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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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immer noch schwerfällig mit seinem verletzten Bein. Er steht schwankend auf und zieht sich einen großen Holzsplitter aus der linken Brust. Mit Holzpflöcken lassen sich nicht alle Monster aufhalten.
    Seine Smokingjache ist aufgerissen, und der Gürtel baumelt lose herunter. Seine Füße sind bis zur Wade karmesinrot gefärbt, und er hat eine Erektion.
    Der Knopf gibt ein surrendes Geräusch von sich, wie Jamaica es vom Personaleingang einer Bank her kennt. Mit dem Geräusch wird die Rückwand des Schrankes für sieben Sekunden nach rechts weggleiten und sich dann wieder schließen. Sie kommt dann in der Garderobe im Foyer heraus und von da in den Raum mit den Spiegelwänden und den kugelsicheren Scheiben. Dann ist es nur noch ein halber Meter bis zur Haustür.
    Falls die Alarmanlagen des Hauses bisher noch nicht reagiert hatten, dann tun sie das spätestens dann, wenn Jamaica den Notausgang benutzt. Wenn man auf den großen roten Knopf drückt, ist das wie mit dem Knopf in all diesen Dritter-Weltkrieg-Filmen. Bauhaus’ Leibwächterregiment wird bis zum Kragen bewaffnet und mit gefletschten Zähnen angetrabt kommen. Um es profaner auszudrücken: Die Hölle wird los sein.
    Als ewiger Prahlhans war Bauhaus so dumm gewesen, ihr vor ungefähr einem Jahr den Knopf zu zeigen, nach zwei Stunden mittelmäßigen Sex und unzähligen Linien exzellenten Kokains. Jamaica hat Jonathan gegenüber Witze über die Geheimgänge in Bauhaus’ Wohnung gemacht. Jonathan ist mittlerweile tot, und Jamaica hat keine Lust, ihm Gesellschaft zu leisten.
    Die Rückwand braucht ihre Zeit, sich zu öffnen, während Bauhaus durch den Raum tobt, um sie zu töten.
    Sie durchquert die Schleuse mit dem Koffer voran. Er verpasst ihren Nacken, erwischt aber eine Handvoll von ihrem Haar und stemmt sich gegen den Schrank, als er versucht, sie an den Haaren wieder herauszuziehen. Durch den Ruck lässt sie den Koffer fallen, der ihr den Fuß quetscht. Wie kann Geld nur so schwer sein?
    Sie klammert sich mit den Händen an die Metallstange der Garderobe, während sie nach hinten gezogen wird. Die Sehen in ihrem Nacken sind gespannt wie Gummibänder und schießen Schmerzsignale durch ihre Schädeldecke. Die Tür schließt sich wieder.
    Für einen kurzen Moment wünscht sie, sie wäre diejenige, die all die Chemikalien intus hat.
    Bauhaus gibt noch ein Neanderthaler-Grunzen von sich und zerrt ihren Kopf zurück. Ihr Hinterkopf prallt auf die Türverkleidung, als die sich schließt. Ungefähr dreißig Zentimeter von ihrem Haar sind immer noch in seiner Hand auf der anderen Seite.
    Sie sehnt sich danach, ihn jetzt zu erschießen; ein Wunsch, der in seiner Intensität und Schärfe fast sexuell ist.
    Die Fluchttür lässt sich nur einmal betätigen. Man kann sie nicht wiederholt benutzen. Sie ist so konstruiert, dass sie solche Versuche zunichte macht, und lässt sich erst wieder öffnen, wenn auf der Uhr in der Box fünf Minuten vergangen sind. Bauhaus hat ihr auch das verraten, nicht ahnend, dass sie sein eigenes System einmal gegen ihn selbst einsetzen würde.
    Aber jetzt weiß er es, und das bedeutet, dass das Einzige, was Jamaicas Haar jetzt noch festhält, die Tür selbst ist. Bauhaus ist schon auf dem Weg durch das Haus, um sie abzufangen. Vielleicht gönnt er sich noch einen Moment, um sich ein Fleischermesser oder eine neue Pistole zu besorgen. Etwas, mit dem er ihr Schmerzen zufügen kann.
    Die Stoßkanten der Luke sind mit Metallklammern verstärkt und mit einer Gummidichtung versehen, damit die Tür besser schließt. Jamaica reißt sich zusammen, eins, zwei, drei, und dann stößt sie mit dem Kopf vorwärts. Haarwurzeln lösen sich. Zum Glück ist ihr Haar immer noch feucht durch die Aktivitäten mit Emilio, und durch einen Film von Angstschweiß auf ihrer Kopfhaut. Das hilft dabei, sich loszureißen, aber ihr Hinterkopf fühlt sich roh und blutig an. In ihrem Fuß pocht es,und sie muss sich zusammennehmen, um nicht zu humpeln.
    Sie ist gerade durch die Tür zum Foyer, als Bauhaus auf der anderen Seite des getönten Glases erscheint. Inzwischen ist er überall mit Blut bedeckt. Keiner von ihnen kann die Alarmsirenen hören, obwohl die Benutzung des Fluchtweges sie auf jeden Fall ausgelöst hat. Zwischen ihnen sind jetzt nur noch ein paar Zentimeter Panzerglas. Bauhaus tippt wie wild auf Knöpfen herum, um die Türen zu öffnen. In seiner Hast vertippt er sich und muss von vornbeginnen.
    Sie schnappt sich wieder den Aktenkoffer mit der linken Hand und

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