten Beinen dagelegen hatte, fast provozierend. Das war einer der Gründe, warum er überzeugt war, dass sie es mit jemandem zu tun hatten, der zur Theatralik neigte. Irgendein Arschloch, das Aufmerksamkeit suchte und sich nie zufriedengeben würde. Nicht, bis sie dafür sorgten.
    Jack sah zu Fiona auf. Sie machte den Eindruck, als stünde sie unter Adrenalin. »Wie viel Zeit brauchst du noch?«, fragte er. »Um das hier fertig zu machen?«
    Sie blickten gleichzeitig zur Uhr, es war fast drei. Sie konnten es noch in die Fünfuhrnachrichten schaffen, vorausgesetzt,
er würde bis halb fünf eine Pressekonferenz auf die Beine stellen. Dafür musste er sich allerdings sofort hinters Telefon klemmen und alle zusammentrommeln.
    »Ich brauche fünfzehn Minuten, um letzte Hand anzulegen«, sagte sie. »Im Höchstfall zwanzig.«
    »In Ordnung. Jetzt nur noch eines.« Er hoffte inständig, dass sie sich an ihre Abmachung gehalten hatte. »Bitte, sag mir, dass du das Gespräch auf Video aufgenommen hast.«
    Sie lächelte. »Glaubst du wirklich, dass ich so etwas vergessen würde?«
     
    Jack parkte auf dem für die Polizei reservierten Stellplatz vor dem Rathaus und sah auf die Uhr des Bankgebäudes. Zwanzig nach vier. Wenn sie es bis zu den Fünfuhrnachrichten schaffen wollten, mussten sie sich beeilen. Jack hatte die Sache keinesfalls auf morgen verschieben wollen – er war entschlossen, das Phantombild noch heute an die Öffentlichkeit zu bringen.
    Er verließ seinen Dienstwagen – einen braungrünen Explorer, auf dessen Tür »Graingerville Police Department« stand – und suchte den Parkplatz nach Autos ab, die er kannte. Carlos war offenbar schon da. Und gerade bog ein Streifenwagen, in dem Lowell und Sharon saßen, auf den Parkplatz ein. Er entdeckte das mit Spoilern aufgemotzte Auto des Betreibers des Lokalradiosenders und Doc Jamisons alten Kombi, der zu Zeiten auch als Leichenwagen dienen musste.
    Aber wo zum Teufel waren die Übertragungswagen der Nachrichtensender? Er hatte jede Nachrichtenagentur und jeden Sender in diesem Teil von Texas angerufen. Da er mit etwas Attraktiverem als Filmaufnahmen von einem Fabrikbrand oder einer Massenkarambolage aufwarten konnte,
hatte er ein Riesenaufgebot erwartet. Er hatte in dem großen Sitzungssaal, in dem sich üblicherweise der Stadtrat traf, ein Podium aufbauen lassen. Aber wenn er das hier sah, dann hatte er nicht den Eindruck, als würden sich die Leute um die Sitzplätze balgen müssen.
    Lowell und Sharon steckten beide in frisch gebügelten Uniformen und stolzierten mit gestrafften Schultern auf ihn zu. Als Jack sah, wie Lowell seinen Waffengürtel zurechtrückte, fiel ihm wieder ein, was Fiona über aufgeblasene Polizisten gesagt hatte. Sie hatte recht. Die beiden machten den Eindruck, als hätten sie einen Billardstock verschluckt, und wenn er es sich recht überlegte, dann sahen viele seiner Kollegen so aus.
    Scheiße, er etwa auch? Er blickte an seiner gestärkten Uniform und dem frisch polierten Abzeichen herunter. Er hatte sich sogar eigens noch einmal rasiert. Aber stolzierte er deswegen etwa so herum wie die beiden? Nie im Leben.
    Jedenfalls glaubte er das.
    »Nicht gerade viel los, was?«, bemerkte Lowell.
    Jack betrachtete den Parkplatz mit finsterem Gesicht. »Ist heute irgendwas passiert, was für die Nachrichten interessant wäre? Habe ich da vielleicht etwas nicht mitbekommen?«
    »Über Funk ist jedenfalls nichts durchgegeben worden«, sagte Sharon.
    Ein weißer Honda fuhr auf den Parkplatz, und Jack sah zu, wie Fiona ausstieg. Sie hatte sich umgezogen und sah wieder wie eine Anwältin aus. Aber dieses

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