Der Sarg: Psychothriller
Reithöfer zu sehen. »Ach, die Herrschaften von der Polizei. Man hat Sie gar nicht angemeldet.«
Eben
, dachte Menkhoff grimmig,
deswegen schaust du jetzt auch so kariert.
»Ja, wir wollten eigentlich zu Ihrem Vater«, erklärte er, »aber mir ist auf dem Weg gerade noch etwas eingefallen.« Sein Blick wanderte zu der blonden Frau. »Darf ich fragen, wer Sie sind?«
»Das ist Frau Pfeiffer«, antwortete Wiebking an ihrer Stelle, wofür er sich von ihr einen kurzen, fragenden Blick einhandelte. Dann zauberte sie ein herzliches Lächeln auf ihr Gesicht und gab erst Menkhoff und dann Reithöfer die Hand. »Ich bin Wiebke Pfeiffer, guten Tag. Bitte entschuldigen Sie, wenn ich etwas kurz angebunden bin, aber ich muss mich beeilen, ich habe gleich noch einen anderen Termin.«
Menkhoff trat ein Stück zur Seite und deutete mit der Hand an, sie solle vorbeigehen, was sie – immer noch lächelnd – auch tat. »Auf Wiedersehen«, sagte sie noch, dann verschwand sie um die Ecke.
»Tja, also, wenn Sie noch Fragen haben, kommen Sie rein, aber ich muss Ihnen gleich sagen, dass ich nur wenig Zeit habe.«
»Ja, wir haben schon gemerkt, dass Sie ein vielbeschäftigter Mann sind«, entgegnete Reithöfer und ging als Erste an ihm vorbei in das Büro. »Wir brauchen nicht lange.«
Als sie sich kurz danach gegenübersaßen, fragte Menkhoff: »Ist Wiebke Pfeiffer Ihre Lebensgefährtin?« Wiebking schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, nein, sie ist Immobilienmaklerin. Ich habe sie im letzten Jahr zufällig kennengelernt, als ich Eva zum Geburtstag gratuliert habe. Sie hat mir damals erzählt, was sie beruflich macht, und da ich eine neue Wohnung suche, dachte ich, ich frage sie, ob sie mir helfen kann.«
»Sie ist also eine Bekannte von Frau Rossbach?«
»Sie ist so ziemlich ihre einzige Freundin, wenn mich nicht alles täuscht. Aber Sie hatten Fragen an mich.« Er warf einen demonstrativen Blick auf seine Armbanduhr. »Es tut mir ja leid, aber ich muss bald los.«
»Es geht um Ihren letzten Besuch bei Inge Glöckner«, begann Reithöfer. »Sie haben uns gesagt, sie waren nur dort, um eine Tasse Kaffee mit ihr zu trinken, richtig?«
»Ehm, ja, richtig.«
»Ja. Was wir nicht verstehen: Warum erzählt uns Herr Glöckner dann, Sie seien dort gewesen, um seine Frau davon zu überzeugen, die Firma Ihrer Halbschwester zu kaufen und Sie dann als Geschäftsführer einzusetzen?«
Menkhoff beobachtete Jörg Wiebking genau, und es entging ihm nicht, dass er nervös wirkte. »Ach so, ja, das meinen Sie. Ja, es stimmt, was er sagt. Aber das war nicht der Grund meines Besuchs. Ich … also, das erwähnte ich nur so nebenbei. Es war so eine Idee von mir, es geht mir dabei ausschließlich um den Betrieb und die Arbeitsplätze. Eva kümmert sich doch sowieso nicht um die Firma, und wenn mein Vater irgendwann aufhört …«
»Die Arbeitsplätze, hm …« Menkhoff riss seinen Blick von dem Gemälde mit dem schwarzen Punkt auf blauer Fläche los und sah Wiebking an. Er hatte das untrügliche Gefühl, dass Wiebking junior ihn verschaukeln wollte. »Wird Ihr Vater Frau Rossbach nicht vorschlagen, Sie zu seinem Nachfolger zu machen?«, fasste er nach.
»Nein, … also, das heißt, ich glaube nicht.«
»Sie sind doch leitender Ingenieur, und Sie sind sein Sohn. Ihm ist also doch sicher daran gelegen, die Leitung der Firma in der Familie zu halten, oder nicht?«
»Ich weiß es nicht.«
»Denkt er vielleicht, Sie seien nicht dazu in der Lage?« Darauf erhielt Menkhoff keine Antwort.
»Nun gut, wie dem auch sei«, sagte Reithöfer nach einem Moment unangenehmer Stille und schlug die Beine übereinander. »Es stellt sich uns natürlich die Frage, warum Sie bei unserem letzten Gespräch nicht erwähnt haben, worüber Sie sich mit Inge Glöckner unterhalten haben«.
Wiebking hob die Schulter. »Ich weiß nicht, ich habe einfach nicht daran gedacht, ich fand es wahrscheinlich nicht so wichtig.«
»So, Sie fanden es also nicht so wichtig uns zu sagen, dass Sie ein Mordopfer kurz vor dem Tod dazu überreden wollten, eine Firma zu kaufen und Sie als Geschäftsführer einzusetzen? Und dass dieses spätere Mordopfer das ablehnte?«
Wiebkings Körper straffte sich. »Moment mal, was wollen Sie damit sagen? Ich hab’s einfach vergessen, weil ich es nicht für wichtig hielt, okay? Und was heißt überhaupt, dass sie das ablehnte? Inge hat nicht abgelehnt, im Gegenteil. Sie fand den Gedanken sogar überaus interessant. Ich verbitte
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