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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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mit zwei leeren Kammern.
    Jamaica ist dankbar für den Krach, der ihre Aktivitäten übertönt.
    Lord Alfred ist nirgendwo zu sehen. Wahrscheinlich kniet er mit hochgerecktem Arsch im Hauptschlafzimmer, und die Vaseline tropft aus ihm heraus. Gut.
    Der Aktenkoffer steht noch auf dem Tisch im Esszimmer, obwohl er jetzt zugeklappt und verschlossen ist. Die matte Aluminiumschale lässt abstrakte Lichtfiguren auf dem zentimeterdicken Glas spielen. Draußen tobt der Sturm immer noch bei dem Versuch hereinzukommen. Er attackiert die kugelsicheren Fenster mit erbsengroßen Hagelkörnern, die beim Aufprall zerplatzen. Der Wind knallt wie die Peitsche eines sich kasteienden Büßers.
    Guns’n’Roses hören auf. Whip Hand setzen ein. Maneater. Dabei schlagen Rock n Roller eine Schule in aggressiven Rottönen zu Klump.
    Sie riecht den Geruch einer Zigarette aus Cocapaste, bevor sie ihn hinter der Bar entdeckt. Seine Augen reflektieren das graue Licht der in die Schränke eingelassenen Videomonitore.
    »Scheiße. «
    Sie zieht die Pistole.
    »Ich hoffe, du trägst eine Binde« , sagt Bauhaus ruhig. Er sieht die Pistole. »Wir wollen doch nicht, dass Emilios Sperma dir nachher einen Korken in den Arsch friert. « Wahrscheinlich hat er seine eigene Waffe in Reichweite unter der Bar, außer Sicht.
    Jamaica richtet die.357 direkt auf ihn und hofft, dass Bauhaus durch das Dope gehandicapt und seine Reaktionszeit verzögert ist. Sie hofft beinahe, dass er etwas Unüberlegtes tut. Irgendeine Provokation, die ihr einen Grund gibt, ihm eine Kugel zu verpassen.
    »Ich will deine Hände beide leer und auf der Bar sehen« , sagt sie und kommt sich dämlich vor, als spiele sie Theater. »Sofort. «
    »Äh, ja, natürlich. Du hast zu viel Miami Vice gesehen. « Eine Pause, dann: »Du undankbare kleine Schlampe. Du vergisst, wer du bist. Du solltest hinzufügen: ›Oder – so wahr mir Gott helfe – ich erschieße dich, so wie du da stehst. ‹ Ist das nicht dein Text?«
    »Die Hände. Auf der Stelle! « Sie kann nicht anders, sie deutet mit der Pistole.
    Sie fühlt, dass Bauhaus so ruhig tut, weil er im Begriff steht, sie zu töten. Sobald er die Hände hebt, wird er in einer von ihnen eine Kanone haben. Bevor sie dann reagieren kann, hat sie sich schon eine Kugel eingefangen.
    Scheiße, denkt sie und zieht den Auslöser durch.
    Der Polizeirevolver springt une ein Alligator, der seine Beute zerreißt, und ein schweres Hohlmantelgeschoss pflügt durch eine Flasche Napoleon Brandy ein paar Zentimeter neben Bauhaus Kopf, bevor sie den Spiegel hinter der Bar in Tausende von glitzernden Silber-Speeren zerlegt. Der Lärm ist ohrenbetäubend, aber die Koksdrosseln auf dem Sofa rühren sich keinen Millimeter.
    Bauhaus zuckt heftig zusammen. Er hat beide Hände oben. Er hat sich so erschreckt, dass er seine Waffe fallen gelassen hat. Er hatte sich auf Beleidigungen eingerichtet, auf einen Höhepunkt, ein Duell. Bei Jamaicas Schuss versuchte er, blitzschnell zu ziehen, und dabei stieß seine große Automatik an die Kante der Bar und wurde ihm aus der Hand geschlagen. Sie ist ihm auf den Fuß gefallen. Sein Gesicht verzieht sich schmerzvoll, während immer noch Glassplitter um ihn herumfliegen.
    »Au, verflucht! «
    Sie behält die Pistole in einem beidhändigen Griff. Das sieht nicht nur richtig gefährlich aus, es hilft ihr auch, die Mündung unten zu halten. Das war mehr als Schwein, denkt sie.
    Der Zigarettenhalter aus Elfenbein hängt ihm vergessen im Mundwinkel. Die Zigarette ist herausgefallen und liegt glimmend auf dem dunkelblauen Teppich.
    »Komm da raus. « Sie hat ihre Nerven wieder unter Kontrolle.
    Bauhaus bewegt sich seitwärts, um hinter der Bar hervorzukommen, die Hände kraftlos an den Handgelenken und vor dem Aufschlag seines Seidenkragens überkreuzt. So mochte ein Krüppel zwei nutzlose Gliedmaßen halten, damit sie ihm einen Hauch von Schutz boten. Er trägt keine Hosen, nur seine Smokingjacke, die lose über seinen vorstehenden Bauch gegürtet ist. Jamaica sieht ihn zusammenzucken, als die Glassplitter sich durch die Sohlen seiner nackten Füße bohren. Die Vorstellung, wie er blutet, bestärkt sie in ihrem Vorhaben.
    Seine Augen schielen ein letztes Mal nach der heruntergefallenen Automatik. Die Augen sind feucht, blutunterlaufen, eingesunken. Er atmet schnell und flach. Sein von Panik erfasster Körper versucht das Dope mit Adrenalin zu verbrennen. Zu langsam. Auf krummen weißen Beinen steht er vor ihr, der Gnade der.357

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