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Der Saubere Tod

Titel: Der Saubere Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kleeberg
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Schäfer, ich muß es wissen, jawoll. Ich hab draußen gelebt, ich kannte alle meine Schafe, und ich hatte zwei Hunde. Das ist vorbei, jawoll. Meine Hunde haben sie mir eingeschläfert. Jawoll, eingeschläfert.
    Warum denn bloß nicht, warum nicht, ich hab die Schnauze voll, Schäfer, ich hab die Schnauze so voll.
    Nee, Junge, das ist vorbei, sagte der Alte und legte seinen Arm um die zitternde Schulter des Punks. In der Natur hab ich gelebt, unter freiem Himmel geschlafen, jawoll, jede Nacht woanders, mit meinen Hunden und meinen Schafen. Ich kannte jeden Stern, hört ihr das, jeden Stern, jawohl, und meine Hunde haben sie mir auch eingeschläfert.
    Ich war nie Schäfer und kann keiner mehr werden, nie, nie, nie, schluchzte der Junge.
    Das ist vorbei, sagte der Schäfer und stützte sich schwer auf den Jungen. Noch drei Bier. Das ist vorbei.
    An den Nebentisch, dicht bei der Musicbox, setzten sich Johann, Jimmy, Barbara, Maria, Daniela und Myra undamüsierten sich prächtig. Sie lachten viel. Jimmy amüsierte sich über die Stimme des Alten hinter ihm und fragte, wovon er redete, aber die anderen winkten ab. Sie tranken Bier und Weinbrand und amüsierten sich prächtig.
     
    In der Wohnung starrte Breen gegen die weißen Wände und wandte sich dann den anderen zu: Don’t you think it’s fucking sad, these white walls? Over here in Europe everybody seems to want white walls. I mean, white is no colour. Didn’t anybody ever have the idea of painting them, painting on them, you know, I mean, when you’ve got something to say, when you’re feeling good or bad. These giant white walls, I mean, I couldn’t look at them for a second without painting or writing something on them. Jimmy Breen redete sich in Hitze, elektrisierte die anderen und schaffte es noch einmal, alle auf seine Pläne, seine Ideen, sein Tempo einzuschwören. Barbara und Maria vergaßen, daß sie am nächsten Morgen zu arbeiten hatten, Maria lief in den Bunker, holte Farben und Pinsel, und jeder stellte sich vor die Wand und begann zu malen; da war die riesige weiße Fläche, eine eben entdeckte Leinwand, und der erste rote, blaue, oder schwarze Farbfleck war eine Penetration, und Jimmy Breen rannte von einem zum anderen und rief: Hey, that’s great, what’s this gonna be? I love it! Hey, now you look fine, I mean, it’s been a nice evening, but now you look happy, you know it’s the first time I see you looking really happy. Great. I love it. Go on. I want you all to be happy.
    Daniela und Myra malten gemeinsam einen naiven Apfelbaum, Maria schleuderte eine schwarze Figur gegen die Wand, die aussah wie Horst, der halbe Mensch, und Johann und Barbara malten abstrakt, Striche, Flächen, Formen und Figuren, die sich mit spitzen Zacken und Kanten in komplementären Farben berührten und deren Flächen voneinander wegstrebten, und an den entferntesten Punkten wurdendie Töne kongruent, und ein breites Tor war entstanden, bunt, verschlossen, glänzend, vergittert. Jimmy Breen setzte sein Signum auf Tür und Herd, an einen Stützpfeiler und auf die Decke, und irgendwann drehte sich ein Schlüssel im Schloß, alle saßen auf den Gartenstühlen und starrten gegen die Tür. Es war Anatol, er ging durch den Raum, gesenkten Kopfes, sagte kurz Hallo in die ihn erwartungsvoll anstarrenden Gesichter und verschwand in seinem Zimmer, ohne etwas bemerkt zu haben. Die anderen brachen in Lachen aus, und dann stand einer nach dem andern auf, verabschiedete sich und ging schlafen. Es war fünf Uhr. Johann und Breen blieben allein in dem großen Raum.
    I’m going out spray-painting. I’d like you to come with me, will you, sagte Jimmy plötzlich sehr ernst.
    Johann nickte.
    I’ll first check Jessica, sagte Jimmy. Er stand auf, und als er wiederkam, verließen sie die Wohnung und gingen die Mariannenstraße hinauf zur Mauer. Sie schwiegen beide, dann begann Breen zu sprechen.
    You know, the last couple o’days been very nice.
    Johann sah ihn an.
    Yes really, you know. Honestly it hasn’t been too easy before, and here in Berlin and with you – it means a lot to me. I mean, when you’re living as tight with somebody as I’ve been with Jen – understand?
    Johann nickte. Sie waren an der Mauer. Johann lehnte sich dagegen und betrachtete Breen, der in seiner Schultertasche umständlich nach den Sprühdosen kramte.
    You know, I like you, I, well damn it, I mean, it’s not been going all too well with me and Jen, I don’t know whether you noticed it, you

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