Der Schacht

einmal, zweimal, immer auf das ungeschützte Gelenk, drei heftige, hämmernde Hiebe, vier, jeder Schlag eine neue Schmerzwelle an seiner eigenen Kehle. In seinem Kopf machte sich rasch der Sauerstoffmangel und die verschwendete Zeit bemerkbar, er fühlte feuchte Blüten aus Blut seine Brust wärmen, sich ausdehnen und auseinanderlaufen wie heißes Bratfett. All seine Nerven versicherten ihm schmerzhaft, dass er immer noch lebte, aber dass er dies nicht mehr lange tun würde, wenn nicht …
    Er krümmte sich und hämmerte hart mit dem Ellbogen auf die eindringende Extremität, so als wolle er einen starken Ast zerbrechen. Die Finger um seine Kehle ließen mit einem fleischigen Saugen los. Sein Kehlkopf war eingedrückt. Er konnte es gottverdammt fühlen, konnte fühlen, wie nahe er seiner eigenen Beerdigung war, als der Schwung seiner plötzlichen Freiheit ihn hintenüber über den Schemel fallen ließ, der neben seinem Zweisitzersofa stand.
    Sein Kopf schlug gegen die Stehlampe, die vornüberkippte und wie die Axt auf den Henkersblock zu Boden ging. Zwei der drei Birnen explodierten mit bläulichen Lichtblitzen und versprühten Funken und Glas über den Teppich. Er bekam mehrere Splitter ab und fühlte einen Schmerz in seinem Ohr, genauso wie er die eisige Luft fühlen konnte, die den Weg in seine Luftröhre durch das Loch in seinem Hals suchte.
    Die heile Glühbirne begann, die Fasern des Teppichs anzusengen und fügte der Luft so einen leicht angebrannten Geruch und durch die nach oben gerichteten Schatten eine Perspektive wie aus einem Horrorfilm hinzu.
    Es war, als beobachte man einen Dieb, der sich durch einen Schlitz in ein Zirkuszelt stiehlt, nur dass die Wand jetzt die Konsistenz festen Fleisches angenommen hatte. Falten und Runzeln bildeten sich kreuz und quer auf der Oberfläche und platzten bluttriefend auf, als der Riss größer wurde. Hände in verrotteten Lederhandschuhen stemmten sich gegen die blutigen Lippen des Risses. Der gezackte Winkel lief weiter bis zur Decke des hohen Raumes, als sich ein stiefelbewehrter Fuß Platz verschaffte und einen blutigen roten Abdruck auf dem Boden hinterließ. Eine Schulter drängte sich durch den Spalt.
    Edgar schien nicht genügend Zeit zu bleiben, um die Kontrolle über seine Arme und Beine zurückzugewinnen. Er verlor zu viel von seinem lebenswichtigen Blut. In seinem Schädel drehte sich alles wie Boxershorts im Schleudergang.
    Er sah merkwürdige Dinge. Ketten und Nieten glänzten, getränkt in feuchte organische Fäulnis, und verbanden eine zerlumpte Lederjacke mit einer Jeansweste. Alles war in den gleichen Autopsiefarbton getaucht. Ösen und Medaillen baumelten herab und versprühten rostfarbene Blutstropfen. Dunkle Buchstaben auf der Jacke besagten KILLER PUSSY. D.R.I. STONER’S EVIL. Welcher Gott konnte sagen, was das bedeutete?
    Der Angreifer besaß kein Gesicht, das man als solches bezeichnen konnte. Aber was es auch war, es grinste, immer noch halb in der Wand verborgen. Dann zog das Ding ein Klappmesser. Durch die Spannung des Grinsens platzte ein tropfendes Stück Wange und Kinn ab, das mit einem fleischigen Platschen auf den Boden fiel und gelbe Zahnstummel freilegte.
    Rote Schleier blendeten Edgar. Aus der Wand schoss jetzt ein Blutstrom wie aus einem Wasserhahn, sammelte sich klebrig auf dem Boden und floss mit gierigen Ausläufern auf Edgars Füße zu. So viel Blut.
    Die rostige italienische Klinge schnappte knirschend auf und rastete ein. Das war ein Geräusch, dass Edgar in die Realität zurückholte. Wenn er versuchte, zur Vordertür zu robben, würde er zwanzig Zentimeter Stahl in den Rücken bekommen. Er bemühte sich, um Hilfe zu rufen. Seine kaputte Kehle ließ das nicht zu.
    Nach wem sollte er auch schon um Hilfe rufen? Vor ihm, aus welchem Grund auch immer, stand die Verkörperung von allem, was er in dieser alles andere als schönen neuen Welt verkorkst fand: ein messerschwingender Halbstarker in Leder mit einem spöttischen Grinsen und ziemlich schlecht drauf. Die abgefuckte Bewohnerschar des Kenilworth zu einem einzigen schrecklichen, blutig roten Amalgam zusammengemodelt, das jetzt schließlich doch gekommen war, um ihn zu vertreiben.
    Er hörte ein ersticktes Geräusch wie von asthmatischen Bronchien. Er war gezwungen, seine Augen wieder zu öffnen.
    Die Kreatur lachte über ihn. Ohne einen Mund, während sie ihr linkes Bein aus dem blutenden Loch in der Wand befreite, den lächerlichen kleinen Luden-Zahnstocher für seinen ersten