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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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ihrer Erinnerung durchmachen müssen, und er ist es nicht wert, so viel Zeit in ihrem Kopf zu verbringen.
    Bauhaus kann ihre Wut nicht einschätzen. Das ist eine neue Erfahrung für sie.
    Sie will ihm gerade sagen, was er als Nächstes tun soll, als er zu handeln beginnt. Er schlägt sich mit der Handfläche hart ins Gesicht. Dann knurrt er. Aus dem Knurren wird ein Schrei. Ein Laut, wie ihn Karatekämpfer ausstoßen, um sich in Rage zu bringen.
    Bauhaus springt von seinem Stuhl und stampft auf blutigen Füßen auf sie zu. Die Muskeln in seinem Gesicht zucken, und Jamaica hat gerade genug Zeit, um sich zu erinnern, dass irgendwo zwischen der Tablettenmixtur bestimmt auch ein paar Ampullen PCP gewesen sind.
    Bauhaus hat sich die Ampulle direkt im Gesicht zerdrückt. Spitze Glasstückchen stecken noch in seiner Oberlippe.
    Sein Angriff ist tapsig und berserkerhaft. Was ihm an Grazilität fehlt, macht er durch Furor wieder wett. Seine Arme sind wie Klauen ausgestreckt.
    Sie reißt den Aktenkoffer mit der einen Hand hoch und schlägt ihm damit flach ins Gesicht. Gott, ist das Ding schwer, wo doch nur Papier drin ist. Sie hat nicht gut gezielt, aber es steckt Masse dahinter. Der Schlag lenkt Bauhaus Angriff so ab, dass er der Länge nach kopfüber in den abgesenkten Teil des Wohnzimmers fliegt.
    Statt dass sie versucht, aus dem Haus zu kommen, sprintet Jamaica in das erste Schlafzimmer. Das grüne. Zwei Türen weiter liegt Emilio immer noch im Koma, im Land der Träume, wo er eine Mordswut auf alles entwickelt.
    Bauhaus jault unzusammenhängend und versprüht Speichel. Die Adern um seine Augen schwellen an. Er streckt einen Arm und ein Bein durch die Schlafzimmertür, gerade als sie sie zuschlagen und schließen will.
    Sie tritt ihm hart genug gegen das Schienbein, dass sie das Fleisch bis auf den Knochen aufreißt. Er fühlt es nicht.
    Seine Hand grabscht blind nach ihrer Kehle, und sie muss den Koffer fallen lassen, um die Tür zuzuhalten. Die Tür geht zu und wieder auf, und er zwängt sein verletztes Bein hindurch, um sie zu treten. Jetzt gibt auch Jamaica ein Knurren von sich. Sie wirft sich mit der Schulter gegen die Tür und hört, wie zwei seiner Finger brechen, als er hastig versucht, seine Hand aus dem Spalt zu ziehen. Das Knacken der brechenden Knochen klingt wie Silvesterknaller.
    Sie überlegt sich, dass sie dem Leben von Bauhaus innerhalb der nächsten zehn Sekunden vielleicht doch noch ein Ende setzen muss. Es gelingt ihr, die Tür ins Schloss zu drücken, aber sie weiß, dass das Schloss nicht halten wird.
    Als Bauhaus sich das erste Mal gegen die Tür wirft, fällt ein gerahmtes Gemälde von der Wand, und der Rahmen und das Glas zersplittern auf dem Boden. Es zeigt einen menschlichen Schädel in ocker und ist mit kindischen Strichen von John Wayne Gacy signiert.
    Jamaica schnappt sich den Koffer und rennt zum Kleiderschrank. Wenn Bauhaus die Tür aufgesprengt hat, wird er zwei oder drei Sekunden brauchen, um sich umzusehen und sich zu orientieren. Sie rechnet mit dieser Galgenfrist, um sich den Hals zu retten.
    Wenn das Schlafzimmer eine Sackgasse wäre, dann müsste sie sich den Weg zur Vordertür freischießen. Ein Fenster einschlagen und sich so absetzen, ist in diesem Haus unmöglich – alle Fenster sind speziell gesichert und mit Alarmcodes versehen. Es gibt sogar kleine Gitter auf der Innenseite für die Klimaanlage. Jamaica ist nicht dumm genug, um in eine Sackgasse zu laufen, in der sie von einem Irren gestellt wird, der auf seine animalischen Instinkte reduziert ist. Sie hat sich extra das grüne Schlafzimmer ausgesucht, um in den Kleiderschrank zu schlüpfen.
    Bauhaus donnert gegen die Tür. In der Mitte zeigt sich ein Riss in dem Holz. Die Tür neigt sich ihr entgegen. Die Angeln reißen zur Hälfte aus ihren Befestigungen.
    Jamaica fegt die aufgehängten Klamotten in dem Schrank zur Seite, vor allem Mäntel, Schuhe, Wintersachen. Sie tastete herum auf der Suche nach dem großen roten Knopf. Sie weiß, dass er da ist. Wachsende Angst versucht, ihr die Kehle zuzuschnüren.
    Ihre Handkante gleitet an der Ecke des Stromkastens entlang. Er ist weiter hinten, als sie ihn in Erinnerung hat. Er ist in schmucklosem Grau gehalten, aus dem ein flexibles Kabel oben herausragt. Der Knopf ist in der Mitte der Box, in einem isolierten Ring, der verhindert, dass man ihn irrtümlich betätigt.
    Die Tür zu dem grünen Schlafzimmer zersplittert zu Streichhölzern und Sägespänen. Bauhaus stolpert hinein,

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