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Der Schacht

Der Schacht

Titel: Der Schacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Schow
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zieht die.357 mit der rechten. Aus einer Entfernung von weniger als anderthalb Metern leert sie das Magazin auf Bauhaus feiste Schreckensvisage. Das Spezialglas rettet ihm den Kopf, wie zu erwarten war, aber das Schauspiel, wie es splittert und Risse entwickelt, als die Polizeikugeln aufprallen, ist eindrucksvoll genug, dass er sich duckt. Als die Echos der Explosionen verebben, ist Jamaica schon zur Tür heraus und hinkt auf die beheizte Garage zu, die Bauhaus 1971er Corvette vor der Unbill des Wetters schützt.
    Keine Alarmsirenen hier draußen. Vielleicht hat Bauhaus sie versehentlich abgestellt.
    Ein Wagen des Sicherheitsdienstes biegt um die Ecke. Wenn sie mit der Corvette an ihnen vorbeirauscht, werden die Leibwächter sie für Bauhaus halten, und der Anblick des Polizeiwagens unten an der Auffahrt wird sie auch ein paar Sekunden zögern lassen.
    Man kann sich leicht in einem Schneesturm von diesen Ausmaßen verstecken.
    Die Ladung Drogen, die sie Bauhaus zu schlucken gezwungen hat, sollte bald ihre Wirkung entfalten. Sie muss.
    Eisige Luft streicht ihr über die Wangen. Mutter Natur in sadistischer Laune. Sie schlägt die Tür der Corvette zu und sperrt den Sturm aus. Bauhaus ist immer noch nicht aufgetaucht. Sie sieht Scheinwerfer, die die Einfahrt hochkommen. Ein drittes Auge, ein Scheinwerfer, der über der Tür montiert ist, sucht blind in dem Schneetreiben.
    Die Scheiben beschlagen, sobald der kirschrote Wagen aus der Garage heraus ist. Gut. Dann muss sie wenigstens den blöden Hut nicht wieder tragen.
    Als sie um den ankommenden Wagen herumschlittert, hupt sie zweimal. Ein zweiter Wagen folgt kurz danach. Schnappt sie euch, Jungs. Verteidigt das Haus und haltet dem Boss (beziehungsweise seinem Wagen) den Rückzugfrei.
    Sie kaufen es ihr völlig ab.
    Die Schnauze der Corvette erwischt die Straße mit dem Knirschen von festgefahrenem Eis. Das Wegschlittern nach links lässt sich nicht gegensteuern. Sie erwischt mit einer Breitseite einen vereisten Betonpfeiler. Der hintere Kotflügel auf ihrer Seite wird eingedrückt. Na und?
    Sie tritt die Bremsen voll durch, und die Corvette rutscht in eine vier Meter hohe Schneewehe, von der man mit Skiern abfahren könnte. Der Motor läuft weiter, während sie da sitzt und mit weifen Knöcheln das Lenkrad umklammert. Sie kämpft mit sich, um die Tränen und vielleicht auch einen Anfall von Hyperventilation zurückzuhalten, durch den sie gefährlich leicht ohnmächtig werden könnte.
    Fünf Sekunden vergehen. Kein Angriff erfolgt aus dem Haus über ihr. Sie stellt sich das Chaos vor. Zehn Sekunden.
    Ihr kommt eine Idee, der sie nicht widerstehen kann. Sie verliert keine Zeit, springt aus dem Wagen und setzt sie in die Tat um.
    Der Streifenwagen von Officer Stallis steht immer noch mit ausgeschaltetem Licht am Fuß der Auffahrt. Sie ist nur knapp daran vorbeigeschlittert. Die Schlüssel sind immer noch unter der Fußmatte. Jetzt ist nicht die Zeit, um sich zu freuen. Es hat schnell zu gehen, und dann sollte sie verschwinden.
    Sie schaltet das Licht und die Sirenen ein.
    Die volle Ladung von Licht und Lärm durchbricht die verschneite Dämmerung. Nachdem sie alle Türen abgeschlossen hat, wirft sie die Schlüssel so weit weg, wie sie nur kann; sie verschwinden in den Schneemassen und Sturmböen.
    Mit jedem Schritt zurück zu der Corvette fühlt sie sich leichter und befreiter.
    Die Kacke ist im Begriff, sich großflächig zu verteilen, aber sie fühlt sich gut, glaubt, dass sie es tatsächlich schaffen kann.
     
    Sie nahm noch einen erfrischenden Schluck aus Bauhaus Flachmann und überlegte sich, warum sie Cruz eigentlich im Bottomless Cup treffen müsste. Warum sollte sie zum Kenilworth Arms zurückkehren? Warum sollte sie nicht einfach auf die Autobahn nach Süden und direkt weiterfahren?
    Auf dem Boden neben dem Haliburton lag die große hässliche Automatik, die Bauhaus auf sie gerichtet hatte. Gott, das waren so viele Kanonen, dass sie tatsächlich eine übersehen hatte.
    Sie warf sie in eine entfernte Schneewehe. Als sie den Flachmann wieder ins Handschuhfach legte, fand sie die Wagenpapiere. Bauhaus’ Name stand nirgendwo. Natürlich nicht. Solche Dokumente waren sauber. Der Wagen gehörte einer völlig unverdächtigen Bank. Wenn sie von den Jungs mit den Marken angehalten wurde, konnte ihr eigentlich nichts passieren.
    Sie hatte Cruz versprochen, sie würde ihn treffen. Das schien ein Versprechen, dass sie bedenkenlos brechen konnte.
    Wenn Bauhaus aus seiner

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