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Der sanfte Kuss des Todes

Titel: Der sanfte Kuss des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Augen. Der Kerl sah unter dem Schirm seiner Kappe auf sie herunter. Er war nicht groß, hatte aber breite Schultern und hielt mit einer seiner großen, fleischigen Pranken den Hals einer Bierflasche umklammert.

    »Wie bitte?«
    »Hab Sie gesehen.« Er nickte in Richtung des Fernsehers. »Sechsuhrnachrichten. Die Sache mit der kleinen Mexikanerin.«
    Er setzte sich ihr gegenüber an den Tisch, und Fiona fühlte sich plötzlich unbehaglich. »Sind Sie vom FBI oder so? Haben die Sie geschickt, damit Sie den Fall lösen?«
    »Ich bin Polizeizeichnerin. Chief Bowman hat mich beauftragt, das Phantombild anzufertigen.«
    »Dann sind Sie also so’ne Art Künstlerin, was?« Er nahm einen Schluck Bier und stellte die Flasche auf dem Tisch ab, als hätte er vor, es sich bei ihr gemütlich zu machen. »Sehen gar nicht danach aus.«
    Sie hätte gerne gewusst, wie seiner Meinung nach eine Künstlerin aussah, hatte aber keine Lust, ein Gespräch mit ihm anzufangen.
    »Ihr Cheeseburger.« Die Kellnerin war mit Fionas Essen gekommen. Neben dem riesengroßen Cheeseburger türmte sich ein Berg hausgemachter Pommes frites. Fiona lief das Wasser im Mund zusammen, aber bevor sie anfing zu essen, wollte sie diesen Kerl loswerden.
    Die Kellnerin sah ihn streng an. »Belästigst du etwa die Dame, Hoyt?«
    Hoyt lächelte die Kellnerin an und tätschelte ihr den Hintern. »Nee, ich bin nur nett. Kennst mich doch. Ich kann es einfach nicht mit ansehen, wenn so ein hübsches Mädchen ganz allein rumsitzt und sich langweilt.«
    »Ein wahrer Gentleman«, sagte sie und warf Fiona einen vielsagenden Blick zu.
    »Hey, wusstest du, dass sie Polizeizeichnerin ist? Sie hat das Bild aus den Nachrichten gemacht.«
    »Ach, Sie sind das?« Ihre Augen fingen augenblicklich
an zu glänzen, so als wäre Fiona eine Berühmtheit. »Ich hab davon gehört, dass jemand aus Austin gekommen ist, um Jack bei seinem Fall zu helfen.«
    Fiona zwang sich zu einem Lächeln.
    »Ich wette, dass Jack stinksauer ist. Randy hat ihm mal wieder die Show gestohlen.« Sie blickte Hoyt fragend an.
    »Stimmt, der gute alte Jack spuckt bestimmt Gift und Galle.«
    »Wer ist Randy?« Fiona konnte sich die Frage nicht verkneifen.
    »Randy Rudd«, sagte Hoyt. »Der County-Sheriff. Er und Jack kommen sich gelegentlich mal in die Quere.«
    Die Kellnerin nickte. »Diese Riesendrogensache vorhin in den Nachrichten. Das war Randy. Die nächste Wahl steht an, und deswegen hängt er ständig sein Gesicht vor die Fernsehkameras, wenn es um irgendeine größere Sache geht.«
    Fiona versuchte sich an den Aufhänger in den Abendnachrichten zu erinnern. Sie hatte nur den Schluss mitbekommen: eine Razzia in einem Methamphetamin-Labor. Der Sheriff hatte vor laufender Kamera irgendwelche Gerätschaften beschlagnahmt und ein paar Festnahmen durchgeführt.
    Das zeitliche Zusammentreffen war sicherlich Zufall. Woher hätte der Sheriff von Grainger County auch wissen sollen, dass Jack einen Durchbruch in seinem Fall erzielt hatte? Und dass er an diesem Nachmittag mit einem Phantombild an die Öffentlichkeit treten wollte. Fiona hatte es schließlich selbst erst nach ihrem Gespräch mit Brady gewusst.
    »Wir wollen dich nicht aufhalten, Hoyt.« Die Kellnerin warf dem Mann einen auffordernden Blick zu, bevor sie
sich mit einem Lächeln an Fiona wandte. »Dann mal guten Appetit.«
    Fiona zwang sich dazu, Hoyt anzulächeln. »War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
    Er beugte sich auf seinen Ellbogen vor. »Sie sehen aus wie eine Frau, die weiß, wie man mit einem Stock umgeht. Wie wär’s mit einer kleinen Partie Billard nachher?«
    »Danke für das Angebot, aber ich glaube, darauf muss ich verzichten.«
    Sein Blick wanderte zu ihren Brüsten, und sie bereute es sofort, dass sie vorhin beim Hinsetzen ihre Jacke ausgezogen hatte.
    »Ich will ja nicht unhöflich sein«, sagte sie, »aber ich würde jetzt gerne essen.«
    »Lassen Sie sich nicht stören, fangen Sie nur an.« Er nickte zu ihrem Teller, machte aber keine Anstalten zu gehen.
    »Ich meinte, allein.«
    Sofort wurde seine Miene hart. Ohne seine kalten Augen von ihr zu nehmen, hob er die Bierflasche an den Mund und trank, dann knallte er die leere Flasche auf den Tisch. Fiona zuckte zusammen, was ein Lächeln auf seinem Gesicht erscheinen ließ.
    »Wie war Ihr Name noch mal?« Er streckte die Hand aus.
    Sie warf einen Blick darauf und beschloss, dass es wohl besser war, ihn nicht noch weiter zu reizen. Sie schüttelte sie kurz. »Fiona.«
    »Fie-jo-na.«

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