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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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Ellbogen. Es spannte auf der Brust. Sein lockiges blondes Haar war zerzaust und feucht. Markos Gesicht gehörte in die Kategorie, die Comiczeichner, die keine Zeit oder kein Talent haben, immer für die Schläger im Hintergrund verwenden; die austauschbaren Bösewichter mit den kantigen Kinnladen, den Schweinsäuglein, fliehenden Stirnen und keinerlei menschlichen Zügen.
    »Du warst mit in dem Waschraum.« Cruz erinnerte sich daran, dass Bauhaus ihn befragt hatte. Mit ziemlicher Sicherheit hatte er auch Jamaica die Daumenschrauben angelegt, um zu sehen, ob ihre Antworten übereinstimmten.
    »Du bist mit Schmerzmitteln vollgepumpt«, gab Marko zurück.
    »Wie spät ist es?«
    Marko sah auf seine Armbanduhr: ein rudimentäres Gehirn, das versuchte, mit zu vielen Funktionen klarzukommen. Aber da die Technik jetzt auch simple Ziffern angab, war es auch für Leute wie ihn möglich, die Zeit abzulesen.
    »Zwei Uhr dreißig, ungefähr. Zwei Uhr dreiunddreißig.«
    »Was will Bauhaus?«
    Oder, zwischen den Zeilen: Wenn Bauhaus dich um diese Zeit hier postiert hat, musste er dazu seine Beziehungen spielen lassen. Hat meine Geschichte irgendwo ein Loch, von dem ich nichts weiß?
    »Bauhaus will sich nur vergewissern, dass es dir gut geht.« Der Knauf einer großkalibrigen Halbautomatik unter Markos linker Achsel verdarb den Schnitt seines engen Anzugs.
    »Wenn das stimmt, dann musst du meine Wohnung bereits durchsucht haben.« Cruz richtete seine Augen auf die Toupee-Werbung, die lautlos über seinen Kopf hinwegtanzte. Er wollte seine Hemden mit Monogramm, er wollte seinen Miami-Stil zurück. Er wollte hier weg. Sobald dieser Schläger aus dem Raum war, würde er Rosie ein SOS von dem Telefon auf dem Nachttischchen übermitteln …
    … das Bauhaus wahrscheinlich überwachen ließ.
    »Deine Bude war sauber. Du bist clever – wenn du nicht versuchst, Bauhaus aufs Kreuz zu legen. Du hättest den letzten Typ sehen sollen, der so eine Tour abgezogen hat.«
    »Das hat er mir erzählt. Der Typ liegt jetzt im Knast auf Eis, weil er eine Minderjährige vergewaltigt hat.«
    Marko grinste. Es war kein angenehmer Anblick. »Vielleicht bist du doch nicht so clever.« Eine tatsächlich geglückte Gedankenverknüpfung.
    Cruz rüttelte das ein wenig auf. »Was meinst du damit?«
    »Ich habe den Knaben gekannt. Der ist nicht im Knast. Der ist weg. Einfach verschwunden.«
    Cruz konnte sehen, wie sich ein Widerstreit hinter diesen Schweinsäuglein abspielte. Bei dieser Unterhaltung sollte eigentlich Cruz die ganzen Informationen liefern. Marko war nicht dazu da, um ihm irgendwelche Sachen über Jimmy McBrides Abgang mitzuteilen. Aber er hatte dabei eine wichtige Rolle gespielt, und wie alle Sadisten bekam auch Marko einen Ständer, wenn er unappetitliche Details wieder aufleben lassen konnte. Diese schrecklichen Schmerzen, die er sich eigens hatte einfallen lassen, die eingenässten und unwürdigen Todesfälle, die er herbeigeführt hatte. Dieser Kerl hatte mehr Menschen umgebracht, als er an seinen Fingern abzählen konnte. Und das törnte ihn an. Und wenn man etwas hat, das man so sehr liebt, dann kann man es nicht ganz für sich behalten … dann muss man damit prahlen.
    »Also? Was soll der ganze Mist?« Cruz bemühte sich, Ärger in seine Stimme zu legen, eine gelangweilte Art, die dieses Wesen, dieser Killer mit seinem minimalen Intellekt und seinen abgestumpften Sensibilitäten, trotzdem verstehen würde. »Bist du da, um mir den Schwanz lang zu ziehen, oder sollst du auf mich aufpassen oder mir Angst machen, oder was?«
    Die tief liegenden Augen glühten auf. War das eine Beleidigung gewesen?
    »Also, was soll das, du Hornochse? Bauhaus hat mir erzählt, Jimmy McBride hat sich dabei erwischen lassen, wie er seinen Johnny in so eine frühreife Highschool-Muschi gesteckt hat. Und jetzt erzählst du mir, Bauhaus hat ihn umlegen lassen?«
    »Blödsinn.« Markos Knöchel umklammerten weiß das Bettgitter, während er sich über Cruz beugte. »Es gab gar keinen Jimmy McBride. Der Knabe vor dir, der hieß Boner. So haben wir ihn jedenfalls alle genannt. Ich habe keine Ahnung, ob der auch noch einen anderen Namen gehabt hat. Aber er hatte den Job, und er wurde umgebracht, und du passt besser auf. Sei froh, dass die zwei Kilo von Bauhaus nicht bei dir in der Bude aufgetaucht sind, sonst würdest du jetzt die Klimaanlage der Leichenhalle testen.« Bei jedem Wort, das er ausspuckte, stieß er mit seinem dicken Finger zu: prähistorische

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