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Der Schachspieler

Der Schachspieler

Titel: Der Schachspieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey B. Burton
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einem Punkt hatte der Polizeipräsident jedenfalls recht gehabt: Terri Ingram sah wirklich gut aus. Sie war klein, etwa eins sechzig, das dunkelblonde Haar wie ein Schulmädchen zu einem Knoten gebunden. Ihre helle Haut deutete auf skandinavische Vorfahren hin.
    »Laut Polizeibericht hat Mr. Ingram Benzin in die Bootstanks gefüllt, um sie für die Gäste der nächsten Woche vorzubereiten.«
    »Bret hat bei den Booten in seinem ganzen Leben nie Benzin nachgefüllt. Tommy Reckseidler kommt jeden Samstagmorgen vom anderen Seeufer rüber und kümmert sich um die technischen Sachen. Die Gäste checken erst ab Mittag ein und bringen oft ihre eigenen Boote mit. Tommy muss höchstens drei oder vier Boote in der Woche vorbereiten.«
    »Aber Sie waren in der Nacht, als es zum Brand kam, nicht da?«
    »Ich habe damals in der Stadt gelebt. Wir waren getrennt, aber ich habe mich weiter um das Tagesgeschäft von Sundown Point gekümmert.«
    »Die Bluttests ergaben, dass Ihr Mann zwei Promille hatte.«
    Terri Ingram zuckte die Achseln. »Und wenn schon! Bret war schwerer Alkoholiker. Er hat jede Nacht getrunken. Deshalb habe ich ja in der Stadt gelebt.«
    »Kann es nicht sein, dass er stockbetrunken im Schuppen herumgekramt hat?«
    »Bret hat sicher nicht in einem geschlossenen Schuppen mit Benzin hantiert. Er hat zum Mittagessen zu trinken begonnen, billiges Bier und Wodka. Spätestens um neun lag er unter dem Tisch.«
    Cady kratzte sich an der Schläfe, schaute in Terri Ingrams blaue Augen und bohrte weiter. »Suchtpersönlichkeiten haben oft noch andere Abhängigkeiten. Sie haben vielleicht schon vom ›Schnüffeln‹ gehört: dass Leute irgendwelche chemischen Dämpfe einatmen und davon high werden. Es sind zwar meistens Jugendliche, die das machen, aber wenn ich an die Benzindämpfe im Schuppen denke, könnte es nicht sein, dass Mr. Ingram …«
    Terri lachte laut auf. »Nein, Agent Cady, Bret hatte seine Lieblingsdroge schon früh gefunden, lange bevor ich ihn kennenlernte. Und die hatte mehr mit Schlucken zu tun als mit Schnüffeln.«
    »Aber geraucht hat er schon, oder?«
    »Ja.« Mrs. Ingram wirkte plötzlich sehr müde, als hätte sie dieses Gespräch schon bis zum Überdruss geführt. »Bret war Alkoholiker, aber kein Idiot. Selbst wenn er noch so betrunken war, hätte er nie mit Benzin und Zigaretten gespielt. Bret hat sich nicht selbst in Brand gesteckt. Und das Leben hat er sich auch nicht genommen, falls Sie das als Nächstes fragen wollten.«
    Cady sah eine Träne an Terri Ingrams Nasenflügel heruntergleiten. Er drehte sich auf seinem Terrassenstuhl zur Seite und beobachtete, wie zwei Mädchen immer höher schaukelten, während ihr kleiner Bruder mit einem Stock gegen das Miniaturschulhaus schlug. Dann beugte sich Cady vor und spähte auf den glänzenden See hinaus.
    Sundown Point hatte etwa hundert Meter Seeufer. Acht weiße Blockhäuser standen in einer Reihe etwa sechs Meter vom Wasser entfernt. Gut dreißig Meter dahinter erstreckte sich eine zweite Reihe von acht Holzhäusern, dazwischen schlängelte sich ein Feldweg. Noch einmal dreißig Meter landeinwärts folgte eine dritte Reihe. Mrs. Ingrams Haus war durch einen Spielplatz von den Blockhäusern getrennt. Zwischen einem Freizeitgelände und der Straße stand der neue Geräteschuppen, der irgendwann nach dem Brand gebaut worden war.
    Cady wandte sich wieder Terri Ingram zu. »Fällt Ihnen irgendjemand ein, der einen Grund gehabt hätte, Ihrem Mann etwas anzutun?«
    »Sicher«, antwortete Terri. »Ich. Bret und ich befanden uns gerade mitten in der Scheidungsprozedur. So bekam ich Sundown Point und eine Viertelmillion aus der Lebensversicherung als Dreingabe. Mir fiel alles in die Hände.«
    Die beiden starrten sich einige Sekunden an.
    »Sie haben das Recht zu schweigen. Alles, was Sie sagen, kann vor Gericht gegen Sie verwendet werden. Falls Sie sich keinen Anwalt leisten können …«
    Ein langsames Lächeln breitete sich auf Terri Ingrams Gesicht aus. »Der G-Man hat sogar Sinn für Humor.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Waren Sie der Agent aus den Twin Cities, der vor einigen Jahren angerufen hat?«
    »Nein.«
    »Gut. Ich hatte nämlich das Gefühl, dass er schon von Fife beeinflusst war, als er mich anrief.«
    »Was ist mit der Lebensversicherung Ihres Mannes? Gab’s nie eine Untersuchung?«
    »Ich habe selbst bei ING angerufen, damit sie der Sache nachgehen. Ein paar Tage später kam wirklich jemand vorbei, er sah nicht gerade wie Detektiv Rockford

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